Dach der Welt
Auch hier sind sie
Ein Glück!
Die Himalaya-Spinne (Euophrys omnisuperstes) ist eine Spinnenart aus der Familie der Springspinnen (Salticidae). Wie der Name vermuten lässt lebt diese Art im Himalaya, darauf verweist auch der Artname omnisuperstes, welcher so viel bedeutet wie "am höchsten von allen", was mehr als zutreffend ist. Denn die Himalaya-Spinne lebt in Höhen zwischen 4419 und 5943 Metern. Ein in 6705 Metern Höhe gesammeltes juveniles Exemplar war allerdings in schlechtem Zustand, es ist unklar, ob die Höhe für diese Spinnen dann doch zu hoch war, oder das Exemplar aus anderen Gründen in schlechtem Zustand gewesen ist.
Die Art wurde bereits 1924 von R.W.G. Hingston bei der dritten britischen Expedition zum Mount Everest bis zu einer Höhe von 6700 Metern beobachtet. Die von ihm gesammelten Exemplare blieben jedoch im Britischen Museum lange unbeachtet. Bzw. es gab sogar richtige Kontroversen darüber, ob diese Spinnen Irrgäste sind oder dauerhaft auf dem Dach der Welt überleben könnten. Die Entdeckung von adulten Tieren zusammen mit kleinen Fliegen und Springschwänzen durch Swan (1961) auf verschiedenen Höhenlagen im Himalaya zeigte jedoch deutlich, dass diese Springspinnen keine Irrgäste waren und wirklich dauerhaft in dieser unwirtlichen Umgebung leben.
14 Jahre später (1975) erfolgte die systematische Erstbeschreibung durch F. R. Wanless, Kurator im Britischen Museum, der auch den wissenschaftlichen Namen einführte.
Doch wie kommen winzige Spinnen, Fliegen und Springschwänze so weit hoch? Grund dafür sind Winde, welche diesen kleinen Tieren, samt Vegetation immer wieder auf die Hochgebirgskämme trugen. Größere Tiere waren schlicht zu schwer und so entwickelte sich ein Miniökosystem voller Winzlinge.
Das überraschende dabei ist, dass keines der Tiere eine körperliche Anpassung an einen solchen Lebensraum zeigt und den Arten des Tieflandes stark ähneln.
Doch wenn sie wie die Verwandten aus dem teilweise tropischen Tiefland gebaut sind, wie überleben die Himalaya-Springspinnen die frostigen Nächte und eiskalten, sonnenlosen Tage im Hochgebirge?
Offenbar legen die kleinen Spinnen für solche Tage/Zeiten kleine Kokons aus Spinnenseide an, die selbst unter Geröll verborgen sind, wo es etwas wärmer ist. Die noch kleineren Fliegen und Springschwänze dürften sich wohl noch besser in tiefere Erdspalten zurückziehen können.
Eine faszinierende Art die es zu schützen gilt, ein guter Grund die Welt zu retten!
Bilder
Quellen
- F. R. Wanless: Spiders of the family Salticidae from the upper slopes of Everest and Makalu. In: Bulletin of the British Arachnological Society. Band 3, Nr. 6, 1975, ISSN 0524-4994, S. 132–136 britishspiders.org.uk/bulletin/030505.pdf Abgerufen am 8.11.2021
- Dhruba Chandra Dhali, Tapan Kuamr Roy, Sumana Saha, Dinendra Raychaudhuri: On two Euophrys C. L. Koch species new to India (Araneae: Salticidae). In: Munis Entomology & Zoology. Band 9, Nr. 1, 2014, S. 143–149 https://www.munisentzool.org/yayin/vol9/issue1/vol9issue1-6709253.pdf Abgerufen am 8.11.2021
- Lawrence W. Swan: The Aeolian Biome. In: BioScience. Band 42, Nr. 4, 1992, ISSN 0006-3568, S. 262–270.