Nymphenzauber
Schliesslich kam wieder die Stunde des Abschieds, von den Geistern des Meeres. Dieser fiel sehr herzlich aus. Nikso und seine Familie bedankten sich nochmals überschwänglich bei den Freunden und gaben ihnen viele Segenswünsche mit auf den Weg.
Dann kehrten die Abenteurer zum Sphärentor zurück, dass ihnen die Nymphen Miranda und Kiranda gezeigt hatten und durch das sie hierhergelangt waren.
Durch das Höhlenlabyrinth gelangten sie zurück zum Schloss der beiden Nymphen- Schwestern. Der goldene Schein der Leuchtkorallen wies ihnen den Weg.
„Wir sollten Miranda und Kiranda noch kurz einen Besuch abstatten,“ schlug Pia vor „und ihnen unsere Neuigkeiten überbringen. Sie werden bestimmt sehr froh sein, dass der Konflikt zwischen den Wassergeistern wieder beigelegt ist.“
Malek und Benjamin waren einverstanden und zusammen durchquerten sie das mächtige Portal, welches ins Innere des Schlosses führte. Sie kamen in einen mächtigen Saal, denn man mit hunderten von wundervollen, ihnen unbekannten Blumen, geschmückt hatte. Seine glatten Wände waren mit Muscheln und farbigen Steinen verziert. Die Möbel bestanden aus einem marmorartigen Gestein und waren mit einem dichten Gewebe aus Seetang gepolstert.
Bunte Fische schwammen hin und her und ein zarter, wundervoller Gesang, drang an ihre Ohren. Sie folgten dem Gesang und betraten eine weiteren, kleinen Raum. Er war ähnlich eingerichtet, wie der erste, aber seine Wände waren stattdessen mit wundervollen, bunten Mosaiken versehen, die verschiedenste Szenen, vorwiegend mit Nixen und Wassermännern darstellten. Die Mosaike erinnerten die Geschwister an die Mosaike, welche früher die römischen Häuser geschmückt hatten und die meistens mythologische Szenen zeigten.
Hier sassen die beiden Nymphen- Schwestern zusammen. Sie trugen beide durchsichtige Gewänder, die nur das Nötigste bedeckten. Ihre Haare fielen in sanften Wellen über ihre Schultern und sie schienen ganz vertieft in ihren Gesang und die Musik, welche sie mit harfenähnlichen Instrumenten erzeugten. Der Ton der Instrumente war unglaublich sanft. Ebenso der Gesang der beiden Wassergeister, der erfüllt war von einer solchen Lieblichkeit und Innigkeit, dass es die Freunde tief im Herzen anrührte.
Die Zwillingsschwestern hatten sie wohl noch nicht wahrgenommen und die Freunde wagten es auch nicht, sie in ihrem Gesang zu stören. So schwiegen sie einfach und lauschten, mit geschlossenen Augen, dem herrlichen Gesang.
„Sie singen alt-nixisch,“ flüsterte Malek den Geschwistern zu.
„Ist das die alte Sprache ihres Volkes?“
„Ja, eine wundervolle Sprache, mit einer sehr blumigen Ausdrucksweise. Ich kann sie euch nur ganz schwer übersetzen.“
„Aber einen Teil davon verstehst du?“
„Ja aber nicht sehr viel. Immerhin so viel, dass ich weiss, dass sie ein Liebeslied an den grossen, allumfassenden Geist, des Omniversums singen. Doch ihr könnt das auch erkennen, wenn ihr euch wahrlich auf ihre Musik und ihren Gesang einlasst. Wenn ihr diese mehr fühlt, als mit dem Verstand zu verstehen versucht. Probiert es einfach mal aus! Fühlt euch in die Musik hinein, mit eurem ganzen Herzen und eurer ganzen Seele und dann werden die Worte in eurem Inneren Gestalt annehmen.“
Die Geschwister versuchten es und tatsächlich, auf einmal flossen ihnen Worte zu, von denen sie wussten, dass es genau die waren, die die Nymphen sangen:
Oh grosser, ewiger Geist, der alle Bäche fliessen lässt auf dieser schönen Welt, der Meereswellen schafft, uns alle in den Händen hält. Du Quell, aus dem die Freude spriesst! Der Anfang und das Ende! Dich wollen wir niemals lassen mehr. Oh, unser Schein und unsere Kraft, die neues Leben stetig schafft. Ewig wollen wir dich loben, aus tiefstem Herzensgrund! Eins sein mit Dir und aller Kreaturen Bund…!“
Ergriffen lauschten Pia und Benjamin diesen Worten. Die Stimmen und der Gesang der Nymphen schlug sie vollkommen in ihren Bann und es war als würden sie durch wundervolle Welten aus Klängen und bunten, inneren Bildern wandern.
