Es gibt keine Chance mehr, davon zu rennen. Zumal ihre alten Beine sie nicht mehr allzu sicher und vor allem nicht sehr schnell tragen. Die Welle kommt unaufhaltsam direkt auf sie zu, eine meterhohe Wasserwand, die alles mit sich reißt, was sich ihr in den Weg stellt: Autos, Brücken, Bäume, Häuser. Und Menschen. So viele Menschen. All diese Menschen hatten genauso wenig eine Chance, wie sie beide es jetzt haben. Die alte Frau wendet ihren Blick ihrem Mann zu. Dem Mann, mit dem sie seit über fünfzig Jahren zusammen durch das Leben geht. Dem Mann, den sie trotz Schwierigkeiten und Problemen, Konflikten und Streitereien immer noch genauso unverbrüchlich liebt wie bei ihrer ersten Begegnung. Zusammen haben sie alle Konflikte und Schwierigkeiten überwunden, haben nie aufgehört für einander und ihre Liebe zu kämpfen. Sie haben alles überstanden. Bis jetzt.
Er erwidert ihren Blick. In seinen Augen steht die gleiche Furcht, die gleiche Verzweiflung, die gleiche Traurigkeit. Und die Freude, dass sie an diesem Ende beisammen sind. Wortlos nehmen sie einander in den Arm. Halten sich am anderen fest, genießen die Wärme und Nähe des anderen und vergessen alles außerhalb dieser Umarmung. Sie sagen nichts. Brauchen keine Worte. Die Liebe, die sie füreinander empfinden, ist in jedem Atemzug spürbar.
Auch in ihrem letzten.