Wassilio nickte zustimmend. Dann fragte er: „Ihr sagtet, ihr braucht meine Hilfe. Um was genau geht es dabei?“
Die Geschwister sprachen: „Es geht um die Feuerblumen, die scheinbar nur hier in deinem Reiche wachsen. Diese Feuerblumen sollen das einzige Mittel gegen die Seuche sein, die gerade überall in den Welten grassiert.“
„Eine Seuche?!“
„Richtig. Wir wissen nicht woher sie genau kommt, haben allerdings eine Vermutung. Die Leute die von ihr betroffen sind, erfrieren langsam von innen heraus. Schliesslich versagen ihre Organe, sie fallen ins Koma und sterben.“
„Sie erfrieren von innen heraus? Das muss ein furchtbarer Tod sein. Wenn ich könnte würde ich jetzt erschaudern, denn Erfrieren ist das Schlimmste, das Feuergeister sich vorstellen können. Und die Feuerblumen sollen also in der Lage sein, diese armen Seelen zu heilen?“
„Ja, wir hoffen natürlich es stimmt auch.“
Es ist gut, dass ihr zu mir gekommen seid. So kann ich euch bei eurer Suche unterstützen.“
„Du hilfst uns?“
„Ja, allerdings, denn so einfach sind die Feuerblumen nicht zu finden. Aber tatsächlich könntet ihr auch etwas für mich und mein Volk tun.“
„Sollen wir uns um Valiocha kümmern?“
„Das wäre sehr ehrenwert von euch.Vielleicht findet ihr ja eine Lösung, um ihn zur Strecke zu bringen.“
Benjamin erwiderte ernst: „Das ist keine einfache Aufgabe, du sagtest uns ja selbst, dass du nichts gegen ihn tun konntest.“
„Ja, weil Valiocha imstande ist, die Kraft der Feuergeister zu absorbieren, sich sozusagen von ihr zu ernähren. Auch meine Energie hätte er damals beinahe absorbiert. Ich kam nur knapp mit dem Leben davon.“
„Das ist allerdingst übel. Aber kann man diesen Lavadrachen überhaupt irgendwie töten?“
„Er ist jedenfalls nicht unsterblich und da ihr keine Feuergeister seid, habt ihr eine bessere Chance ihn zu besiegen. Vielleicht mit Magie oder eine mächtigen Waffe, wie damals bei Xantie?“
„Eine mächtige Waffe…“ sprach Pia nachdenklich „eigentlich haben wir ja so eine Waffe bekommen, Benjamin.“ „Ach ja genau! Den Weissen Diamantdolch von Aurelia!“ rief dieser. „Tatsächlich könnte das funktionieren. Wir versuchen es auf jeden Fall.“
„Wenn es das gelingen würde, könntet ihr euch unserer Dankbarkeit, auf ewig sicher sein,“ sprach Wassilio.
„Und euch die unsere, wenn wir die Feuerblumen finden und mitnehmen dürfen.“
Der Feuerkönig nickte und sprach: „Also gut, dann machen wir uns also auf den Weg. Die Blumen wachsen im Inneren der Vulkane.“
„Im Inneren der Vulkane?!“ rief Pia erschrocken „aber wie kommen wir an sie heran? Das ist unmöglich.“
„Nicht, wenn ihr mich dabeihabt, darum werde ich euch ja auch begleiten,“ meinte der König und grinste selbstgefällig.
„Also gut, wo fangen wir an?“
„Am besten gleich da oben, im naheliegenden Vulkan. Wir müssen hinauf zum Krater. Dort steht mein Feuerflusskreuzer bereit.“
„Feuerflusskreuzer?“ fragte Micha fasziniert.
„Genau. Es ist ein besonderes Schiff. Ich benutze es oft, wenn ich mein Volk im Vulkan besuche. Das hat so etwas… Majestätisches. Es wird euch gefallen.
