Vergraben schläft
ein Kraut alter Zeiten
Nass und Wild
Trithuria inconspicua ist eine kleine Wasserpflanze aus der Familie der Hydatellaceae, die nur in Neuseeland vorkommt. Die Pflanze erreicht eine Größe von 4 Zentimetern und wächst in Wassertiefen von 5 bis 7 Metern und ist auf die Süßwasserseen der Regionen Northland und Fiordland der Nord- bzw. Südinsel beschränkt. Die Pflanze besteht aus mehreren 20 bis 40 Millimeter kleinen Büscheln und faserigen Wurzeln und ist häufig teilweise unter Sediment oder Algen begraben, sodass nur die Blattspitzen herausschauen. Da die Pflanze einhäusig ist, finden sich einzelne männliche und weibliche Blüten auf derselben Pflanze, in der Natur sind Pflanzen mit Blüten beiderlei Geschlechts jedoch selten. Die männlichen Blüten bestehen aus leuchtend roten, 10 Millimeter langen Staubfäden, während die weiblichen Blüten gelbbraun sind und 5 bis 10 Griffel haben, die an der Spitze gebündelt sind.
Aufgrund molekularer Daten eines einzelnen Plastidengens (rbcL) hielt man Trithuria inconspicua ursprünglich für eine Monokotyle. Dies stellte sich aber als nicht zutreffend heraus und so wurde die Art samt anhängender Gattung und Familie den Seerosen (Nymphaeales) als Schwestergruppe zugeordnet. Was auch bedeutete, dass die Pflanzenart die zweitältsteste Linie aller Blütenpflanzen darstellen und nur der holzige neukaledonische Strauch Amborella trichopoda eine noch ältere Blütenpflanzenlinie bedeutet.
Doch genau diese vorhersschende Meinung wurde 2013 durch eine neue Studie ins Wanken gebracht. Diese Studie zeigte, dass Trithuria inconspicua die älteste Linie der Bedecktsamer darstellt, wenn man stark variable Standorte aus dem Datensatz entfernte. Dieser Ansatz wurde von einer anderen Forschergruppe heftig kritisiert.
Einer der Hauptgründe für das Interesse an dieser Frage besteht darin, dass die Einordnung von Trithuria inconspicua an die Basis der Bedecktsamer-Linie nahelegen würde, dass die ersten Bedecktsamer weichkörperige Wasserpflanzen und keine holzigen Landpflanzen wie Amborella waren.
Diese konkurrierenden Theorien wurden mit den scherzhaften Bezeichnungen "nass und wild" und "dunkel und gestört" versehen. Und alleine schon für diese Debatte ist es wichtig, diese Pflanzen zu erhalten, sie sind Zeugnisse längst vergessener Zeiten und damit ein guter Grund, die Welt zu retten.
Bilder
Quellen
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