Rückkehr ins Zwergen Reich
Als sie sich umsahen, konnten sie das Sphärentor nicht mehr sehen, aber sie stellten fest, dass sie gerade aus einer weiteren Eiche herausgekommen waren, die sich in der Welt befand, die sie gerade betreten hatten.
„Schon Wahnsinn, dass es überall im Omniversum, solch besonderen Portalbäume gibt!“ rief Pia „Eine überaus nützliche Einrichtung.“
„Und doch ein Anzeichen, dass etwas in den verschiedenen Welten im Wandel ist,“ gab Malek zu bedenken „denn früher gab es solche Portale nur ganz selten.
Merlins Weissdornhecke, war ein solcher Baum, hinter dem sich ein verborgenes Reich befand, in das er sich, nach dem Erfüllen seiner Aufgaben, einst zurückzog. Bäume sind ganz besondere Wesen, mit einzigartigen, weisen Geistern, die meistens sehr viel von der Welt wissen, besonders wenn sie so alt sind, wie der Geist der Eiche vorhin.“
„Dann schauen wir uns doch jetzt erstmal etwas hier um!“ meinte Benjamin enthusiastisch. Zuerst jedoch las er einen dünnen Holzstock auf, den er neben dem Baum, aus dem sie gerade getreten waren, in den Boden steckte. „Als Kennzeichnung, dass wir das Portal wieder finden. Prägt euch die Gegend gut ein!“
Die Freunde nickten und dann machten sich die drei auf den Weg.
Leider war es auch hier schon ziemlich dunkel und so fiel die Orientierung nicht sonderlich leicht.
Sie verliessen das kleine Wäldchen und traten hinaus auf eine Wiese, die bereits silbern vom aufgehenden Mond erleuchtet wurde. Es handelte sich bei der Wiese eindeutig um eine grosse Lichtung, denn sie war umsäumt von weiteren, dunklen Wäldern. Als sie die Wiese gerade überquert hatten, sahen sie vor sich, zwischen dem dichten Unterholz, unter den Bäumen, mehrere Lichter leuchten.
„Da muss jemand leben!“ rief Benjamin und verschnellerte seinen Schritt.
Doch Malek hielt ihn zurück: „Wir sollten vorsichtig sein. Noch wissen wir nicht, ob die Bewohner dieser Welt uns auch gut gesinnt sind. In Zeiten wie diesen, wo diese finsteren Ritter ihr Unwesen treiben, muss man stets auf alles gefasst sein.“
Damit hatte Malek allerdings recht und so verlangsamten die Freunde ihr Tempo wieder etwas und schlichten sich vorsichtig, näher an die Lichter heran. Kurz darauf, betraten sie ein beschauliches Dorf, welches aus vielen kleinen, unterschiedlich gefärbten Häusern bestand, deren Dächer wie rote Pilze aussahen.
„Jetzt erinnere ich mich wieder!“ rief Benjamin aus. „Das hier ist ein Zwergendorf, und zwar genau jenes Zwergendorf, dass wir damals vor 20 Jahren, schon mal besucht haben. Jetzt ist klar, warum mir die Gegend so bekannt vorkam. Hier lebte doch Sturmius, er war der Botschafter der Zwerge und Sebius, der Häuptling und Seher.“ „Wir sind tatsächlich wieder im Zwergenreich!“ flüsterte Pia „Hierher wurde doch Humbold der Koch von Nofretes Familie verbannt.“
„Das war hier?“ fragte Malek und fühlte sich sogleich wieder etwas schuldig, weil er es damals gewesen war, der den Hofstaat des Juwelenschlosses, in unterschiedliche Welten verbannt hatte.
