Kurz darauf waren die Geschwister und Malek wieder zurück im Juwelenschloss. Dort wollten sie sich noch ein wenig ausruhen, bevor sie erneut aufbrachen, um sich auf die Suche nach dem Feuer- Greif zu machen.
Die Königsfamilie, allen voran Nofrete, freuten sich sehr, sie wiederzusehen und natürlich wollten sie wissen, was sich alles zugetragen hatte. Die Prinzessin wich keinen Augenblick lang von der Seite ihres Liebsten. Sie war überglücklich, dass er gesund zu ihr zurückgekehrt war.
Als die Freunde dann bei einem kleinen Nachmittagssnack über ihre Erlebnisse berichtete, wurden die Augen der Königsfamilie immer grösser. „Unglaublich, was ihr da wieder alles erlebt habt!“ rief Ismala aus. „Dieser Greif muss ein wahrhaft majestätisches Geschöpf gewesen sein!“ „Ja, das war er wirklich!“ schwärmte Malek „sein magisches und mentales Potenzial waren unglaublich! Er hat diesen boshaften Ritter problemlos in die Flucht geschlagen und seinen verderbten Tempel, in welchem dieser sich von den Riesen als Gott verehren liess, dem Erdboden gleichgemacht! Dann hat er die Uneinsichtigen unter den Xandrax- Jüngern in eine andere Welt verbannt und so sichergestellt, dass die Riesen die Verhandlungen mit den Zwergen wieder aufnehmen.“ Ohne diesen Greif, hätten wir diesem verderbten Kult kaum Herr werden können.“
„Und wo denkt ihr, ist der Fahle Ritter jetzt?“ wollte Nofrete etwas besorgt wissen. „Er wird wohl erst einmal seine Wunden lecken. So lange werden wir wohl Ruhe vor ihm haben.“
„Das klingt gut,“ sprach Damian „hoffen wir das Beste! Was habt ihr nun also als Nächstes vor?“ „Ich denke, wir werden als Nächstes ins Trollenreich reisen müssen, um den Feuer- Greif auszusuchen,“ gab Benjamin zur Antwort.
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Zur selben Zeit in einer dunklen Gruft, kamen die drei apokalyptischen Reiter erneut zusammen. Der Fahlgewandete lag auf einem Lager und stöhnte leise. Er hatte die unterschiedlichsten Wunden an seinem Körper. Der Greif hatte ihm wirklich arg zugesetzt. Eine Wunde war besonders schlimm. Sie befand sich in seiner Hüfte und war vom Himmlischen Licht erzeugt worden, welches der Greif herabbeschworen hatte. Dieses hatte den Ritter zwar nur noch leicht gestreift, als er geflohen war, aber es reichte, um den Fahlgewandeten für eine ganze Weile ausser Gefecht zu setzen. Die beiden anderen Ritter, mit der roten und der schwarzen Rüstung, blickten auf ihren Artgenossen hinab, kaum eine Regung war dabei in ihren düsteren Mienen zu erkennen.
„Dieser verdammte Greif!“ stiess der Verletzte zwischen den Zähnen hervor. „Er ist stärker als ich dachte. Ausserdem besitzt er die Gabe, das Himmelslicht herab zu beschwören.“
„Du hättest uns eben zur Hilfe rufen sollen,“ entgegnete der Schwarze Ritter kühl. „Es war dumm, dich so einem mächtigen Wesen allein zu stellen. Du hast dich da eindeutig verkalkuliert.“
Der Fahle Ritter strafte seinen Bruder mit einem eisigen Blick. „Sei nicht so unverschämt! Du bist ganz bestimmt nicht in der Position mich zurechtzuweisen. Auch du hast jämmerlich versagt, als du dich als Darkuloz ausgegeben hast und deine Gegner waren damals längst nicht so mächtig wie der Greif!“
„Das kann man jetzt so auch nicht sagen,“ kam der rote Ritter seinem schwarzen Kumpanen zur Hilfe. „Die Grossen Führer und der Magier, der sie begleitet, besitzen eine ganz besondere Macht. Letzterer hat immerhin einen der alten Elementarzauber gegen mich eingesetzt. Dazu ist nur jemand in der Lage, der starke Verbündete hat. Ausserdem stehen er und vor allem die Turner Geschwister, unter dem besonderen Schutz des grossen Schöpfer…-Geistes.“ Bei diesem Wort verzog er beinahe schmerzhaft sein Gesicht.
