„Da ist Micha!“ rief Malek und achtete im ersten Moment gar nicht auf die andere Person, welche ebenfalls auf dem Lavadrachen ritt. Der Feuerkönig jedoch starrte wie hypnotisiert auf die wundersame Gestalt. Es handelte sich dabei um eine zauberhafte Frau, mit langem, flammend roten Haar. Ihre Augen funkelten, wie von innen erleuchtete Bernsteine und sie trug ein langes, weites Gewand, welches mit dem Schuppenkleid ihres Reittieres zu verschmelzen schien.
Auf ihrem Haupte prangte eine Krone in der Form einer Feuerblume.
Micha sprang nun vom Rücken des Lavadrachen und lief seinen Freunden entgegen. „Beim grossen Schöpfer, was machst du bloss für Sachen!“ rief Malek und schloss Micha spontan in die Arme. Tränen der Freude glänzten dabei in seinen Augen.
„Wir dachten wirklich du seist tot!“ rief Pia und umarmte den Teenager ebenfalls. Dieser wurde sehr verlegen und die Röte, die in sein Gesicht stieg, rührte ziemlich sicher nicht vom Schein, der sich nun wieder beruhigenden Lava her.
„Auch ich dachte, einen Moment lang, mein letztes Stündlein haben geschlagen,“ meinte Micha. „Dann jedoch erschienen auf einmal diese wundervollen Drachen und mit Hilfe der schönen Dame dort, konnte ich auf seinen Rücken steigen.“ Die Freunde wandten sich um, um sich bei der Dame zu bedanken. Diese stieg elegant von ihrem Lavadrachen und ging dann, gemessenen Schrittes, auf den Feuerkönig zu. Dieser starrte sie immer noch ungläubig an. „Seid gegrüsst grosser Wassilio!“ sprach sie mit wohlklingenden Stimme und machte einen leichten Knicks. „So lernen wir uns also endlich kennen. Ich bin Wiolanda die Feuerkönigin. Ich bin euch zu grossem Dank verpflichtet, weil ihr Valiocha getötet und uns dadurch wieder befreit habt.“ „Das ist gerne geschehen, auch wenn vor allem Micha der Dank gebührt. Er versetzte dem verderbten Drachen schlussendlich den Todesstoss.“
„Ja ich weiss, er hatte zum Glück eine geeignete Waffe dabei.“ Wiolanda fasste in ihre Rocktasche und zog den magischen Kristalldolch hervor.
„Ihr habt ihn uns tatsächlich wiedergebracht!“ freute sich Benjamin. „Wir dachten schon, er sei verloren.“
Die Feuerkönigin reichte dem blonden Mann den Dolch und sprach: „Gern geschehen. So eine besondere Waffe sollte nicht auf dem Grund eine Lava- Sees verloren bleiben. Man weiss nie, wann man sie noch einmal gebrauchen kann. Es freut mich auf jeden Fall sehr, euch kennenzulernen. Ich bin sicher, alle hier haben wacker mitgeholfen Valiocha zur Strecke zu bringen.“
„Ich habe lange Zeit nach euch gesucht,“ sprach der König, etwas vorwurfsvoll. „Ich weiss, aber ich wollte den Zeitpunkt unseres Zusammentreffens gerne selbst wählen. Denn ich liebe meine Unabhängigkeit.“
„Ich hatte nie vor, sie euch zu rauben,“ gab Wassilio zurück. „Ja, jetzt da ich euch vor mir sehe, glaube ich euch das. Bisher lebte ich sehr gerne allein, nur in Gesellschaft dieser wundervollen Lavadrachen dort. Sie waren stets meine besten, treuesten Freunde. Mein ganzes Leben habe ich damit zugebracht, sie zu umsorgen und ihr Vertrauen zu gewinnen. Sie lieben mich und tun alles für mich. Ausserdem machen sie mir niemals irgendwelche Vorschriften…“
„Das werde ich auch nicht tun,“ meinte der Feuerkönig. „Ihr sollt stets leben, wie es euch gefällt, denn ihr seid überaus bezaubernd, so wie ihr seid.“
„Ist das wirklich euer Ernst?“
„Ja natürlich! Würde ich es sonst sagen? Ausserdem bin ich der Überzeugung, dass mein Volk eine starke, selbstsichere Königin gut gebrauchen kann. Das Feuer ist sowieso rebellisch und eigensinnig. Warum solltet ihr euch also meinetwegen verbiegen?“
Wiolanda lächelte angetan. „Nun… wenn ihr das so seht, dann steht einer Verbindung zwischen uns, nichts mehr im Wege.“
„Fühlt euch jedoch zu nichts gedrängt Wiolanda. Ihr allein bestimmt, wann und ob wir uns vermählen.“
„Das ist sehr zuvorkommen von euch grosser Wassilio. Aber ich würde euch wirklich gerne etwas näher kennen lernen. Immerhin treffen wir uns heute das erste Mal.“
Der Feuerkönig strahlte übers ganze Gesicht und sprach: „Nun denn… so erlaubt mir, euch zu meinem Feuerflusskreuzer zu geleiten!“ Er bot Wiolanda seinen Arm an und diese legte mit bezauberndem Lächeln ihre Hand darauf.
