„Dann brauchen wir jetzt nur noch ein passendes Gefäss, um die Pollen zu sammeln,“ meinte Pia. „Ein Korb oder so, wäre nicht schlecht. Malek kannst du uns einen geeigneten Korb herzaubern?“
Der Magier nickte und kurz darauf, hielt er einen grossen, engmaschigen Binsen- Korb in der Hand. Wassilio goss diesen mit einer dünnen Schicht Feuerquarz aus und Manuel ging wieder zurück zu der Blume, die mit ihm gesprochen hatte.
„Wie sieht es aus?“ fragte er sie „sind die anderen Feuerblumen auch einverstanden uns einen Teil ihrer Pollen zu schenken?“
„Ja, sie sind einverstanden. Habt ihr denn etwas, um den Blütenstaub zu transportieren?“
„Diesen Korb dort.“
„Sehr gut! Also macht euch bereit!“
Es dauerte nur einen kurzen Moment und dann begann ein wundervolles Schauspiel seinen Lauf zu nehmen! Auf einmal leuchteten die Feuerblumen alle gleichzeitig auf und ihr Pulsieren beschleunigte sich. Von den filigranen Blütenstempeln, löste sich nun ein golden funkelnder Staub! Dieser stieg in schleier-artigen Bändern, hinauf in die Luft und vereinigten sich dort zu einer schimmernden Wolke, welche nun in Richtung des Korbes schwebte.
Dort senkte sich die Wolke herab und kurz darauf, war das Binsengefäss bis oben an den Rand gefüllt mit tausenden, funkelden Pollen!
Die Gefährten blickten verzückt und mit grossen Augen auf den wertvollen Blumenschatz und Pia sprach: „Das sieht einfach wundervoll aus. Wassilio könntest du vielleicht eine dünne Schutzschicht darüberlegen, die wir jedoch gut wieder entfernen, können?“
„Ja natürlich! Nichts leichter als das.“
Als das Leuchten der Blumen langsam wieder verblasste, sprach Manuel bewegt: „Vielen tausend Dank, ihr lieben Feuerblumen! Dank eurer Güte, werden wir nun viele arme Geschöpfe heilen können.“
„Das haben wir gerne getan…“ vernahm er als Antwort einen Chor, aus wispernden Stimmen. „ Es freut uns, wenn wir helfen können.
„Auch wir wollen uns herzlich bei euch bedanken!“ sprachen Pia, Benjamin und die anderen. Sie hoben nochmals ihre Hand zum Abschied und machten sich dann auf den Rückweg zum Feuerflusskreuzer.
Wassilio und Wiolanda blickten ihrerseits tief beeindruckt auf die golden leuchtenden Pollen im Korb.
„Ein sehr mächtiger Schatz, den ihr da nach Hause tragt,“ sprach der König.
„Wenn ich gewusst hätte, dass die Feuerblumen zu so etwas in der Lage sind, hätte ich im Laufe meines Lebens, niemals so viele von ihnen gepflückt.
Obwohl ich der Feuerkönig bin, habe ich heute eine sehr wichtige Lektion gelernt: Es strömt durch Alles Lebendigkeit und Bewusstsein, auch durch die Feuerblumen. Ich schäme mich, dass mir das zu wenig bewusst war.“
„Uns allen war das zu wenig bewusst,“ sprach Benjamin. „Aber dank Manuel haben wir alle wieder etwas dazugelernt. Jetzt wird es aber Zeit, dass wir nach Hause kommen, um all die Kranken zu heilen.“
Malek sprach: „Zum Glück sind wir heil aus diesem Kampf mit Valiocha herausgekommen. Obwohl einige von uns… ein sehr grosse Risiko eingegangen sind.“ Er schaute etwas tadelnd zu Micha herüber. „Ich danke allen guten Geistern, dass ich dich heil nach Hause zurückbringen kann. Wenn ich Pete von deinem Tod hätte berichten müssen… nicht auszudenken! Versprich mir, dass du nie mehr solche Dummheiten machst, mein Junge.“
„Das kann ich noch nicht versprechen, ich muss meinem Herzen folgen, das sagtest du mir doch selbst schon oft.“ Der Magier nickte mit säuerlicher Miene, sagte jedoch nichts dazu.
