Lange hatte er nach ihr gesucht. Nach dem zweiten Teil eines Ganzen. Die noch Lebende eines Zwillingspaares, über das Legenden geschrieben worden waren. Zusammen hatten sie die gefährlichsten Situationen auf sich genommen, hatten sie immer mit einem Lachen und einem dummen Spruch auf den Lippen durchgestanden. Ihre schrägen Wetten waren legendär, ihre Fröhlichkeit hatte selbst die Feinde ins Wanken gebracht. Nichts hatten sie ernst nehmen können, aber wer konnte es ihnen verdenken, wo sie doch nicht nur die verrückten Zwillinge waren, sondern auch die mächtigsten? Niemand konnte sie aufhalten, es gab keinen Kampf, den sie nicht gewannen.
Zusammen hatten sie jeden Kampf gemeistert und den Menschen wieder Hoffnung geschenkt. Zusammen waren sie unaufhaltsam gewesen.
Und dann kam dieser eine letzte Kampf, der so anders enden sollte als alle vorher. Sie gewannen auch diesen Kampf – doch der Junge starb. Das Mädchen verschwand. Niemand hatte je wieder etwas von ihr gehört, als hätte sie sich komplett aus der Welt zurückgezogen.
Lange hatte er nach ihr gesucht, sie war seine letzte Hoffnung. Nur sie konnte ihnen noch helfen. „Ohne dich werden wir den Krieg verlieren“, sagte er.
„Dann habt ihr bereits verloren“, antwortete sie mit einem traurigen Lächeln, das verriet, dass sie nicht mehr kämpfen wollte. Ohne ihren Bruder erschien sie machtlos, hilflos. „Denn nicht alle Legenden sind wahr.“
Zu spät verstand er, dass seine letzte Hoffnung eine Enttäuschung war, dass die Geschichten nichts weiter als eine Erfindung waren, die den Menschen Hoffnung und Kampfgeist schenken sollten.
Denn nicht alle Legenden sind wahr.