Mungoluz und seine Gnomen-Truppe, waren mittlerweile schon tief ins Nordreich vorgedrungen. Abgesehen, von einigen kleineren Scharmützeln mit vereinzelten Nordok- Patrouillen, kamen sie erstaunlich gut vorwärts. Als… auf einmal ein riesiger Krawall an ihre Ohren drang! Gar nicht weit von ihrem Standort entfernt, musste ein heftiger Kampf im Gange sein.
„Da lang!“ rief der Älteste. Sie durchquerten einige weitere Gänge und folgten den Geräuschen, die nun immer lauter wurden.
Schliesslich kamen sie zu einer Grotte, die von schwachem Tageslicht erhellt wurde.
„Eine Aussenhöhle! Das muss der Ort sein, den wir suchen!“ rief der Älteste aufgeregt und verschnellerte seinen Schritt nochmals.
Im Zwielicht erblickten sie jetzt den Grossen Wissenden Lumniuz, der sich verzweifelt gegen einige dunkel gekleideten Gnome zur Wehr setzte. So wie es aussah, hatte er einem seiner Gegner dessen langstieligen Streitkolben entwunden und schlug nun wild um sich, um sich die Feinde vom Hals zu halten. Doch es sah nicht gut für ihn aus.
„Los!“ rief diesmal Morcheluz, „wir müssen ihm helfen!“ Er und die anderen packten ihre eigenen Waffen fester und liefen nun schreiend auf die schwarzgekleideten Kontrahenten zu.
„Lasst unseren Grossen Wissenden sofort in Ruhe!“ schrie der hagere Westek und schlug mit seinem Schwert nach einem der Angreifer. Mit vereinten Kräften rangen sie diese auch ziemlich schnell nieder und Lumniuz war gerettet.
Dankbar kam er auf sie zu. „Ich bin so froh, dass ihr gekommen seid! Leider kann ich euch kaum sehen. Hat irgendjemand einen Unsichtbarkeitszauber über euch gelegt?“
„Ja, das war der Greif,“ erklärte Morcheluz.
„Unglaublich!“ freute sich Lumniuz und dann umarmte er den hageren Gnomen spontan. „Das habt ihr sehr gut gemacht.“
Morcheluz wurde ganz verlegen, als der Grosse Wissende ihn so herzlich umarmte. Solcherlei Gebaren waren den Westeks sonst eher fremd. Dennoch fühlte er Stolz und Freude darüber, dass Lumniuz ihn auf solche Weise würdigte.
„Da draussen ist eine ganze Menge los,“ meinte dieser nun. „Wir könnten eure Hilfe wirklich gebrauchen! Da sind noch mehr dieser schwarzgekleideten Ninja- Gnomen. Sie waren es auch, die uns entführt haben. Ein seltsamer Kerl, der sich Bruder Nacht nennt, hat sie ausgebildet. Sie wollten schon bald ins Zentralviertel einmarschieren.“
„So etwas haben wir, auf unserem Weg hierher, ebenfalls mitbekommen,“ meinte Mungoluz. „Da war so eine komische Erscheinung, welche von so einem Vorhaben gesprochen hat. Sie sah aus wie… die Erdmutter.“
„Die Erdmutter!?“ rief Lumniuz. „Genau dieselbe Erscheinung haben wir auch gesehen. Da ist nämlich auch noch dieser… Bruder Tag, der sich als ein Art Priester der Erdmutter ausgibt. Aber irgendwas ist da gehörig faul.“
„Ja, das dachten wir uns auch. Denn, das was diese vermeintliche Erdmutter von sich gab… war überaus… schockierend.“ Mungoluz berichtete nun alles, was sich zugetragen hatte.
„Das was wir erlebt haben, war so ziemlich dasselbe,“ sagte Lumniuz und ein Schatten fiel dabei über sein Gesicht. „Bruder Tag glaubte tatsächlich, mich und die Turners von dieser absurden Geschichte überzeugen zu können. Als wir dann nicht darauf eingingen, meinte er, dass er nun andere Saiten aufziehen werde. Da wussten wir, dass wir die Flucht ergreifen mussten. Dann kam auf einmal der Greif mit Malek und mit ihnen diese… strahlenden Wesen.“
„Strahlende Wesen? Das waren bestimmt die Sonnenfeen! Die Höhlenelfen berichteten uns, dass diese ins Erdreich gekommen seien, um unsere kleinen, goldenen Schwestern auf die Probe zu stellen und ihnen damit ihre Rückkehr ins Sonnenreich zu ermöglichen. Eine der Elfen sei bereits… aufgestiegen. Ihr haben wir es zum grossen Teil zu verdanken, dass wir überhaupt wussten, wo wir nach euch suchen müssen. Doch wir können das später besprechen. Es wird Zeit, dass wir den anderen zu Hilfe eilen!“
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Pia befand sich indes wirklich in einer ziemlich aussichtslosen Lage, aus der es gerade kein Entrinnen zu geben schien. Die Frau wollte aber keinesfalls, dass ihretwegen die ganze Mission scheiterte. So rief sie Benjamin und den anderen zu: „Kümmert euch nicht um mich! Wir müssen dieser schrecklichen Verschwörung endlich ein Ende bereiten. Mein Leben ist dabei unwichtig!“
Doch niemand konnte sich so wirklich dazu durchringen, Pia zu opfern. Nicht mal der Greif kämpfte weiter. Es kam Malek jedoch vor, als würde er auf etwas warten.