„Ja. In diesem Dorf hier, haben wir damals Freundschaft mit den Zwergen geschlossen! Erneut brachen Erinnerungen, an ihre Zeit hier, über die Geschwister herein:
Kurz darauf fanden sie sich wieder in einem geheimnisvollen, versteckten Bereich des Waldes, der umgeben war mit dichtem Unterholz. Als sie erschienen, ertönten erschrockene Schreie. Einige in Erd- oder Steinfarben gekleidete Männer, alle um die zwei Ellen gross, ein jeder mit einer roten Zipfelmütze auf dem Kopf, liefen nach allen Seiten davon. „Habt keine Angst!“ rief Benjamin schnell. „Wir wollen euch nichts Böses. Wir sind Pia und Benjamin Turner und kommen aus dem Menschenreich. Wir sind mit Sturmius eurem Botschafter verabredet.“„Alles in Ordnung! Sie sprechen die Wahrheit!“ rief eine, ihnen bereits aus dem Gasthaus zum Goldenen Gral bekannte, Stimme. Sturmius, diesmal in ein braunes Gewand gekleidet, trat aus einem der vielen pilzförmigen Häuser, die alle rote Dächer besassen. Er wurde von einem etwas älteren Zwerg begleitet. Dieser war, mit etwas mehr als zwei Ellen (eine Elle ist hier ca. 50cm), etwas grösser gewachsen, als für Angehörige seines Volkes sonst üblich. Auf seinem Kopf hatte er eine rote Mütze, mit einem schwarzen, samtenen Band verziert. Seine restliche Kleidung war von hellgrauer Fabe und wie jene von Sturmius, ziemlich unauffällig. Abgesehen von einem roten Mantel, den er über den Schultern, mit zwei silbernen Fibeln, befestigt hatte. Ausserdem trug er, als Zeichen seines hohen Standes ein silbernes, mit feinen Gravuren verziertes Medaillon um den Hals, in dessen Mitte sich ein kreisrunder, goldbrauner Stein befand. „Da sind sie ja!“ rief er voller Freude und schüttelte den Kindern warm die Hand. „Ich habe eure Ankunft schon sehr früh vorausgesehen. Mein Name ist Sebius. Ich bin Seher und Häuptling des Stammes der Waldkinder. Seid uns herzlich willkommen!“
„In dieser Welt fanden wir damals den zweiten Medaillonsviertel. Erinnerst du dich nicht mehr?“ Der Magier überlegte einen Moment, dann sprach er: „Ach ja, jetzt weiss ich es wieder! Habt ihr damals die Zwerge dieser Gegend, nicht von diesem Riesen- Paar befreit, dass hier sein Unwesen trieb?“
„Genau! Wir schläferten sie mit einigen Kräutern ein und verfrachteten sie dann auf ein Schiff. Die Wassergeister brachten die Riesen dann von hier weg.
In diesem Dorf lebt der Zwergen- Klan der Waldkinder, der uns damals um Hilfe bat. Kommt! Wir machen uns mal vorsichtig bemerkbar!“
Sie traten näher an die kleinen Häuser heran. Diese erschienen ihnen nun noch viel winziger als bei ihrem ersten Besuch hier. Sie waren ja auch ein Stück gewachsen seither.
Ein einzelner Zwerg drehte, zwischen den Häusern, noch seine Runden. Er trug einen Speer bei sich und musste vermutlich Wache schieben. Als er die drei Neuankömmlinge erblickte, schlug er sogleich Alarm und ehe sich die Freunde versahen, stürmte ein ganzes Heer ausgemergelter Zwerge, mit verschiedensten Waffen auf sie los! Sie schrien wild durcheinander und piesackten sie mit Speeren und Schwertern. Benjamin und die anderen beiden hoben abwehrend die Arme: „Wir kommen in Frieden, bitte tut uns nichts!“
Die Kleinwüchsigen umringten sie, in ihren Gesichtern einen misstrauischen, kampfeslustigen Ausdruck. „Ruft sofort den Seher!“ schrie einer von ihnen. „Er soll sagen, wie wir mit diesen Fremdlingen verfahren sollen. „Ich bin bereits da!“ rief eine tiefe, ihnen wohlbekannte Stimme.