Wiedersehen mit der Sonnenfee
Der Abschied von den Feuerwesen und dem Königspaar war herzlich und alle bedankten sich beieinander.
Als die Sonne bereits hoch am Himmel stand, machten sich die fünf Gefährten wieder auf den Weg zum Sphärentor, dass sie in diese Welt geführt hatte. Der Sonnenberg war hell erleuchtet und seine Konturen schienen in der gleissenden Hitze beinahe zu verschwimmen.
Benjamin sprach: „Irgendwo dort oben, muss die Höhle des heiligen Feuers sein. Es fällt mir schwer von hier wegzugehen, ohne es noch einmal zu sehen.“
„Ja! Ich will es auch sehen!“ riefen Manuel und Micha wie aus einem Munde. „Meinst du wir sollten noch einen Abstecher auf den Sonnenberg machen?“ fragte Pia.
„Ja, immerhin tragen wir ja die Gewänder der Klarheit, so fällt uns der Aufstieg sicher leichter als das letzte Mal.“
Malek nickte zustimmend. „Natürlich würde auch ich das Feuer der ewig, göttlichen Liebe zu gerne sehen. Immerhin hat es mich einst vor der Verdammnis errettet.“
„Ich weiss nur nicht, wo wir es genau finden,“ gab Ben zu bedenken. „Damals führte uns die Sonnenfee dorthin.“
„Versuchen könnten wir es zumindest mal,“ ermutigte ihn Pia.
„Also gut. Ich glaube, es geht dort hinauf.“
Sie bogen in einen Pfad ein, der ebenfalls an einigen heissen Quellen vorbeiführte. Auch hier spielten Duzende der munteren Feuergeister. Der Pfad führte in steilen Windungen hinauf auf den, aus rötlichem Gestein bestehenden, Sonnenberg. Tatsächlich war der Weg jedoch viel weniger anstrengend, als er es damals ohne Gewänder gewesen war.
Schliesslich erreichten sie das Felsplateau, auf welchem ihnen einst die Sonnenfee erschienen war. Etwas ratlos schauten sie sich um.
„Ich weiss wirklich nicht mehr, wohin wir uns jetzt wenden müssen,“ sprach Benjamin „irgendwie hat damals alles anders ausgesehen.“
„Es sind seither auch einige Jahre vergangen,“ erwiderte Malek. „Vielleicht hat sich die Umgebung verändert.“
„Oder die heilige Höhle ist wirklich nur mit Hilfe eines besonderen Geistes zu finden.“
„Vielleicht wissen ja die Salamander mehr.“
Benjamin wollte gerade zu den, in der Nähe spielenden Feuergeistern gehen, um diese um Rat zu fragen, als Manuels aufgeregte Rufe ihn davon abhielten. „Da ist irgendetwas vor der Sonne!“ schrie der 20- jährige. „Schaut nur!“
Die Gefährten blickten hinauf zur Sonne, deren grelles Licht sie jedoch so blendete, dass sie die Hände vor die brennenden Augen schlugen. Und auch dann tanzte noch immer ein Widerhall, des gleissenden Feuerballs, zwischen ihren Lider.
„Da ist aber etwas!“ vernahmen sie Manuel Stimme erneut. „Schaut doch!“
Und tatsächlich! Als die Freunde die Augen wieder öffneten, schien da wirklich ein Feuerball zu sein, der nun sogar zu ihnen herunterschwebte. Ein Stück von ihnen entfernt, traf er auf dem Boden und explodierte. Etwas erschrocken wichen sie zurück und hoben abwehrend ihre Arme. Doch die Explosion fügte ihnen keinen Schaden zu. Stattdessen erschien dort, wo sie stattgefunden hatte, eine wunderschöne, hell strahlende Frau, mit einem goldenen Gewand und einer funkelnden Sonnenkrone, auf dem Haupt.
„Das ist sie!“ rief Pia begeistert: „Es ist die Sonnenfee, die wir schon letztes Mal trafen!“ Fassungslos blickten Malek, Manuel und Micha auf die herrliche Erscheinung. Die Sonnenfee neigte lächelnd das Haupt und sprach: „Herzliche willkommen zurück, Grosse Führer. Es ist mir eine Freude euch wieder zu treffen. Bei euch diesmal sogar der Mann, welcher einst durch das heilige Feuer von der Verderbnis des Bösen geheilt wurde.“
„Du kennst mich?“ fragte Malek erstaunt.