So waren sie auch richtig erschrocken, als Miranda und Kiranda schliesslich aufhörten zu singen. Wie ein kalter Wasserguss, holte sie die plötzliche Stille auf den Boden der Realität zurück.
Als die Nymphen- Schwestern sie entdeckten, leuchteten ihre Augen vor Freude auf. „Ihr seid zurück!“ riefen sie und schwammen zu ihnen hin. „Wie ist es gelaufen?“
„Sehr gut!“ sprach Benjamin. „Wir konnten die Krieg, zwischen den Meeresgeistern, zum Glück beenden. Der Roter Rittern steckte dahinter, wie wir schon vermutet haben. Wir haben ihn jedoch verjagt und nun geht es wieder aufwärts.“
„Der Grosse Geist sei gepriesen!“ riefen die Zwillingsschwestern und dann drückten sie Benjamin beide einen Kuss auf den Mund. Der blonde Mann taumelte zurück, als es ihn glühendheiss durchfuhr. Warum nur, lösten diese Küsse so etwas in ihm aus?“
Die Nymphen lächelten ihn verschmitzt an und dann küssten sie auch Malek kurz auf den Mund. Dieser lachte jedoch nur und blieb ganz gelassen. „Warum nur?“ fragte sich Benjamin „bin ich immer noch nicht besser gewappnet, gegen den Zauber der Nymphen. Was würde nur Sara von mir denken, wenn sie das wüsste?"
Der Gedanke an Sara liess ihn sich noch schlechter fühlen. Miranda und Kiranda zwinkerten ihm nochmals zu und umarmten dann Pia herzlich. „Ihr seid einfach grossartig!“ riefen sie und klatschten in die Hände. „Nun müsst ihr uns alles erzählen, was sich zugetragen hat!“
Als die Freunde anfingen zu berichten, wurden die Nymphen sehr nachdenklich: „Es ist schon ziemlich beängstigend, wenn man bedenkt, wie nahe das Wasserreich an einer schrecklichen Katastrophe vorbeigeschliddert ist!“ sprach Miranda. „Was dieser rote Ritter da getan hat, war von einer Bosheit, die ihresgleichen sucht. Wir müssen jetzt sehr auf der Hut sein, sofern er oder seine dämonischen Brüder, irgendetwas Neues planen. Wir sind so froh, dass wir euch drei haben.“
„Euch vier, wenn man Manuel dazurechnet,“ verbesserte Kiranda. „Wirklich schade, dass er diesmal nicht bei euch ist.“
„Irgendwann wird er bestimmt wieder mit uns auf Reisen gehen,“ meinte Benjamin.
„Hoffentlich! Es wäre ein Jammer, wenn er in seinem Kristallschloss versauern würde.“
„Ich glaube nicht, dass dies der Fall sein wird. Er fühlt sich dort sehr wohl und sehr zu Hause.“
„Dennoch… irgendwie gehört er doch an eure Seite!“
„Das dachten wir auch,“ erwiderte Pia etwas bekümmert „aber wir können ihn nicht zwingen mit uns zu kommen, wenn er nicht will. Ausserdem wird er im Kristallreich auch gebraucht.“
„Wenn ihr ihn wieder seht, richtet ihm bitte herzliche Grüsse von uns aus und sagt ihm, dass wir uns über einen weiteren Besuch von ihm sehr freuen würden.“
„Wir werden es ihm ausrichten,“ versprach Pia. „Nun müssen wir aber leider gehen. Es wird schon wieder Nacht. Wir danken euch sehr für eure Gastfreundschaft und eure Hilfe.“
„Wir haben zu danken,“ sprachen die Wassergeister. „Wir wünschen euch viel Glück, auf eurem weiteren Wege.“
„Das können wir sicher gut gebrauchen. Herzlichen Dank und lebt wohl!“