Nadel sticht
den weichen Untergrund
glasklare Sache
Monorhaphis chuni ist eine Art der Glasschwämme, die auf weichem Substrat in der Tiefsee lebt. Die Art ist bemerkenswert durch ihre gigantischen Skelettnadeln (Spicula), die bei etwa acht Millimeter Dicke eine Länge von drei Metern erreichen können. Diese gigantischen Basalnadeln ragen nach unten weit unter dem Schwammkörper hervor; dieses untere Ende steckt im weichen Substrat des Meeresbodens und verankert den Organismus darin und erlaubt so dem eigentlichen Schwamm eine höhere Postion einzunehmen.
Es handelt sich dabei um die größte biogene silikatische Struktur des gesamten Tierreichs. Diese ist im Querschnitt in drei Zonen unterteilbar. Ein dünner, zentraler Achsfaden, den ein Achszylinder aus amorphem Silikat von etwa 100 bis 150 Mikrometer umgibt. Sowie dem eigentlichen Hauptteil der Nadel, welcher aus 300 bis 800 dünnen, konzentrischen Lamellen besteht. Die Nadeln bestehen, wie typisch für Glasschwämme, aus wasserhaltigem, nicht kristallinem Siliziumdioxid (biogenem Opal). Die Lamellen selbst sind mit Proteinen (Silicatein) gefüllt, sodass ein sich ein Verbundmaterial von ungewöhnlicher Festigkeit ergibt. Im Besonderen ist die Biegefestigkeit dieser riesigen Nadeln um einiges höher, als die reiner Glasnadeln. Das Silicatein ist dabei nicht nur ein Strukturprotein, sondern auch eine Folge enzymatischer Abscheidung des Siliciumdioxids, welches sich in der Umgebung des Schwammes befindet. Wodurch wiederum ein weiteres Enzym, Silicase, in Lösung gehalten wird.
Neben der Hauptnadel existieren 14 weitere, deutlich kleinere, Nebennadeln.
Monorhaphis chuni wird im Indischen Ozean und dem angrenzenden Westpazifik gefunden, zum Beispiel vor der Küste von Somalia, der Insel Sansibar, Chinas, Indonesiens, der Andamanen und der Philippinen. In einer Tiefe von 516 bis zu 1920 Meter. Damit das auch so bleibt, sollten wir die Welt retten!
Bilder:
- https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Monorhaphis_chuni_2008.jpg
- https://www.researchgate.net/figure/Deep-sea-Hexactinellida-sponge-Monorhaphis-chuni-a-Dried-specimen-of-a-moderate_fig3_327543450
Quellen
- Konstantin R. Tabachnick: Family Monorhaphididae Ijima, 1927. In: John N. A. Hooper, Rob W. M. Van Soest, Philippe Willenz (editors): Systema Porifera. A Guide to the Classification of Sponges. Springer, 2002. ISBN 978-0-306-47260-2, S. 1264–1266.
- Xiaohong Wang, Lu Gan, Klaus P. Jochum, Heinz C. Schröder, Werner E. G. Müller: The Largest Bio-Silica Structure on Earth: The Giant Basal Spicule from the Deep-Sea Glass Sponge. In: Evidence-Based Complementary and Alternative Medicine. Nr. 540987, 2011, S. 1–14, https://downloads.hindawi.com/journals/ecam/2011/540987.pdf Abgerufen am 3.06.2023
- Klaus Peter Jochum, Xiaohong Wang, Torsten W. Vennemann, Bärbel Sinha, Werner E.G. Müller: Siliceous deep-sea sponge Monorhaphis chuni: A potential paleoclimate archive in ancient animals. In: Chemical Geology. Band 300-301, 2012, S. 143–151, https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0009254112000277?via%3Dihub Abgerufen am 3.06.2023
- G. Wörheide, M. Dohrmann, D. Erpenbeck, C. Larroux, M. Maldonado: Deep Phylogeny and Evolution of Sponges (Phylum Porifera). In: Advances in Marine Biology (= Advances in Sponge Science: Phylogeny, Systematics, Ecology). Band 61. Academic Press, 2012, Kap. 1, S. 1–78, https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/B9780123877871000076?via%3Dihub Abgerufen am 3.06.2023
- Karl Eilhard Schulze (1902): Hexactinellida. In: Carl Chun (Herausgeber): Wissenschaftliche Ergebnisse der Deutschen Tiefsee-Expedition auf dem Dampfer "Valdivia" 1898-1899 https://archive.org/details/wissenschaftlich04chun Abgerufen am 3.06.2023