„Aber natürlich! Die Sonne geht auf, über Guten und Bösen. Sie ist Symbol für des Ewigen Liebe und nichts bleibt ihr verborgen. Ich sehe deine guten Taten und mein Herz wird dabei mit Glück erfüllt.“ Sie trat nun etwas näher an die Freunde heran.
„Ich stelle fest, ihr tragt diesmal die Gewänder der Klarheit, dann können euch meine Strahlen wenigstens kein Leid zufügen,“ sprach sie und ihr Blick richteten sich nun auf Manuel und Micha. Die beiden starrten die Fee immer noch unverwandt an und deren Schein, spiegelte sich in ihren weit aufgerissenen Augen. Die Sonnenfee lächelte erneut. „Es ist auch schön euch beide zu treffen,“ sprach sie zu den Jungen. „Vor euch liegt eine glorreiche Zukunft. Ihr werden eine wichtige Rolle in der neuen Welt innehaben. Besonders du Manuel- Inkarnation des grossen Ululala! Noch aber, werden grosse Prüfungen vor euch liegen. Die Finsternis erhebt sich und ihre Schatten breiten sich immer mehr aus. Das spüren wir auch im Sonnen- Reich. Seid auf der Hut, denn boshafte Kreaturen treiben jetzt überall ihr Unwesen. Valiocha der verderbte Lavadrachen war eine von ihnen.“
„Dachten wir es doch!“ rief Ben.
„Ja, Valiocha wurde von einem uralten Bösen ergriffen und das wird auch noch mit vielen anderen, wankelmütigen Seelen passieren, jetzt da die drei verderbten Ritter unsere Welten betreten haben.“
„Wer sind diese Ritter? Haben sie etwas mit dem Herrn der Finsternis zu tun?“
„Sie sind ihm sehr ähnlich und doch sind sie anders. Sie entstanden aus den dunkelsten Träumen, aus den schrecklichsten Horror Sphären, die jedes Geschöpf in stärkerer oder schwächerer Ausprägung, in sich trägt. Sie kennen jede Schwäche und nutzen diese zu ihrem Vorteil aus. In dieser Zeit entscheidet sich, welche Seelen die Prüfungen bestehen und sich für das Licht entscheiden und welche vom Strudel des aufziehenden Übels, korrumpiert werden.
Denn die Grotte des Feuers der ewig, göttlichen Liebe ist verschlossen worden und so können viele dadurch auch nicht mehr errettet werden.“
„Was meinst du damit?“ fragte Pia entsetzt „du meinst, der grosse Geist, hat den Geschöpfen seine Liebe entzogen?“
„Nein, das würde der grosse Geist niemals tun. Ich kann euch auch nicht sagen, warum die Höhle des heiligen Feuers sich geschlossen hat. Vielleicht weil die Schwingung im Omniversum sich immer mehr verändert.“
„Aber das klingt gar nicht gut! Du kannst uns also diesmal nicht zu dem Feuer führen?“
„Nein. Leider nicht. So sehr es mich auch schmerzt. Aber ich habe darauf keinen Einfluss mehr.“
„Das ist sehr schade,“ meinte Benjamin und die anderen nickten bekümmert. „Dann sind wir also vergebens hergekommen.“
„Nicht ganz vergebens! Ich werde euch etwas anderes Nützliches mit auf den Weg geben. Seht her!“
Die Sonnenfee bildete mit ihren Händen einen Kelch über ihrem Haupte und eine glühende Kugel erschien dazwischen. Diese reichte sie Benjamin. „Nur keine Angst, sie ist ganz kühl!“ sprach sie.
Ben nahm die Kugel und betrachtete sie neugierig.
„In dieser Kugel wohnt die Kraft der Sonne, jedenfalls ein Teil davon,“ erklärte die Dame. „Eine kleine, noch junge Sonnenfee, bewohnt sie. Ihr Name ist Solaria und sie hat sich eigens dazu bereit erklärt, euch beizustehen. Sie wird euch stets auf eurem Wege leuchten und möge es noch so dunkel sein. Mit ihr besitzt ihr eine eigene, kleine Sonne, die niemals erlöschen wird, so lange die Fee darin lebt. Tragt sie stets bei euch und wenn ihr sie braucht, sagt einfach: Solaria, Licht der Sonne erschein, erhelle den Weg für Gross und Klein! Dann wird sie euch den Pfad erleuchten und die Finsternis vertreiben. Alle bösen Wesen, die Sonnenlicht scheuen, werden durch sie vernichtet oder in die Flucht geschlagen.“
„Eine wirklich nützliche Sache!“ sprach Ben „herzlichen Dank, liebe Fee!“