Die Nächte waren ihm schon immer lieber gewesen. In den Nächten war es still und die Menschen schliefen. Er kam nicht besonders gut mit Menschen zurecht, die Tiere waren ihm lieber, diejenigen, die die Menschen als Monster bezeichneten, waren ihm die liebsten. Es gab die Großen, die draußen um den Turm schwebten, wenn die Dunkelheit kam. Und die Kleinen, die die Menschen fürchteten, weil sie so anders aussahen als alles, was sie kannten. Weil sie sie nicht verstanden. Aber er tat es. Er kümmerte sich um sie, half ihnen, liebte sie. Auf seine Weise.
Und in den Nächten kam sie zu ihm. Sie war der einzige Mensch, den er mochte. Ihre Gesellschaft war angenehm. Auch wenn sie die meiste Zeit schwiegen, mochte er es, wenn sie bei ihm war.
Auch in dieser Nacht hörte er ihre Schritte auf den knarrenden Stufen, die hinauf zum Turm führten. Die Dachkammer war seit jeher sein Zufluchtsort gewesen. Es war ihr gemeinsamer Zufluchtsort. Sie setzte sich zu ihm, er warf ihr einen Blick aus dem Augenwinkel zu, sah ihr versonnenes Lächeln, als sie seine Tiere streichelte. Es war ihr Ritual, sie begrüßte immer jedes einzelne von ihnen, bevor sie sich neben ihn setzte.
„Warum kommst du nie an den Tagen zu mir?“, fragte er leise. Es war das erste Mal, dass er diese Frage stellte. Es hatte ihn so viele Nächte gekostet, bis er sich endlich überwunden hatte, bis er den Mut gefunden hatte, sie zu fragen.
„Spielt das eine Rolle?“, konterte sie.
„Ich würde mich freuen“, murmelte er. Es fiel ihm schwer, das zuzugeben. Er sprach nicht gerne über Gefühle, sie waren ihm oft fremd. Aber in ihrer Nähe fühlte er sich wohl und er wollte sie gerne bei sich haben.
Sie lächelte traurig. „Ich bin immer bei dir. Auch wenn du es nicht weißt.“
Verwirrt runzelte er die Stirn. Ihre Worte waren ein Rätsel und doch war da eine Ahnung. Die Ahnung, dass sie am Tag eine andere Gestalt besaß. „Ich möchte dir gerne helfen“, sagte er.
Sie lächelte. Es war traurig und erfreut zugleich. „Du hast schon jedes Monster geliebt.“