Sein Name war Jan-Renke. Er passte erstaunlich gut zu ihm, ein Name für einen ordnungsbewussten, jungen Mann mit blonden Haaren und Brille. Er studierte Medizin im ersten Semester und war gerade an die Uni gekommen. Es war ein ruhiges, unaufdringliches Selbstbewusstsein, das er ausstrahlte, und er hatte einen angenehmen Humor.
Wir lernten uns beim Sport kennen. Eigentlich begegneten wir uns dort, aber kennenlernen taten wir einander nicht. Ich wusste nicht mehr über ihn, als die wenigen Fakten, die er bei seiner Vorstellung allen gegeben hatte. Und das, was ich im Laufe der Zeit aus der Ferne über seinen Charakter lernen konnte.
All das hielt mich natürlich trotzdem nicht davon ab, ihn zum Mittelpunkt meiner Träume und Vorstellungen zu machen. Er wurde zu einer Projektionsfläche, auf die ich Hoffnungen und Wünsche projizieren könnte, ohne mich dafür in Gefahr begeben zu müssen.
So dachte ich zumindest.
Denn vielleicht war das doch die größte Gefahr. Als die Grenzen zwischen Realität und Traum immer mehr zu verschwimmen begannen.