Der König wollte sich mit seiner Königin gerade Richtung Schiff auf den Weg machen, als Benjamin ihn nochmals zurückrief: „Heh wartet! Was ist jetzt mit den Feuerblumen?“
„Ach zu meine Güte!“ entschuldigte sich der König „das hätte ich jetzt beinahe vergessen. Vergebt mir!“
Er entzog der Königin, mit entschuldigender Miene den Arm und eilte zu den Freunden zurück.
„Ich… bin ganz durcheinander,“ murmelte er.
„Was ja auch nicht verwunderlich ist,“ meinte Malek und lächelte verständnisvoll. „Ich kenne das Gefühl auch, wenn Schmetterlinge im Bauch tanzen.
„Schmetterlinge? Bei uns sagt man: Flämmchen tanzen im Bauch.“
„Ist alles dasselbe,“ grinste der Magier. „Nun aber möchten wir dich bitten, uns bei den Blumen zu helfen. Du sagtest, dass du sie mit einem Schutzzauber versehen kannst?“
„Ja… oder vielmehr mit einer Schutzhülle, welche auch die nötigen Nährstoffe enthält und die Blumen für kühlere Gegenden konservieren kann. Ich werde es euch zeigen.“
Der König watete noch einmal hinaus in den nun wieder still vor sich hin brodelnden See und pflückte vorsichtig eine der kostbaren Blumen. Sie pulsierte heftig in seinen Händen, als hätte sich ihr Herzschlag beschleunigt. Ehrfurchtsvoll trug Wassilio das zarte Gewächs zu den Gefährten. Er murmelte ein paar besonders Zauberworte, in der Sprache des Feuervolkes und die Blume, glühte kurz auf. Eine goldene Aura lag nun um sie herum. Der König nahm daraufhin ein Stück der quarz-artigen Substanz, die hier überall herumlag und hielt dieses an die Feuerblume. Dabei sprach er eine weitere Formel.
Der Quarz begann sogleich an der Kontaktstelle weich und flexibel zu werden und schloss die Blume in seinem Inneren ein. Dann verhärtete er sich wieder.
„So!“ sprach Wassilio „Jetzt ist sie gut geschützt und hat genug Nährstoffe für eine längere Zeitspanne.“
„Das sieht aber hübsch aus!“ sprach Pia entzückt und betrachtete den Stein, in dessen klarem Inneren die Feuerblume wie ein leuchtendes Herz pulsierte.
„Wie viele davon wollt ihr mit in eure Welt nehmen?“ fragte der Feuerkönig.
„Das kommt ganz darauf an, ob man sie auch reproduzieren kann,“ meinte Malek.
„Mit diesem besonderen Schutzmantel kann man das,“ sprach Wassilio. „Ihr müsst sie einfach ins Feuer legen, dann vermehren sie sich schnell. Die Originale bleiben dabei aber erhalten.“
„Das ist schon mal gut,“
„Die Klone verlieren jedoch schneller an Kraft als die Originale. Da letztere in für sie günstigen Bedingungen herangewachsen sind. Man sollte sie deshalb nicht zu lange an kühlerer Luft lassen.“
„Alles klar, dann nehmen wir erst mal 20 Stück mit.“
„Gerne! Machen wir uns also ans Pflücken!“