Der Fahlgewandete richtete sich zornig auf. „Ich hasse diese…
religiös-spirituellen Idealisten. Sie sind mir so zuwider, dass ich mich gleich hier übergeben könnte! Aber irgendwie kriegen wir die drei schon noch klein! Wir müssen einfach möglichst geschickt vorgehen.“
„Vorerst jedoch können wir nicht sehr viel unternehmen,“ erwiderte der Schwarzgewandete nüchtern. „Wir sind alle gerade zu sehr geschwächt, vor allem deine Wunden brauchen Zeit, um zu heilen. Immerhin hat dich das Himmelslicht doch noch gestreift und auch sonst bist du schwer verletzt…“ Wieder fuhr der Fahlgewandete hoch: „Das musst du mir nicht immer wieder unter die Nase reiben!“ rief er zornig. „Ich spüre es am ganzen Körper!“
Von plötzlichem Schmerz gepeinigt, sackte er jedoch sogleich wieder auf sein Lager zurück.
Schliesslich fragte er leise: „Wisst ihr denn schon, was die Grossen Führer als Nächstes vorhaben?“
„Ja,“ erwiderte der Rotgewandete. „Ich denke, sie werden als Nächsten ins Reich der Trolle reisen…“
Ein boshaftes Lächeln erschien nun auf dem Gesicht das Fahlen Ritters. „Na wunderbar,“ sprach er. „Dort gibt es für uns gar nicht mehr so viel zu tun. Die unterschiedlichen Trollen- Sippen sind sowieso schon drauf und dran, sich gegenseitig zu vernichten. Sie waren schon immer ein ziemlich streitlustiges Völkchen. Mit ihnen werden es unsere drei vermaledeiten Helden nicht leicht haben. Wenn das Glück uns hold ist, sind wir sie schon bald los, ohne dass wir einen weiteren Finger krumm machen müssen.“
Der Fahle Ritter lachte nun schallend und seine Kumpane stimmten in sein Lachen ein.
Der Spaziergang im Schlosspark
Sara die Kammerzofe, welche gerade an dem Zimmer vorbeikam, worin die Geschwister und Malek sich mit der Königsfamilie über ihre Erlebnisse austauschten, zuckte leicht zusammen.
Lord Malek und die Turners wollten also tatsächlich als Nächstes ins Trollen Reich reisen!
Wie oft hatte ihre Tante Magdalena, Sara doch schon von der Zeit erzählt, als sie, damals in Gestalt eines Huhnes, in jener Welt beinahe ihr Leben verloren hätte. Pia und Benjamin waren damals gerade noch rechtzeitig gekommen, um die Amme vor dem Tod, durch das Hackebeil eines bösen Trolls, zu bewahren. Eine Weile hatten ihre Tante und die Geschwister dann Unterschlupf im heimatlichen Dorf des freundlichen Trolls Trion gefunden und dadurch eine weise, trollische Sonnen- Priesterin namens Triandra kennengelernt. Die Zeit in jenem Trollen- Dorf, war Magdalena noch immer in wundervoller Erinnerung.
„Die Welt der Trolle ist wirklich sehr schön,“ hatte sie ihrer Nichte berichtet. „Der Himmel schimmert in sanftem Lila, die Sonne leuchtet in warmem Gold und der sogenannte Tagmond ist bei Tag, sowie bei Nacht, sichtbar. Das Dorf, in dem ich damals Unterschlupf fand, hiess deshalb auch Das Dorf des Tagmondes. Dieses Dorf bestand aus vielen sichelmondförmigen Häusern mit weissen Mauern und Strohdächern. Sie waren jeweils in mehreren Kreisen angeordnet. In der Mitte des grössten Kreises befand sich das Gebetshaus. Ein rundes, konisches Gebäude, mit ebenfalls weissgetünchten Wänden und einem Dach aus goldenen Ziegeln. Dort in jenem Gebäude lebte auch die Priesterin Triandra. Triandra war grundsätzlich eine sehr schöne Frau, wenn sie auch, wie alle anderen Trolle, eine rote Nase besass. Allerdings war diese Nase etwas kleiner, als bei den männlichen Trollen. Sie hatte langes, glänzendschwarzes Haar und trug einen weiten, sonnengelben Mantel, über einem schlichten, cremefarbenen Gewand, der reich mit kunstvollen, goldenen Stickereien verziert war. Das Gebetshaus und die Stühle darin, waren in gelbweissen Tönen gehalten. An der Wand hinter einem Art Altar, prangte eine riesige, gemalte Sonne, deren Goldfarbe im Zwielicht magisch schimmerte. Eine Tür führte vom Gebetsraum aus, in die privaten Gemächer der Priesterin. Dort war alles in orangen und goldgelben Farben gehalten. Diese waren die Lieblingsfarben von Triandra.
Pia und Benjamin wurden aufgefordert über die Menschenwelt zu erzählen und die Trolle besassen sogar alte Schriften, die die Ankunft der Grossen Führer prophezeiten. Das war schon sehr beeindruckend,“ schwärmte Saras Tante immer wieder. „Der Aufenthalt in diesem Trollen Dorf, überzeugte mich vollends davon, dass die Turner Geschwister wirklich die grossen Führer sind.“