Er kam durch die Grenzen der Welten zu mir. Von Anfang an spürte ich hinter seinen dunklen Augen Geheimnisse warten, spürte die Leidenschaft hinter seinem Zorn, spürte, dass er unsere Rettung sein würde.
Seit unserer ersten Begegnung an diesem schicksalhaften Sommertag im Wald, als wir noch Kinder waren, waren wir zusammengewachsen. Er war immer wieder fort gewesen, hatte Reisen durch Zeit und Raum gemacht, war auf Wegen geschritten, die nur er kannte und die ich niemals sehen würde. Doch immer war er wieder zu mir zurückgekommen. Einmal sagte er mir, dass es in allen Welten und allen Zeiten keinen schöneren Ort für ihn gab als mit mir. Sein Falke, mit dem er die Barrieren von Raum und Zeit durchschritt, war immer an seiner Seite. Ein mächtiges Tier, geboren aus der Magie, wie ich immer wieder an seinen goldenen Augen lesen konnte, die die Ewigkeit bereits gesehen zu haben schienen. Immer auf der Suche war Cedric durch alle Welten gereist und hatte doch immer wieder zu mir zurückgefunden.
Wir wurden älter. Und aus unserer Freundschaft entwickelte sich etwas weitaus Größeres, weitaus Tieferes. Wir beide spürten die Verbindung unserer Herzen und unserer Seelen, die uns niemals verlassen würde, die bis an das Ende aller Zeiten und Welten existieren würde.
Ich bat ihn, bei mir zu bleiben. Obwohl ich wusste, dass es seine Aufgabe war, die Welten zu beschützen. Aber ich hatte Angst, dass er eines Tages nicht zurückkehren würde. Er sagte, dass er für immer bei mir bleiben würde. Obwohl er wusste, dass er seine Aufgabe verletzen würde. Er sagte mir, er werde bleiben. Nachdem er noch ein letztes Mal fortgegangen sei.
Er ging und ich blieb wartend zurück. Der Sommer kam und ging wieder. Ebenso der Winter. Und wieder der nächste Sommer. Ich wartete weiter. Jahr um Jahr. Mein Herz voller Hoffnung, während mein Verstand mir sagte, dass er nicht wiederkommen würde. Nicht dieses Mal.
Ich versuchte, stark zu sein. Lächelte, wenn man es von mir erwartete. Und doch wusste ich, dass sie spürten, wie sehr ich darunter litt, dass er fort war. Sie ahnten, dass es mich ein Leben lang verfolgen und quälen würde, doch sie sagten nichts, weil sie wussten, dass sie machtlos waren. Machtlos gegen die Sehnsucht nach einem Mann mit braunen Locken und braunen Augen, der irgendwo weit entfernt, getrennt durch Welten und Zeiten, sein Leben lebte. Ob er noch an mich dachte? Warum war er nie zurückgekommen? Warum hatte er sein Versprechen nicht gehalten? Wie es ihm wohl ging? Was er wohl gerade machte?
Mit ihm an meiner Seite hätte ich den Frieden bringen können, hätte das Gleichgewicht meiner Welt wiederhergestellt. Zusammen hätten wir als weises und gerechtes Königspaar die Ordnung der Welt retten können. Doch ohne ihn war ich ein Nichts. Keine Königin und vor allem war ich ein Nichts ohne seine Liebe. Wir hätten bereits Kinder haben können, die unser Werk für die Ewigkeit bewahren würden. Aber das Universum war noch nie gerecht gewesen.
Ich liebte ihn so sehr, wie man jemanden nur lieben konnte. Die Sehnsucht nach ihm war wie eine Wunde in meinem Herz, die einfach nicht aufhörte zu bluten. Eine Sehnsucht, die mich niemals freigeben würde, weil meine Liebe unerwidert im Nichts verhallen musste. Mit jedem Tag, mit jedem Jahr umklammerte die Angst stärker mein Herz. Was, wenn ich ihn wirklich niemals wiedersehen würde? Ich wusste bald nicht mehr, wie ich auch nur noch einen Tag ohne ihn überstehen sollte. Ich fand die Kraft, ich funktionierte, und doch war ich innerlich gebrochen. Leer.
Ich sollte ihn niemals wiedersehen.