Ihre Bilder gingen um die Welt.
Kim Gwang-jo aus Korea.
Taylor Jacobs aus den USA.
José Paredes aus Ecuador.
Mayari Rizal von den Philippinen.
Saa Kaita aus Guinea.
Nikolaj Popow aus Russland.
Und Emilia Berger aus Deutschland. Sie war die Anführerin. Niemand hätte das schüchterne, blonde Mädchen jemals für eine Heldin gehalten.
Die großen Helden, das internationale Team von Kämpfern, die die Welt vor Angriffen beschützt hatten. Und nun waren sie alle tot.
Ihre Identitäten waren stets ein Geheimnis geblieben, aber nun gab es keinen weiteren Grund, das Geheimnis zu wahren, weil keiner von ihnen länger am Leben war. Ihre Bilder wurden der Welt enthüllt und kaum einer war nicht überrascht gewesen. Für die Welt waren sie Helden gewesen, große Kämpfer, so weit von ihnen entfernt als gehörten sie einer anderen Welt an. Aber das waren sie nicht gewesen, sie waren Menschen – genau wie sie. Sie hatten unerkannt unter ihnen gelebt, hatten Freundschaften geschlossen ohne jemals etwas von ihrem geheimen Leben zu verraten.
Er schaute auf das Bild in seinen Händen. Es war erst vor wenigen Wochen aufgenommen worden und doch mittlerweile zerschlissen, weil er es so oft in der Hand gehabt hatte, seit sie tot waren. Sie alle, das ganze Team, standen Arm in Arm, schnitten Grimassen und machten Faxen. Sie alle lachten glücklich. Es war ein Schnappschuss gewesen, hatte einen normalen Moment eingefangen. Sie waren Kämpfer gewesen, aber sie waren auch Menschen gewesen.
Ihr letzter Kampf war um die Welt gegangen. Ein kleines Team gegen eine ganze Armee, ein verzweifelter letzter Kampf in Verteidigung der Menschheit, die es vielleicht gar nicht verdient gehabt hätte, gerettet zu werden. Nicht von den Menschen, die diese Bezeichnung wahrhaft verdienten. Die selbstlos gewesen waren und das Leben zu schätzen gewusst hatten.
Er hatte sie nicht als Helden gekannt. Er hatte sie als Menschen kennengelernt, mit Schwächen und Fehlern, aber einem unglaublichen Mut und einer Aufopferungsbereitschaft, die ihresgleichen suchte. Sie waren eine Familie gewesen.
Eine Träne tropfte auf das Foto in seiner Hand. Er fühlte sich schrecklich alleine mit seiner Trauer. Um ihn herum standen tausende Menschen, die ihren Helden die letzte Ehre erweisen wollten, die um ihre Helden trauerten. Aber er fühlte sich mit ihnen nicht verbunden. Sie hatten sie alle nicht gekannt. Sie hatten nicht die wundervollen Menschen gesehen, die Helden, die sich unter der Maske versteckt hatten. Für sie waren es nur Kämpfer gewesen, die sie beschützt hatten. Für ihn waren sie so viel mehr gewesen.
Sein Blick fiel auf einen dunklen Mantel nicht weit von ihm entfernt. Das Gesicht war unter einer Kapuze verborgen und doch löste die Gestalt etwas Vertrautes in ihm aus. Er schob sich durch die Menge auf die Gestalt zu. Für einen Moment versperrten ihm die Menschen die Sicht. Als er wieder auf die Stelle blicken konnte, an der er die Gestalt gesehen hatte, war sie verschwunden. Die Stelle war leer.
Hatte er sich das nur eingebildet oder war sie wirklich dort gewesen?