Als er in den Sanitätsraum humpelte, verdrehte sie bloß die Augen, was er mit einem schiefen Grinsen kommentierte. „Ich bin im Sportunterricht gestolpert“, erklärte er.
„Sicher“, spottete sie und kramte nach den Kühlkissen, das sie ihm mit einigen geschickten Handgriffen vorbereitet reichte. Es war nicht das erste Mal, dass er hier war, mittlerweile waren sie ein eingespieltes Team. Im Grunde war er jede Woche hier. „Du solltest wirklich mal etwas gegen deine Tollpatschigkeit unternehmen, bevor du dir noch das Genick brichst“, riet sie ihm.
„Machst du dir Sorgen um mich oder fürchtest du nur, dass dir langweilig werden könnte, wenn ich nicht mehr regelmäßig hier bin?“, konterte er und presste das Kühlkissen an seinen Fuß. Er sog zischend die Luft ein, es war wirklich verdammt kalt. Aber das war es ihm wert. Denn eigentlich tat ihm der Knöchel gar nicht weh – er war nur hier, um sie zu sehen.
Sie antwortete nicht auf seine Frage. „Wie kommt es eigentlich, dass dir immer nur etwas passiert, wenn ich Dienst habe?“, fragte sie ihn und schaute ihn direkt an. Er hatte nie schönere Augen gesehen…
Er schluckte, sie war wohl endlich dahintergekommen, dass er alles nur vorgab, um sie zu sehen. Hier im Sanitätsraum waren sie für sich, wenn sie in der Klasse waren, dann beachtete sie ihn nie. Zu Anfang hatte er geglaubt, dass sie seine Beliebtheit einschüchterte, doch bald hatte er festgestellt, dass sie das nicht davon abhielt, ihm Kontra zu geben. Sie bevorzugte es einfach, alleine zu sein – vor allem bevorzugte sie es, wenn er abwesend war. Doch hier konnte sie ihm nicht ausweichen, hier musste sie ihren Pflichten nachkommen. Also hatte er nach dieser Erkenntnis – und seiner einzigen echten Verletzung – beinahe jede Woche einen Unfall vorgetäuscht, um hierher kommen zu können. Seine Freunde zogen ihn deswegen bereits auf, doch das kümmerte ihn nicht. Er wollte sie sehen, mit ihr reden, sie kennenlernen – doch sie gab ihm nie die Chance dazu, denn selbst, wenn sie hier alleine waren, bekam er kaum mehr, als einige kritische Blicke aus ihren wunderschönen Augen und einige spitze Bemerkungen, die ihre zum Küssen einladenden Lippen verließen.
„Ich hab mich schon gefragt, wann du dahinterkommst.“ Er grinste lässig und lehnte sich zurück, nicht halb so entspannt, wie er sich gab. Dies war der entscheidende Augenblick.
„Wohinter kommen?“, hakte sie nach.
„Dass ich nur hier bin, um dich zu sehen“, bekannte er.
Es war das erste Mal, dass er sie wirklich sprachlos erlebte. „Warum solltest du das wollen?“, wollte sie schließlich wissen.
„Weil ich mich vom ersten Augenblick an rettungslos in dich verliebt habe.“