Auch von hoch oben auf den Klippen kann ich die Wellen hören, wie sie gegen den Fels schlagen, ihn bekämpfen, er, der ihnen im Weg steht, der sie hindert, das Land für sich zu erobern. Er steht da wie ein König, doch mit jedem Jahr verliert er mehr an Substanz.
Ich schmecke den salzigen Geschmack der See auf meiner Zunge und rieche den Geruch des Meeres, den der Wind mit sich trägt, der kraftvoll an meinen Haaren reißt und meine Haut streichelt. Weit erstreckt sich das sturmgraue Meer vor mir, aufgewühlt, aufgepeitscht. Es reicht bis an den Horizont, lockt mich, verführt mich.
Aber ich kann seinem Ruf nicht folgen.
Das Meer war einst mein Zuhause. Nun bin ich getrennt von ihm, muss mich verstecken, verbergen in einer Welt, die nicht die meine ist.
Ein einziger Fehler, der mich von einer Meeresprinzessin in einen verhassten Menschen verwandelt hatte. Ein Fehler und nur eine Chance, um ihn wieder gut zu machen: Ein reines Herz als Preis für meine Rückkehr in mein altes Leben.
Es war schwer gewesen, ein reines Herz zu finden. Und eines Tages war ich beinahe zufällig über ihn gestolpert. Der Junge mit den blauen Augen. Blau wie das Meer im Schein der Sonne.
Ich konnte es nicht. Ich konnte ihm nicht das Herz rauben. Denn meines gehört ihm. Doch ich gehöre in die See. Die meiste Zeit meines Lebens hatte ich unter Wasser verbracht, die Unterwasserwelt war mein Traum. Denn wenn ich auf See bin, träume ich.
Ein Sprung.
Zurück in meine Welt, in die ich nicht mehr gehöre.