In diesem Augenblick zischte ein blauer Blitz zwischen Pia und Bruder Tag hindurch und der Dolch, den dieser der Frau an die Kehle hielt, war auf einmal verschwunden! Der Weissgewandete blickte erschrocken auf seine nun leere Hand.
Diesen Moment nutzte Pia. Sie rempelte ihren Kidnapper an und lief dann, so schnell sie ihre Beine tragen konnten, herüber zu Benjamin und den anderen. Der blaue Blitz nahm nun eine immer deutlichere Form an und wurde zu einer Kriegerin mit blauschimmernder Rüstung. Ihr Haar war kurz und ebenfalls blau. Ihr ebenmässiges Gesicht und die schlanken Hände ganz weiss. Sie trug in der Rechten ein kristallenes Schwert, in der Linken, einen ebensolchen Schild und war schön und edel anzusehen. Zwischen ihren Zähnen hatte sie den Obsidian Dolch von Bruder Tag geklemmt, den sie Pia nun zuwarf.
„Das ist Lumenia!“ rief Benjamin begeistert. „Die Kriegerin aus dem Kristall! Sie hat uns schon einmal geholfen. Sie lebt in einem Kristall, den uns Ululala einst schenkte. Ich hatte sie ganz vergessen!“
„Soso, ihr habt mich also einfach vergessen!“ meinte die Kriegerin etwas beleidigt, setzte dann jedoch erneut zum Angriff gegen Bruder Tag an. Sie zischte in einem unglaublichen Tempo um ihn herum um brachte ihm innert kürzester Zeit zahlreiche Wunden bei.
Da Pia nun wieder frei war, begannen auch die anderen wieder zu kämpfen. Der Greif stellte sich, nachdem er die Geschwister, durch sein starke Magie von ihren Handgelenk- Ketten befreit hatte, wieder Bruder Nacht entgegen.
„Wir brauchen unsere Beutel und unsere Waffen!“ rief Benjamin. „Sie müssen gleich dort drüben sein, wo das weisse Zelt stand!“ erwiderte Pia. Ich hole sie! Hilf du indes Lumenia!“ Sie warf ihm den Obsidian Dolch zu, den die Kriegerin aus dem Kristall ihr gegeben hatte und mit diesem stürzte Benjamin sich nun ebenfalls auf den Weissgewandeten. Auch er brachte selbigem nun seinerseits einige tiefe Wunden bei. Bruder Tag war noch ganz perplex, wegen der plötzlichen Wende, den der Kampf durch die Kristallkriegerin genommen hatte. So dauerte es eine Weile, bis er sich wieder richtig fangen konnte
Die Sonnenfeen hielten währenddessen die Nordok Gnome in Schach und unterstützten auch die Freunde, bei ihrem Kampf gegen die beiden finsteren Brüder. Aus ihren Händen schossen Feuerstrahlen. Diese versengten den Boden und trafen auch mehrmals Bruder Tag und Bruder Nacht. Doch die beiden waren extrem zäh.
Hiromi schrie: „Sie haben unglaublich viel Macht. Sie sind es, die mir wie schwarze Löcher in einem fleischlichen Gefäss vorkamen. Bei ihnen handelt es sich um unglaublich finstere Kreaturen. Wir müssen sie deshalb dringend bezwingen!“
Pia lief indessen herüber zu den verbrannten Resten des weissen Prunkzeltes und dort fand sie dann tatsächlich, in einer Truhe, das Hab und Gut von sich und ihrem Bruder. Sie griff danach und lief so schnell als möglich damit zurück. Benjamin war sehr froh, dass sie endlich ihre Waffen und magischen Gegenstände wieder hatten. Sogleich packte er den Weissen Diamantdolch und griff Bruder Tag nun damit an.
Doch einmal mehr, wurde er von einer gewaltigen Druckwelle zurückgeschleudert. Bruder Tag hatte diesmal den mächtigen Zauber gewirkt.
In diesem Moment begann sich der Weissgewandete zu verwandeln! Er wurde grösser und grösser. Seine helle Haut nahm eine rote Farbe an und seine weisse Robe verwandelte sich in eine feurige Rüstung. Vor ihnen stand der rote Ritter!!