Die Höhle aus Kissen und Decken erinnert mich schmerzlich an die Kindheit zurück, an eine Zeit, als die Welt noch in Ordnung war. Ich starre an die bunte Flickendecke, die ich über mir gespannt habe, und stelle mir vor, wie meine beste Freundin zu meiner Rechten liegt und mein bester Freund zu meiner Linken.
Ich stelle mir vor, wie wir zusammen lachen. Wie meine beste Freundin einen ihrer schlechten Witze erzählt, wie ich einen verschwörerischen, vertrauten Blick mit meinem besten Freund wechsle und wir trotzdem lachen, weil es sich so gehört. Freunde halten zusammen.
Ich stelle mir vor, wie wir Geheimnisse miteinander teilen und Pläne für Abenteuer schmieden, bis wir schließlich müde einschlafen in dieser Höhle, in der es nur uns drei gibt und der Rest der Welt weit entfernt, weil sie keine Bedeutung hat, wenn wir zusammen sind.
Aber ich bin alleine. Die Plätze an meiner Seite sind frei und mir fehlt die vertraute Wärme.
Wir waren die drei Musketiere, die immer zusammenhalten wollten, was auch kommen würde. Ein Versprechen von Kindern, die noch keine Ahnung davon hatten, wie grausam die Welt wirklich ist.
Meine beste Freundin wird nie wiederkommen. Ein Autounfall hat sie viel zu früh aus dem Leben gerissen. Und plötzlich gab es nur noch zwei Musketiere – meinen besten Freund und mich. Doch die Trauer hat uns entfremdet. Bis es nur noch mich gab.
Ich vermisse meine beste Freundin. Ein Jahr ist es nun bereits her. Ich vermisse meinen besten Freund, der sein Leben weiterlebt. Mit neuen Freunden. Während ich in der Vergangenheit feststecke, mich an die Erinnerungen klammere, mich zurück zu den Zeiten sehne, in denen die Welt für mich noch in Ordnung war, als ich noch nicht die Bedeutung von Tod und Schmerz kannte.
Die Decken bewegen sich, der vertraute Geruch meines besten Freundes umhüllt mich, als er sich neben mich legt und den Platz an meiner linken Seite füllt. Ich starre weiter hinauf zu der bunten Decke, die mich so sehr an all die lang vergangenen Stunden in dieser Höhle erinnert.
Ich bin ihm dankbar, dass er heute gekommen ist. Ich werde ihn halten und für ihn da sein, so wie ich es immer getan habe, bis er morgen wieder gehen wird und vergessen, dass es niemanden mehr gibt, der für mich da ist.
Denn es ist nur ein Traum und die Wärme nur eine Illusion.
Der Schmerz aber wird für immer bleiben. Denn manche Dinge vermisst man für immer.