Wiolanda meinte: „Es ist schon seltsam, dass einer der sanftmütigen Lavadrachen auf so schreckliche Art verderbt und entstellt werden konnte. Da müssen irgendwelche dunklen Mächte am Werk gewesen sein.“
„Das wäre gut möglich,“ stimmte ihr Ben zu, während der Feuerflusskreuzer sich wieder in Bewegung setzte. „Es könnte vielleicht mit den bösen Rittern zu tun haben.“
„Böse Ritter? Erzählt mir mehr davon!“
Das taten die Freunde und als sie geendet hatten meinte Wassilio:
„Bei uns gab es auch so seltsame Phänomene mit herabfallenden Sternen und so. Aber bisher haben wir keine besonderen Veränderungen in unserer Welt bemerkt.“
„Ausser natürlich, das ein Lavadrachen wahnsinnig wurde und anfing unser Volk, mich eingeschlossen, zu verschlingen,“ meinte Wiolanda sarkastisch. Wassilio erwiderte beschämt. „Ja, damit habt ihr natürlich recht meine Königin. „Aber sonst fiel mir nichts Besonderes auf.“
„Vermutlich weil du dich die ganze Zeit in deinem Schloss verkrochen hast,“ bemerkte Micha, was ihm erneut einen missbilligenden Blick von Malek einbrachte.
„Nun ja…Vermutlich hast du recht, wenn du auch nicht alles immer so freimütig aussprechen müsstest,“ erwiderte der König mit einem schuldbewussten Blick zu Wiolanda herüber.
„Es… ging mir die letzte Zeit nicht gut, weil... meine Elementarfürst nicht mehr zu mir sprach und auch weil ich nichts gegen Valiocha ausrichten konnte. Aber wenn ich gewusst hätte, dass dieses Monster euch ebenfalls verschlungen hat, wäre ich natürlich sofort zu eurer Rettung geeilt.“ Wiolanda blickte den König, einen Augenblick lang, mit Skepsis in ihren goldenen Augen an. Doch dann wurden ihre Züge wieder weicher. „Schlussendlich seid ihr ja auch zu meiner Rettung geeilt mein König. Bestimmt wird es euch gut tun, wenn ihr nicht mehr so allein seid. Ich bin jetzt ja da und zusammen bringen wir unser Königreich wieder in Schwung!“ Der König lachte erleichtert auf und sprach: „Ja, mit euch an meiner Seite, kann gar nichts mehr schief gehen!“ „Ach, muss Liebe schön sein!“ schwärmte Pia. „Er freut mich, dass ihr euch gefunden habt.“
„Das haben wir zum grossen Teil euch zu verdanken und eurem kühnen, jungen Freund dort drüben!“ Wiolanda zeigte auf Micha.
„Etwas zu kühn für meinen Geschmack,“ murmelte Malek.
„Ach komm!“ sprach Ben „sei nicht mehr sauer Malek! Micha hat sich wirklich heldenhaft geschlagen.“
„Ich weiss nicht, ob mir das gefällt…“
„Nie kann ich es dir recht machen!“ rief Micha wütend. „Dabei wollte ich dir doch nur endlich beweisen, dass ich zu etwas tauge.“
„Ich habe niemals angezweifelt, dass du zu etwas taugst!“ verteidigte sich der Magier.
„Doch hast du! Sonst hättest du mir schon früher eine Chance gegeben.“ „Ich habe dir schon hundertmal gesagt, dass es andere Gründe gab, warum ich keinen Lehrling wollte.“
„Und trotzdem kann ich es dir nie recht machen.“
„Das… verstehst du ganz falsch!“
„Das glaube ich nicht. Pia und Benjamin hast du damals auch ernster genommen.“
„Ach beim Schöpfer, nicht schon wieder diese alte Leier, das war eine ganz andere Situation.“
„So anders jetzt auch wieder nicht!“
Malek schnaubte ärgerlich und verzog sich auf die andere Seite des Decks. Er hatte keine Lust, weiter zu streiten. Teenager konnten einem manchmal so auf die Nerven gehen!
Wassilio klopfte Micha auf die Schulter. „Nur keine Sorge! Es wird bestimmt alles gut. Für mich jedenfalls bist du ein grosser Held mein Junge und ich bin sogar überzeugt davon, dass du das Potenzial für eine wichtige Führungspersönlichkeit hättest.“
„Meinst du wirklich?“ fragte Petes Sohn, wurde rot bis hinter die Haarwurzeln und senkte verlegen den Blick.
Der Feuerkönig lachte und erwiderte: „Auf jeden Fall! Also sei nicht mehr traurig, ihr habt so vieles erreicht!“
Der Junge fühlte sich durch diese Worte getröstet und gesellte sich dann zu Pia, Benjamin und Manuel, welche ihm ihrerseits ermutigend zulächelten.