Ein trauriges Lächeln umspielte ihre Lippen, während ihre Gestalt immer durchscheinender wurde. Er streckte die Hand nach ihr aus, aber wo er vorher noch eine Berührung verspürt hatte oder wenigstens das Gefühl, dass irgendwas in der Luft war, war nun nichts mehr. Nur die blasser werdende Gestalt seiner besten Freundin und großen Liebe.
„Es kann so nicht enden!“, rief er verzweifelt, betrachtete ihr wallendes Haar, ihre einst so leuchtenden Augen, in denen die Spuren des Lebens immer blasser wurden. Er hatte sie schon einmal verloren, wie sollte er es ein weiteres Mal überleben? Er wusste, dass er viele Fehler gemacht hatte, er hatte sie fortgestoßen, weil er geglaubt hatte, sie auf diese Weise zu beschützen. Weil er nur an seine Pflichten gedacht hatte, sich jegliche Gefühle verboten hatte. Und was hatte es ihm gebracht? Er hatte sie sterben sehen. Und dann war sie als Geist zurückgekehrt, von den Göttern geschickt, um ihre Aufgabe zu erfüllen. Er hatte so gehofft, dass die Götter ihr bei Erfolg eine zweite Chance, ein zweites Leben gewähren würden. Aber sie hatten versagt.
„Wusstest du, dass das Schicksal der Geister durch Gefühle bestimmt wird?“, erklang ihre sanfte Stimme. Sie war kaum noch mehr als ein Hauch, der mit dem Wind davongetragen wurde.
Er schüttelte den Kopf, während sich Tränen in seinen Augen sammelten. Er konnte doch nicht einfach zulassen, dass sie ging! Aber er konnte nichts tun, es gab keine Möglichkeit, sie zu retten. Es war zu spät.
Sie sprach weiter: „Liebe bindet Seelen an die diesseitige Welt. Und Schmerz treibt sie fort in die andere.“ Ihre Stimme war nur noch ein Wispern, das sich im Wind verlor. Ihre Seele war fort. Er blinzelte, doch vor ihm war keine Spur mehr von ihr zu erkennen. Als wäre sie niemals dort gewesen. Doch das Loch in seinem Herzen erinnerte ihn schmerzhaft daran, dass es kein Traum gewesen war.
Ob es etwas geändert hätte, wenn er ihr gesagt hätte, wie sehr er sie liebte, statt sie immer wieder zu verletzen?