„Glaubst du wirklich, ich könnte es dir jemals verzeihen?“ In den Augen seiner Frau standen Tränen und ihre Stimme brach. Auch nach all der Zeit tat es ihr noch weh, was er getan hatte, und er bereute es, dass er ihr weh getan hatte.
Er schaute in ihre Augen. Augen, die er einst so geliebt hatte. Und dann hatte der Alltag sie eingeholt, sie hatten nebeneinander her gelebt, hatten sich um ihre Kinder gekümmert und hatten kaum mehr Zeit füreinander gehabt. Sie hatten nicht an ihrer Ehe gearbeitet und hatten sich auseinander gelebt.
Und dann hatte er sie kennengelernt. Eine aufregende, junge Frau, die ihm wieder das Gefühl gegeben hatte, lebendig zu sein. Er hatte ein Abenteuer erlebt. Süchtig nach diesem Gefühl hatte er seine Frau verlassen. Zwanzig Jahre waren sie verheiratet gewesen und in einem Wimpernschlag hatte er alles zerstört.
Er erinnerte sich, wie wütend sie gewesen war. Sie hatte eine Vase nach ihm geworfen, bevor sie weinend zusammengebrochen war. Er wusste, dass die Wunden, die er in ihrem Herz geschlagen hatte, niemals heilen würden. Er bereute, dass er sie verletzt hatte.
Und dann hatte er gemerkt, dass ihn dieses Leben nicht erfüllte. Er sehnte sich nach der Beschaulichkeit, nach der Geborgenheit seiner Familie. Er bereute, dass er ihre Liebe mit Füßen getreten hatte. Er bereute, dass er sie verlassen hatte.
Sie hatte versucht, ihr Leben zu leben, ihre Freiheit auszunutzen und alles auszuschöpfen, was sie bisher an seiner Seite verpasst hatte. Doch am Ende hatte sie sich immer nach ihm gesehnt. Er wusste das, weil er sie so gut kannte wie sich selbst. Vielleicht sogar besser, weil er bei ihrer Hochzeit niemals gedacht hätte, dass es enden würde. Und dass es seine Schuld wäre. Seine Entscheidung.
Er hatte sie geliebt, seit sie ein kleines Mädchen war. Sie waren zusammen aufgewachsen, beste Freunde, die immer füreinander da waren. Sie hatten einander auf jede erdenkliche Art geliebt: als Freunde, als Partner, als Ehepartner. Er hatte gedacht, dass er mit ihr alt werden würde. Doch er hatte sein Versprechen gebrochen und sie im Stich gelassen.
Er hatte sie mit den Kindern alleine gelassen, die sich über den Bruch der Familie entzweit hatten. Seine Tochter gab ihm die Schuld und war wütend über seine Affäre gewesen. Sie hatte seit der Trennung kein Wort mit ihm geredet. Sein Sohn war noch zu jung, um wirklich zu verstehen, was geschehen war. Er gab seiner Mutter die Schuld, die es schwer mit ihm hatte. Sein Sohn hatte zu ihm ziehen wollen, aber er war so auf seine Sehnsucht nach Freiheit und Abenteuer fixiert gewesen, dass er sogar ihn vergessen hatte. Und sein Sohn hatte begonnen an seiner Liebe zu ihm zu zweifeln. Wie hatte er es nur so weit kommen lassen?
Dunkle Schatten unter den Augen seiner Frau kündeten von ihrer Erschöpfung, er hatte sie im Stich gelassen und sie hatte alles alleine machen müssen. Viel Arbeit, viel Stress. Und er war nicht da gewesen, um sie zu trösten, wenn sie weinte, weil ihr alles über den Kopf wuchs, sondern hatte ihre Tränen verursacht. Er war nicht da gewesen, um ihr zu helfen und sie in den Arm zu nehmen, um ihr zu sagen, wie sehr er sie liebte. Denn das tat er. Schon immer und für immer. Und irgendwann würde sie ihm vielleicht wieder glauben.
„Ich bin schon glücklich über die Möglichkeit, ein Leben lang zu versuchen, dass du mir verzeihst. Bis du mir wieder glaubst, dass ich dich liebe und meine Entscheidung der größte Fehler meines Lebens war und ich ihn mehr bereue als alles andere.“