Die geheimnisvollen Luftschiffe
Tausende Kilometer weit entfernt von Sibirien, im schneebedeckten, tibetischen Himalaya Gebirge, war die Sonne gerade wieder daran aufzugehen. Ihr safrangelbes Licht, ergoss sich über die wilden Bergzüge, welche dabei magisch aufleuchteten und in den weissen Wänden eines buddhistischen Klosters reflektierten. Das Kloster kauerte sich wie ein Adlerhorst an einer hochaufragenden Felswand und gab den Blick weit übers Land frei.
Der junge, tibetische Mönch Yeshe (der Name bedeutet Weiser/Weisheit) Chozang war schon früh aufgewacht und schaute nun aus seinem Fenster über die flachen Dächer des Klosters. Schon bald wurde es Zeit für die erste religiöse Zeremonie. Bunte Gebetsfahnen flatterten im Wind und die ersten Gebetsmühlen waren bereits in Betrieb genommen worden. Er sprang aus seinem einfachen Bett und ging näher zum Fenster heran. Dabei liess er seinen Blick voller Ehrfurcht über die Weiten, des ihn umgebenden Landes, schweifen. Während er das tat, ergriff ihn, wie schon so oft, eine tiefe Sehnsucht, eine Sehnsucht nach dem Nirvana, dem ewigen Frieden, welcher jeder gläubige Buddhist, sein ganzes Leben lang, anstrebte.
Yeshe war schon als 10- jähriger Junge ins Kloster eingetreten. Jetzt war er 22 Jahre alt. Er besass ein ebenmässiges, fast feminines Gesicht, sein Haupt war kahlgeschoren und er trug die rote Robe (Kasaya) der tibetischen Mönche. Yeshe war ein tief religiöser Mensch, der seinen spirituellen Weg mit grosser Leidenschaft und viel Liebe verfolgte. Er hatte ein sehr gutes, freundliches Herz und alle fühlten sich in seiner Gegenwart wohl.
Auf einmal jedoch, hielt der Mönch in seiner Betrachtung inne. Über dem gegenüberliegenden Bergzug war, wie aus dem Nichts, auf einmal eine wunderschöne, weiss schimmernde Stadt aufgetaucht! Die dunklen Augen Yeshes weiteten sich vor Erstaunen. Was um alles in der Welt war das?! Aufgeregte Rufe, drangen gleich darauf an sein Ohr. Das bedeutete, dass auch seine Mitbrüder diese unglaubliche Erscheinung sehen mussten.
Er raffte sein Gewand zusammen und lief die Treppe hinunter, hinaus auf die grosse Klosterterrasse. Dort standen schon viele der anderen Mönche. Alle riefen wild durcheinander und zeigten auf die geheimnisvolle Stadt.
„Was ist das?“ hörte er einen seiner Mitbrüder fragen.
„Das muss Shambala sein!“ rief ein anderer.
„Shambala!? Das ist doch nur ein Mythos.“
„Aber was soll es denn sonst sein?“
Yeshe brachte gerade kein Wort heraus und rieb sich seine Augen, um sicher zu gehen, dass er nicht träumte oder irgendeiner Sinnestäuschung erlegen war. Viele Legenden rankten sich um das geheimnisvolle Reich Shambala, ein verborgenes Königreich, von dem es hiess, dass es in Zeiten grösster Not auftauchen würde, um der Menschheit beizustehen.
Aber… konnte das auch wirklich sein? Yeshe spürte auf einmal tiefe Bewegtheit in sich aufsteigen und ohne, dass er es merkte, liefen ihm Tränen über die Wangen.
Doch das Erscheinen der geheimnisvollen Stadt, war nicht das einzige, unglaubliche Ereignis an diesem Tag. Denn plötzlich tauchten einige silbrig leuchtende Objekte am Firmament auf! Sie schwärmten von der himmlischen Stadt her aus und kamen schnell näher.
Schliesslich erkannten die tibetischen Mönche, dass es sich bei den Objekten um silberne Schiffe, mit weissen Segeln, handelte. Die Schiffe ritten auf dem Wind, wie auf den Wellen des Meeres und waren schön und edel anzusehn.
Sie wurden von zarten Wesen mit beinahe durchsichtigen Körpern, silbernen, langen Haaren und blauleuchtenden Augen, gesteuert. Unmittelbar über den Mönchen, blieben die Schiffe in der Luft stehen und aus ihrem Bauch, drangen auf einmal mehrere, gleissend helle Lichtstrahlen!
Yeshe Chozang wurde von einem dieser Strahlen ergriffen und in die Höhe gezogen. Der Boden unter ihm wich immer weiter zurück, er spürte ein starkes Ziehen im Bauch und ihm wurde plötzlich schrecklich schwindlig. Kurz darauf, verlor er das Bewusstsein.
Als Yeshe nach einiger Zeit wieder zu sich kam, lag er auf einem weichen Lager, das aus wolkenähnlichem Material bestand. Erstaunt blickte er auf. Um ihn herum, standen mehrere der wundersamen Wesen, welche die Schiffe gesteuert hatten. Aus der Nähe waren sie noch viel eindrucksvoller und aus ihrem Inneren, strahlte ein Licht, das ihn beinahe blendete. Kurz zuckte er zurück. Was waren das bloss für Wesen? Waren es womöglich Götter?
Die strahlenden Geschöpfe lachten und sprachen: „Nein, wir sind keine Götter, aber man könnte uns als helfende Geister bezeichnen.“
„Also seid ihr Lha?“
„Sowas ähnliches. Allerdings nennt man uns üblicherweise Sylphen.“ „Sylphen? Sind Sylphen nicht die Geister der Luft?“
„So ist es. Wir sehen, du hast dich schon gut weitergebildet.“
„Nun ja, ich lese viele Bücher. Aber… warum sollten Luftgeister Interesse an uns einfachen Menschen haben?“
„Wie bereits erwähnt, sind wir helfende Geister. Wir lassen nun überall unsere Himmelsstädte erscheinen und jene die bereit sind, holen wir mit unseren Schiffen zu uns.“
„Aber warum bloss?“
„Weil eine schwierige Zeit bevorsteht. Vieles ist auf der Erde gerade im Gange. Dinge die auch alle anderen Welten in Mitleidenschaft ziehen werden. Du kannst dich glücklich schätzen, denn du gehörst zu jenen, die wir vor den drohenden Gefahren errettet haben.“
„Eigentlich leben wir schon lange mit der Gefahr vor der Haustür. Ihr wisst, dass das chinesische Regime uns schon seit vielen Jahren bedrängt. Bisher blieben wir hier oben in den Bergen jedoch relativ verschont von den Unruhen.“
„China ist im Augenblick jedoch nicht die grösste Gefahr für die Welt,“ gab eine der Sylphen zur Antwort. „Zumindest wird es nicht China sein, das einen dritten Weltkrieg anzettelt. Dafür ist das chinesische Regime zu sehr darauf bedacht, seine wirtschaftliche Macht nach allen Richtungen auszudehnen und vor allem zu erhalten. Diese Art von Macht, verliert jedoch mehr und mehr an Bedeutung. Das wird allerdings nicht ohne Geburtswehen vonstatten gehen. Darum freue dich Yeshe Chozang! Denn du gehörst zu den Entrückten...!“