Als sie den Auftrag erhalten hatte, war sie nicht begeistert gewesen. Die meisten Reporter hatten keinerlei Respekt für die Kameramänner und noch weniger für Kamerafrauen, sie hielten sich für den nächsten Superstar und verhielten sich arrogant und hochnäsig. Eine Woche mit einem Reporter auf einer Insel – das war in etwa ihr persönlicher Albtraum gewesen.
Doch Micah hatte sie überrascht. Er war freundlich, natürlich und humorvoll – und ziemlich tollpatschig. Die Zusammenarbeit mit ihm war großartig und selbst an den Abenden hatten sie oft zusammen in einem Restaurant oder am Strand gesessen, sich unterhalten oder einfach geschwiegen, ohne dass es jemals langweilig geworden war.
Heute war ihr letzter Tag und sie bedauerte, dass die Zeit so schnell herumgegangen war. Sie drehten nur noch einen letzten Ausschnitt ihres Beitrags, dann würden sie ihre Sachen packen und heimfliegen, wo sie wieder ihrer Wege gehen würden.
„Wie Sie sehen, ist das Wasser wundervoll klar.“ Micah, der mit hochgekrempelten Hosenbeinen im flachen Wasser stand, riss sie aus ihren Gedanken. Sie musste sich auf ihre Arbeit konzentrieren! Sie richtete die Kamera erneut aus, als sie sah, wie eine große Welle anrollte.
„Vorsicht, Micah!“, warnte sie, doch es war zu spät.
Die Welle riss Micah von den Füßen und er fiel rückwärts ins Wasser. Prustend richtete er sich wieder aus, seine Haare hingen ihm wirr ins Gesicht. Er sah zum Schießen aus und Alina konnte sich ein Lachen nicht verbeißen.
„Lachst du mich an oder aus?“, wollte er grinsend wissen. Er verzog das Gesicht, als hätte er Schmerzen. „Verdammt, ich glaube, ich habe mich am Fuß verletzt.“
Besorgt legte sie die Kamera weg und trat auf ihn zu, um ihm aus dem Wasser zu helfen und seine Verletzung zu begutachten. Doch als sie ihm die Hand hinstreckte, ergriff er sie und zog kräftig daran, sodass sie halb auf ihm landete. Er drehte sie herum, sodass sie auch einen kurzen Tauchgang machte.
Sie spuckte Salzwasser aus, als sie sich wiederaufrichtete. „Du hast mich angelogen.“
„Nur eine kleine Täuschung“, grinste er.
„Na warte!“ Sie schaufelte ihm eine Ladung Wasser ins Gesicht. Und schon gab es eine tolle Wasserschlacht. Das war ein guter Abschluss für eine wundervolle Woche.