Finstere Pläne/ Besuch in der Unterwelt
Igor Slavzow, der russische Präsident, sass vor seinem grossen TV-Bildschirm und verfolgte die ersten Bombenhagel, welche auf sein Land niedergingen. Die USA hatten bereits einige wichtige Stützpunkte angegriffen und Himmel und Erde wurden erhellt von den grellen Lichtern der todbringenden Waffen. Natürlich hatte sich Slavzow schon früh genug, in seinen privaten Bunker, der eigens für so einen Kriegsfall errichtet worden war, zurückgezogen. Von hier aus zog er aber weiterhin die Fäden. Er stand in Verbindung mit einigen wichtigen Staatsmännern, die im Osten, wie im Westen für Unruhen und Chaos sorgten. Ihnen allen war eine besondere Verachtung, gegenüber Amerika, zu eigen. Sie schmiedeten deshalb eine Menge Pläne, um diese zu zermürben und von ihrem Thron, als Weltmacht, zu stossen. Besagte Staatsmänner betrachteten mittlerweile alle die nicht auf ihrer Linie waren als Feinde und es spielte für sie keine wirkliche Rolle mehr, wie viele Opfer ihre Bestrebungen forderten. Ein jeder von ihnen hatte jedoch unterschiedliche Gründe, für den Hass, der ihn antrieb.
Die Kriegsrhetorik, derer sich auch der amerikanische Präsident seit längerem bediente, goss noch zusätzlich Öl ins Feuer und jetzt da die ersten Bomben gefallen waren, war für Slavzow und seine Verbündeten klar, dass dieser Frevel, nach Vergeltung schrie.
Slavzow griff nach einem Telefon, dass sich ebenfalls in dem Bunker befand und wählte die Nummer seines Verbündeten Mustafa Abdul Al Aziz. Kurz darauf nahm dieser auch ab.
«Hallo Igor,» sprach er mit seiner dunkel klingenden Stimme. «Alles gut bei dir? Ich habe gehört, dass bei euch die ersten Bomben gefallen sind?»
«Ja genau,» erwiderte der russische Anführer finster. «Du weisst, was das bedeutet! Wir müssen den Druck noch mehr erhöhen! Wäre es möglich einige Anschläge mehr auf Ziele in Amerika und in weiteren Grossstädten Europas zu verüben? Ich würde dir als Gegenleistung einige meiner besten Männer zur Verfügung stellen.»
«Ja, Inschallah, das werden wir tun! Wir befinden uns ja bereits mittendrinn im Dschihad.»
«Wie auch immer,» gab Igor gleichgültig zur Antwort. «Du weisst, ich halte nicht viel von Religion. Aber ich werde dich auf jeden Fall bei allem unterstützen, denn ich weiss im Herzen sind wir beide Genossen.»
«Wie auch immer,» gab der arabische Führer nun ebenfalls ziemlich gleichgültig zur Antwort. «Wir sagen hier lieber Halifa (Verbündeter).
Igor meinte nichts weiter dazu und sprach stattdessen. «Ich werde auch Gyula informieren und ihn ebenfalls dazu anhalten den Druck weiter zu erhöhen. Näheres werden wir dann noch in einer Videokonferenz besprechen.»
«Ja, das ist gut. Übrigens, ein persönliches Anliegen hätte ich noch.»
«Was denn?»
«Hättest du womöglich noch einige Streitkräfte für mich, um Jerusalem zu erobern.»
«Du willst Jerusalem erobern?» Der russische Präsident wirkte etwas erschrocken.
«Ja, dies wäre ein wichtiger Schritt für meine Volk und die ganze muslimische Gemeinschaft. Denn ursprünglich gehörte diese Stadt unseren Vorvätern. Die Juden haben sie uns stets vorenthalten und nun wird es Zeit, dass wir unser ureigenes Recht zurückfordern.»
«Das wird aber noch einiges mehr an Ressourcen kosten. Du weisst auch Israel hat eine starke Armee und Juden wie Christen würden sich mit Händen und Füssen dagegen wehren. Das wird einen ausgewachsenen Religionskrieg vom Zaun brechen. Ob wir das wirklich wollen?»
«Ich will es und meine Getreuen wollen es auch,» erwiderte der arabische Führer. «Jetzt wäre der richtige Zeitpunkt dafür gekommen. Wenn nicht jetzt, wann dann?»
«Hmm…» der russische Präsident dachte angestrengt nach. Dann meinte er: «Also gut, ich werde nachher ein paar Gespräche führen, vielleicht gibt es ja eine Lösung, die dir bei deinem Anliegen dienlich sein könnte. Ich melde mich wieder.»
«Vielen Dank, du wirst es nicht bereuen Sahib (Freund). Bis bald!» Ein Knacken erklang in der Leitung und die Verbindung wurde unterbrochen.
Slavzow blieb noch kurz sitzen und dachte nach, dann erhob er sich langsam und ging in eine etwas kleinere Kammer, die an den zentralen Teil des Bunkers angrenzte. Die Tür zu dieser Kammer war verschlossen. Er drehte den Schlüssel, den er immer bei sich trug im Schloss und öffnete die Kammer. In deren Innerem befand sich ein schwarzer Altar der mit einigen grotesken, gruseligen Figuren verziert war. Einige schwarze Kerzen standen herum und bleiche Totenschädel blickten dem russischen Präsidenten aus ihren leeren Augenhöhlen entgegen.
