Es blieb ihnen nichts anderes übrig als das schwer beschädigte Schiff zu verlassen, das langsam aber sicher in den Fluten des Meeres versank. Die Schlacht war nicht gut für sie ausgegangen. Immerhin waren die Feinde verschwunden, sobald sie sicher gewesen waren, dass sie keine Gegenwehr mehr leisten würden. Vermutlich waren sie bereits auf der Suche nach dem nächsten Schiff, das sie versenken sollten. Erbittert wogten die Kämpfe seit Jahren hin und her, mal neigte sich das Kriegsglück zu ihrer Seite, mal zur anderen.
Es gab keine Rettungsboote auf dem Kriegsschiff, ihnen blieb nichts anderes übrig als ins Wasser zu springen. Sie brachten so viel Weg zwischen sich und das Schiff wie möglich, um nicht mit hinunter gezogen zu werden und sahen dann zu, wie die Wellen die letzten Überreste verschluckten.
Sie waren am Leben und doch gab es keine Hoffnung für sie. Das Land war Meilen entfernt, sie waren verloren auf offenen See. Unter ihren Füßen war nur Wasser, Meter und Meter um Wasser. Stundenlang trieben sie auf den Wellen, die hellen Sterne über ihnen waren ein letztes Symbol der dunklen Hoffnung auf ein Wiedersehen mit der Familie, mit der Heimat, für die sie gekämpft hatten.
Wie viel Zeit mochte ihnen noch bleiben, bis ihre Kräfte sie verließen? Wie lange, bis der Durst sie umbringen würde, während sie umgeben vom Wasser trieben?
Als sich das Morgengrauen am Horizont erhob und das Ende einer finsteren Nacht einläutete, zeichnete sich die Silhouette eines Schiffes vor der aufgehenden Sonne ab.
Ihre Feinde waren zurückgekehrt. Für einen Moment wurde die Feindschaft begraben und die Menschlichkeit überwog, die Erinnerung an die seemännische Art der Friedenszeiten, in der man Schiffbrüchige niemals zurückließ.
Sie wurden Kriegsgefangene. Doch sie waren am Leben. Und viele Jahre später sollten sie tatsächlich ihre Heimat und ihre Familien wiedersehen. Die Welt hatte sich verändert. Aber sie waren am Leben und hatten die Chance auf eine Zukunft.