Elementarfürsten
Die Geschwister erblickten wundervolle Visionen und innert kürzester Zeit wurde ihnen ein Wissen über fast alle Zusammenhänge in der Schöpfung zuteil, von dem sie niemals zu träumen gewagt hätten. Sie fühlten sich eins mit allem Leben, eins mit jedem Geschöpf, dass jemals im Omniversum existiert hatte. Raum und Zeit wurden für einen Moment lang aufgehoben und sie konnten nur noch voller Staunen auf das neue, weltumspannende Wissen blicken, das ihnen nun durch das heilige Feuer offenbart wurde. Ein tiefer Frieden, tiefe Liebe und ein Gefühl unendlicher Harmonie und Sicherheit, durchdrang sie dabei.
Alles war erfüllt, durchdrungen mit dem magischen Licht des göttlichen Feuers und aus diesem Licht, traten nun auf einmal vier herrliche, geflügelte Gestalten!
Mit grossen Augen starrten Pia und Benjamin auf das gewaltige Schauspiel. Dabei wurde ihnen abwechselnd heiss und kalt. Sie fühlten sich leicht wie eine Feder und zugleich tief geborgen im Schosse der Mutter Erde.
Eine Aura von hellem Licht, umhüllte die wundervollen Geschöpfe. Sie waren unbeschreiblich schön, mit fein geschnittenen, androgynen Gesichtern, sternenklaren Augen, silbernen Schwingen und langen, unterschiedlich farbigen Locken. Ihre weiten Gewänder, die bis zu ihren nackten Füssen reichten, leuchteten in allen Farben des Regenbogens.
Sie waren schöner als alles, was die Geschwister jemals gesehen hatten. Schöner als die Sylphen, schöner als alle Feen und Elfen zusammen, denn die Reinheit und Liebe, die von diesen Wesen hier, wie warme Wellen ausströmten, verliehen ihrer ganzen Erscheinung, einen unvergleichlichen Glanz.
Ihre gewaltige, göttliche Präsenz, liess die Geschwister automatisch auf die Knie fallen und sogar der Greif verneigte sich vor den engelhaften Geschöpfen.
Die Lichtgestalten, die nun immer klarere Konturen annahmen, lächelten liebevoll. „Nun habt ihr es also endlich geschafft!“ sprach einer von ihnen, welcher weissblonde Locken und hellgrüne Augen besass (Fürst der Luft).
„Ihr habt einen langen Weg hinter euch. Doch nun seid ihr hier. Unsere Herzen sind erfüllt von Freude.“
Benjamin wagte zu fragen: „Aber… was bedeutet das alles?“
„Wir sind hier, um euch auf das letzte Stück eures Weges vorzubereiten. Aber erhebt euch doch wieder! Ich müsst nicht vor uns knieen, denn wir sind alle Eins.“
Etwas zögernd erhoben sich die Turners wieder.
„Aber… wer seid ihr?“ fragte Ben.
„Könnt ihr euch das nicht denken?“ antwortete eine weitere der vier Gestalten, deren Haar an rotes Gold und deren Augen an glänzende Bronze erinnerten (Fürst des Feuers).
„Wir sind die vier Elementarfürsten.“
„D… die Elementarfürsten…aber… das kann ich kaum glauben!“ sprach Pia und auf einmal traten Tränen der Rührung in ihre Augen.
Der Dritte der strahlenden Fürsten, ergriff nun das Wort. Sein Haar war kastanienbraun und seine Augen wirkten wie schillernde Tigeraugen- Kristalle (Fürst der Erde).
Er lächelte milde, während er den Erden- Greif, der sich nun an ihn schmiegte, liebevoll hinter den Ohren kraulte. Bei ihm handelte es sich deshalb ziemlich sicher, um den Elementarfürsten der Erde.
Er sprach: „Habt einfach Vertrauen! Es ist alles genauso wie es sein soll. Wir mussten zu euch kommen, um euch unsere Kräfte zu überbringen.“
„Überbringen?“ fragten die Geschwister ungläubig. „Was meint ihr damit?“ Der vierte Elementarfürst trat nun vor. Sein Haar war hellblau, ebenso seine Augen (Fürst des Wassers).
„Ihr seid nun an einem sehr wichtigen Punkt auf eurem Wege angekommen und ihr werdet ganz besonderen, himmlischen Beistand brauchen, um euch weiterhin zu bewähren. Es wird jetzt immer ernster und ihr müsst euren Fokus wieder auf eure irdische Heimat lenken. Die Erde gerät immer mehr in den verderblichen Griff der drei bösen Ritter und ihrer Diener.
Viele der guten Geschöpfe sind zwar bereits in die Himmelsstädte entrückt worden, doch jene die zurückbleiben, ob willentlich oder nicht, werden nun mit einer grossen Drangsal konfrontiert werden. Die schrecklichen Waffen, welche nun bald zum Einsatz kommen, drohen eine unbeschreibliche Vernichtung anzurichten. Darum müssen wir jetzt alle Register ziehen, um das Schlimmste zu verhindern. Unsere Kräfte, werden euch dabei helfen.“ „Aber was ist mit unseren Freunden, mit Malek, Manuel, Hungoloz und Sara und allen anderen?“
„Malek wird schon sehr bald wieder zu euch stossen und Manuel wird auf seinen ganz eigenen Kampf vorbereitet. Eure Liebsten werden in eine der Himmelsstädte gebracht werden. Darum fürchtet euch nicht! Niemandem den ihr von Herzen liebt, wird ein Leid geschehen. So könnte ihr euch ganz auf eure Aufgabe konzentrieren.
