„Es sind also tatsächlich die Ritter!“ schrie Pia. „Passt auf!“ Entsetzt starrten alle Anwesenden auf die schreckliche Erscheinung des Ritters. Besonders die braunweiss gekleideten Gnomen, die bisher geglaubt hatten, Bruder Tag sei ihr geliebter Priester, der es gut mit ihnen meinte, waren entsetzt. Für manche war die Verwandlung ihres Idols in diese schreckliche Kreatur mit den glühenden Augen, schlichtweg zu viel und sie fielen vor Entsetzen in Ohnmacht.
Damit jedoch noch nicht genug! Auch Bruder Nacht begann sich nun auf einmal zu verwandeln und wurde zu einem mindestens so schrecklichen, schwarzen Ritter, mit gehörntem Helm und glühenden Augen.
Nun ging der Kampf erst so richtig los! Der Greif sandte sogleich mehrere seiner magischen Attacken gegen den schwarzen Bösewicht.
„Hilf du den anderen gegen den roten Ritter!“ rief er Malek zu. „Dir wohnt eine uralte Elementarmacht inne. Der Feuer Greif hat mir davon berichtet. Nutze sie!“
Malek nickte und sprach in Gedanken zu Balorion. „Ich brauche, einmal mehr, deine Macht!“
Sogleich spürte er die Präsenz des gewaltigen, einäugigen Gottes in seinem Geist. „Wie du wünscht! Meine Macht steht dir zur Verfügung!“
Der Magier konzentrierte sich und dann sandte er zwei gewaltige Energieströme in Richtung des roten Ritters. Dabei wurde der Boden, wie durch einen mächtigen Pflug aufgerissen und die Erde türmte sich zu steinharten Zacken auf, die den Feind mit voller Wucht trafen und zu Boden schleuderten.
Zur gleichen Zeit sandte der Greif mehrere Wasserstrahlen gegen den schwarzen Ritter. Diese verfestigten sich auf ihrem Weg und wurden zu eisigen Lanzen, die den finsteren Gesellen mehrfach durchbohrten. Dieser stöhnte auf und sank zu Boden.
Die Nordok Gnome liefen voller Panik durcheinander. „Wir müssen sie schützen!“ rief Benjamin seiner Schwester zu. „Gib mir den Stab der Sternenfeen!“
Pia tat wie ihr geheissen und warf ihrem Bruder den Stab zu. „Hier rüber! Hier rüber!“ rief Benjamin den von Angst erfüllten Gnomen zu. Doch viele von ihnen verstanden nicht, was der blonde Mann von ihnen wollte und liefen, wie aufgescheuchte Hühner, weiterhin orientierungslos hin und her.
„Braucht ihr vielleicht Hilfe?“ erklang auf einmal eine wohlbekannte Stimme hinter Ben. Lumniuz, Mungoluz und deren Getreue, kamen auf ihn zu. „Beim grossen Schöpfer! Da seid ihr ja!“ rief der blonde Mann zutiefst erleichtert. „Ihr kommt wie gerufen! Wir müssen die Gnome aus dem Schusslinie nehmen. Wie ihr seht, sind da einige gewaltige Kämpfe im Gange.“
„Das haben wir vernommen. Was können wir tun, um zu helfen?“ „Nehmt diesen Stab!“ Ben überreichte Lumniuz den Stab der Sternenfeen. „Er wird euch vor Verletzungen schützen. Geht und sammelt alle ein, die unter die Räder kommen könnten.“
„Alles klar!“ sprach sein Freund und die anderen nickten. „Wir teilen uns in zwei Gruppen auf!“ wies Mungoluz seine Leute an. „Lumniuz, ich und noch fünf weitere, sammeln unsere nordischen Brüder ein. Die anderen helfen im Kampf mit!“
Sogleich schwärmten die Gnomen aus und begannen nun ebenfalls sich ins Kampfgetümmel zu stürzen. Da sie noch immer unter dem Unsichtbarkeitszauber des Greifs standen, waren sie für die Ritter nur schlecht auszumachen und konnten so fast unerkannt ihre Angriffe koordinieren.
Währenddessen machten sich Lumniuz und seine Begleiter daran, die verängstigten Nordoks einzusammeln. Dies war gar nicht so ungefährlich, denn das Tal erbebte immer wieder unter den gewaltigen Angriffen und Gegenangriffen der magischen Wesen. Schutt löste sich von dem Felswänden über ihnen, der Boden, war bereits an vielen Stellen verbrannt oder aufgerissen.
Lumniuz hob den Stab der Sternenfeen über seinen Kopf und hoffte innständig, dass dieser seine Aufgabe auch wirklich erfüllen würde. Und tatsächlich! Als sich einige grössere Felsen über ihnen lösten und drohten sie zu erschlagen, schoss tatsächlich urplötzlich ein Strahl aus tausenden von Sternen aus der Spitze des Stabs und bildeten einen funkelnden Schutzschild um sie. Die Felsen prallten davon ab und fielen rumpelnd neben ihnen zu Boden.
„Es funktioniert!“ freute sich Lumniuz und blickte tief beeindruckt nach oben. Die glitzernden Sterne, spiegelten sich dabei wie tausend Funken in seinen leuchtenden Augen.
Er und seine Begleiter begannen nun alle Gnome, die drohten zwischen die Fronten der Kämpfenden zu geraten, einzusammeln. Je mehr sie wurden, desto grösser wurde auch der Sternenschild, so dass alle sicher zurück in die grosse Höhle gebracht werden konnten. Dort erlosch dann der Stab der Sternenfeen auch wieder.
Die Nordoks wirkten irgendwie gebrochen und liessen alles mit sich geschehen. Der Schock über die wahre Natur ihrer beiden so verehrten Meister, die nun so eine Grausamkeit an den Tag legten, sass tief. Besonders einige der weiblichen Gnomen, die als Priesterinnen unter Bruder Tag gedient hatten, weinten bitterlich. Lumniuz empfand Mitleid mit ihnen, dennoch hatten sich die Bewohner des Nordreiches auf mannigfaltige Weise schuldig gemacht. So wurden sie erst einmal gefesselt und bewacht. Später sollte dann das Urteil über sie gesprochen werden.
Lumniuz meinte an Mungoluz gewandt: „Ich werde wieder zurückgehen und meine Freunde da draussen bei ihrem Kampf unterstützen. Je mehr wir sind, desto besser werden wir mit den Rittern fertig werden. Bleib du erst einmal hier und schau nach dem Rechten. Wer mit mir kommen will, kann das natürlich gerne tun.“
„Ich begleite dich!“ rief Morcheluz und auch einige andere Gnomen aus der Truppe, darunter Ambraluz aus dem Süden und Mandraluz aus dem Osten, meldeten sich. So kam es das zehn Männer, zusammen mit dem Ältesten, die Gefangenen bewachten und die restlichen 25 sich Lumniuz anschlossen. So packten sie ihrer Waffen und Schilde und stürzten sich erneut ins Getümmel.