„Dann verlieren wir keine Zeit mehr!“ rief Malek. „Die Kranken brauchen unsere Hilfe.“ Er wollte sich auf den Weg machen, doch der König hielt ihn nochmals zurück. „Ihr solltet noch wissen, dass auch der verderbte Lavadrache Valiocha, irgendwo hier im Vulkan lebt. Wir müssen sehr vorsichtig sein.“
Im Inneren Des Vulkans
Der Feuerflusskreuzer war wirklich ein eindrückliches Schiff. Er schwamm auf einem der Lavaflüsse, welche aus dem Vulkan kamen und war aus demselben roten, pulsierendem Material gefertigt, wie Wassilios Schloss.
„Feuerflusskreuzer sind sehr widerstandsfähig,“ erklärte der König „die Lava kann ihnen nichts anhaben. Dank einer Vorrichtung am Heck, können diese Schiffe auch stromaufwärts fahren. Sonst könnte man gar nicht ins Innere des Vulkans gelangen.
„Wie sieht es da drin eigentlich aus?“ fragte Pia.
„Eine Menge Feuer und überall Lavaströme und Lava Seen. Glaubt ihr wirklich eure Gewänder halten das aus?“
„Ja, wir sind damit schon einmal durch die Unterwelt gegangen.“
„Viele glauben, dass Vulkane sogar die Pforten in die Unterwelt sind,“ meinte Wassilio. „Aber das ist alles Blödsinn! Auch wenn Vulkane tief ins Erdinnere reichen, haben sie nichts mit der Unterwelt zu tun. Ausser ihr lasst da drin euer Leben und habt dieses irgendwie verbockt, dann könnte es sein, dass ihr postwendend in der Unterwelt landet.“ Er grinste schelmisch, als Micha und Manuel ihn einem Moment lang erschrocken anschauten. „Aber bei euch ist das bestimmt kein Problem,“ fügte er dann hinzu. Die beiden Jungen atmeten erleichtert auf.
„Wir werden über einen Seitenkrater in das Innere des Vulkans fahren,“ erklärte der König dann weiter. „Der Hauptkrater ist zu gefährlich, dort landen wir in der grossen Magmakammer und da kommt niemand mehr raus, jedenfalls niemand, der kein Feuergeist ist. Diese Kammer liegt sehr, sehr tief unter dem Erdboden und es gibt keine Ausgänge mehr. Durch den Seitenkrater jedoch, können wir einen grossen Teil vom Inneren des Vulkans erkunden.
Leider kann ich euch keinerlei Komfort bieten. Wir Feuergeister brauchen nichts zu essen, und zu trinken sowieso nicht. Zudem würde alles Wasser, das ihr in den Vulkan mitnehmt, sowieso verdampfen.“
„Keine Sorge, der Vorteil der Gewänder der Klarheit ist, dass wir keinen Hunger und keinen Durst verspüren,“ erwiderte Pia. „Wir kommen damit klar, wenn wir nur die Blumen finden.“
„Das werden wir, viele von ihnen wachsen etwas weiter drinnen, auch entlang der Seitenkrater. Bitte einsteigen!“
Alle kletterten auf das Schiff, welches leicht schaukelte. Der König betätigte einen Griff und die Antriebs-kurbel am Heck, setzte sich ächzend in Bewegung. Die Schiffsschrauben pflügten sich durch die zähflüssige Lava und schoben den Feuerflusskreuzer mit grosser Kraft vorwärts. Die Freunde blickten beeindruckt über die Reling und bestaunten die, in verschiedensten Rot- und Orangetönen gefärbten Lava-Wellen, die dagegen schwappten. „Ein unglaubliches Schiff!“ staunte Malek. „So etwas habe ich noch nie gesehen.“
Es wurde nun immer steiler und doch fuhr der Feuerflusskreuzer unbeirrt weiter. Als würde eine unsichtbare Macht, ihn dem Saum des Vulkans entgegentreiben. „Bald sind wir oben angelangt, dann geht die Fahrt hinunter in den Schlund los!“ rief der König. „Haltet euch gut fest!“ Immer näher und näher kamen sie der Öffnung, aus welcher die Lava floss, bis sie diese schliesslich erreichten. Vor ihnen öffnete sich ein gewaltiger Schlund, erleuchtet vom Schein des Feuerflusses. Als das Schiff seine Rand erreichte, blieb es einen Augenblick lang in der Schwebe, dann kippte der Bug vornüber und die Irrfahrt ging los!