Als Nächstes, werdet ihr euch nach Jerusalem begeben.“
„Nach Jerusalem? Ihr meint in Israel?“
„Ja, genau. Dort droht nämlich ein schrecklicher Lügenprophet, namens Mustafa Abdul Al Aziz, angestachelt durch die bösen Ritter, die ganze Macht an sich zu reissen. Er ist ein religiöser Fanatiker, der glaubt, dass Jerusalem allein den Moslems gehören sollte. Jerusalem darf jedoch nicht nur von einer einzigen Religion beansprucht werden. Sie ist ein Symbol für die Einheit aller unterschiedlichsten Ethnien. Darum lehnen sich auch viele Leute gegen Mustafa auf. Darunter auch viele der gemässigten Moslems.“
„Das alle klingt ziemlich gefährlich,“ gab Benjamin zu bedenken.
Der rothaarige Fürst erwiderte: „Das ist es tatsächlich. Doch die Menschen, welche dort noch immer ihr Dasein fristen, brauchen dringend eure Hilfe und euren Beistand. Ihr müsst sie dabei unterstützen, sich gegen den Lügenpropheten aufzulehnen und Jerusalem wieder aus seinen Fängen zu befreien. So, dass die Heilige Stadt endlich die Funktion einnehmen kann, die eigentlich für sie vorgesehen ist: Ein sicherer Hort für all jene zu sein, die dem Göttlichen mit Hingabe, Verstand und Liebe dienen wollen.“
„Aber um das zu erreichen, müssten wir ja diesen Al Aziz aus dem Verkehr ziehen. Ist das denn überhaupt möglich, wenn ihn die Ritter so sehr unterstützen?“
„Es wird sicher nicht einfach, doch aus diesem Grund, werden wir euch auch einen Teil unserer Kräfte schenken.“
„Sind wir denn eines so grossen Geschenkes überhaupt schon würdig?“ fragte Pia unsicher. „Ihr wisst, dass wir noch immer sehr viele Schwächen mit uns herumtragen.“
„Eure Schwächen sind zugleich eure grossen Stärken,“ meinte der blauhaarige Fürst liebevoll „denn sie machen euch menschlich und haben euch schlussendlich genau zu diesem Punkt, an dem wir uns nun befinden, geführt.
Zeit und Raum werden für euch jetzt immer weniger eine Rolle spielen und ihr werdet lernen, voller Leichtigkeit, auf allen Ebenen zu wandeln. Wenn wir euch unsere Kräfte schenken, dann werdet ihr Einblick in so vieles erhalten. Ihr erhaltet Einblick in Zukunft, Vergangenheit und Gegenwart gleichermassen und werdet dazu befähigt, euch wahrhaftig mit dem
Alleins- Sein zu verbinden. Viele festgeschriebene Gesetzmässigkeiten, werden für euch aufgehoben sein und ihr werdet dadurch in die Lage versetzt, wahrhaftige Wunder zu vollbringen.
Durch den Weg, den ihr bisher gegangen seid, kennt ihr bereits die höchsten Höhen und die tiefsten Tiefen des menschlichen Daseins und nun… werdet ihr zu zwei wichtige Zeugen für das göttliche Liebeslicht werden! Bleibt deshalb nur weiterhin fest im Glauben, im Vertrauen und in der Hingabe, dann werdet ihr alle Prüfungen meistern können, die euch noch bevorstehen.“
„Das alles klingt fast zu schön, um wahr zu sein,“ sprach Benjamin etwas unsicher. „Kann es wirklich so leicht sein?“
„Wer sagt denn, dass es immer nur schwer sein muss?“ stellte der blonde Fürst die Gegenfrage. „Ihr Menschen macht es euch oft viel zu schwer, das liegt auch an der vergänglichen Welt, in der ihr euch inkarniert habt. Darum denkt ihr immer, um alles kämpfen zu müssen.“
„Aber wir haben auch wirklich hart gekämpft und dieser Kampf wird, laut euren eigenen Aussagen, noch einige härter werden.“
„Die Herausforderungen werden wahrhaftig härter werden, doch mit dem erweiterten Horizont, der euch durch unsere Kräfte zuteilwerden wird, könnte ihr dem allem mit mehr Gelassenheit und Ruhe begegnen,“ beruhigte sie der braunhaarige Elementarfürst. „Den Tod sollt ihr nicht fürchten, noch Leid, noch Schmerz. Denn des Ewigen Odem, wird in euch sein! So tretet nun also näher, damit wir euch unsere Kräfte übertragen können!“
Noch immer etwas zögerlich, befolgten die Geschwister die Anweisungen der strahlenden Elementarfürsten. Diese bildeten nun einen Kreis um sie herum, indem sie sich die Hände reichten. Die Herzen der Geschwister klopften wild und das strahlende Licht der Fürsten, spiegelte sich in ihren weit aufgerissenen Augen, wie die funkelnden Streifen eines Regenbogens.
Die Elementarfürsten erhoben nun alle ihre Arme und Augen gen Himmel und dadurch entstand eine gewaltige, pyramidenförmige Lichtglocke über den fassungslos dreinblickenden Menschenkindern.
In einem wunderbaren Chor, erhoben die engelhaften Wesen nun ihre Stimmen und riefen immer wieder: „Macht der Erde und der Lüfte, Macht des Wassers und der Feuer… sie sei euer!!“
In diesem Moment spürten die Geschwister, wie sie von der geballten Macht der Elementarkräfte durchdrungen wurden. Alle Poren ihres Körpers und ihrer Seele, öffneten sich und nahmen die gewaltige Kraft der, wie Flammen leuchtenden Engelsfürsten, in sich auf. Tausende von Eindrücken und Gefühlen prasselten über sie herein und erneut fielen sie, überwältig von all diesen unglaublichen Ereignissen, in eine tiefe Ohnmacht!