Slavzow entzündete die Kerzen und liess sich dann auf einer kleinen Kniebank, die mit schwarzem Samt überzogen war, nieder.
«Grosser Herr und Meister!» rief er mit erhobenen Armen. «Bitte zeige dich mir, ich brauche deinen Rat!»
Es dauerte nicht lange und die Kammer wurde urplötzlich mit Rauch und Schwefel erfüllt.
Ein rotglühendes Augenpaar tauchte nun aus diesem Nebel auf und kurz darauf schälte sich die hochgewachsene Gestalt eines Ritters aus der Finsternis. Er trug eine dunkle Lamellenrüstung, darunter eine Brigantine (eine Art langer Wams) aus Leder und ein Kettenhemd. Sein Helm war oben spitz zulaufend und er trug einen Umhang, weite Hosen und hohe Lederstiefel.
Er sah genauso aus, wie die Soldaten des alten, russischen Imperiums und Slavzows Herz klopfte freudig. Wie sehr er sich doch nach jener glorreichen Zeit zurücksehnte!
Er stand schon seit einiger Zeit mit dem geheimnisvollen Ritter in Kontakt und er wusste, dass er eine enorme Macht besass. Der Ritter hatte versprochen, dass er Slavzow dabei unterstützen würde, die alte Ordnung des russischen Reiches wiederherzustellen und ihm schon oft bei der Planung von Kriegsstrategien geholfen. Auch seine magischen Kräfte, stellte er dem russischen Präsidenten immer wieder zur Verfügung. Ohne den Ansporn des Ritters, hätte es der Politiker vermutlich nicht gewagt, so in die Offensive zu gehen. Seine Strategie war bisher eher defensiv gewesen. Doch die Macht der USA hatten ihn schon länger beunruhigt und dazu kam noch sein tiefsitzender Hass, dem amerikanischen Kontrahenten gegenüber.
Der Ritter sprach nun mit herrischer Stimme: «Warum rufst du mich? Was willst du?»
Der Präsident erwiderte: «Verzeiht oh grosser Meister! Aber ich brauche erneut deine Hilfe, bei einer… etwas kniffligen Angelegenheit.»
«Na los, raus mit der Sprache! Rede nicht so um den heissen Brei herum.
«Also gut…,» Slavzow straffte seine Schultern und meinte: «Mein Genosse aus dem arabischen Raum, hat sich etwas Grosses vorgenommen und er hat mich um Hilfe ersucht.»
Der Ritter nickte ungeduldig. «Komm zum Punkt!»
«Er will Jerusalem erobern, damit die heilige Stadt wieder in die Hände der Moslems gelangt, wie es einstmals war.»
Der Ritter starrte den russischen Präsidenten einen Moment lang wortlos an. Doch dann begann er auf einmal schallend zu lachen. «Nicht zu fassen. Der Gute hatte ja einiges vor! Mir gefällt die Idee!»
«Wirklich?» Slavzow wusste nicht so recht, ob er nun Erleichterung oder Entsetzen empfinden sollte und das führte dazu, dass ihm seine Miene mehr oder weniger entglitt.
«Was schaust du denn so?» fragte der Ritter. «Hast du Angst?»
«Ich… Angst? Nein! Wie kommt ihr darauf mein Herr?»
«Was ist dann also das Problem? Hilf deinem Genossen!»
«Ich fürchte aber, es gibt nicht mehr genug Männer, um so eine gewaltiges Unternehmen zu stemmen. Ihr wisst, das kann ziemlich schlimme Folgen haben. Immerhin wird dadurch ein ausgewachsener Religionskrieg vom Zaun gebrochen. Ich weiss nicht, ob es das wert ist und ob es unseren Plänen nicht sogar mehr schadet als nützt. Ausserdem wer will das alles bezahlen? Die Staatskassen sind leer!»
«Ich sehe das Problem nicht!» der Ritter machte eine wegwerfende Handbewegung. «Für etwas hast du ja schliesslich mich! Es wäre mir eine Freude, dich und deinen arabischen Freund zu unterstützen!»
«Wirklich?»
«Natürlich! Ich finde die Idee mit Jerusalem ein Geniestreich, das wird die ganze Welt bis ins Mark erschüttern und es ist ein Schlag ins Gesicht der westlichen Welt.»
«Das ist es auf jeden Fall,» gab der Präsident zurück. «Eigentlich habe ich euch ja auch deshalb gerufen. Dass ihr jedoch so begeistert von diesem Unternehmen seid, erstaunt mich doch etwas.»
«Papperlapapp! Tut es einfach. Ich werde euch mehr Männer schicken und eure Staatskassen wieder auffüllen. Es soll nicht am Geld oder an den Männern liegen, dass ihr zu früh aufgeben müsst!»
Mit diesen Worten verschwand der Ritter wieder im Nebel und kurz darauf, tat sich, wie damals bei Malek, der Boden unter den Füssen des russischen Präsidenten auf!
Diesem Abgrund entstieg nun eine riesige Armee aus dunklen Kriegern. Sie besassen glühende Augen, schreckliche, knochigen Gesichter und schwangen fürchterliche Waffen in ihren Händen.
«Setz sie ein, wo immer du willst! Sie sind zäh und beinahe unverwundbar!» vernahm Slavzow noch die Stimme des Ritters aus der Ferne, dann machte er sich mit frischem Elan daran, den neuen Kriegern ihre Aufgaben zuzuteilen.
(Anmerkung der Autorin: Die oben beschriebenen Szenen sind zwar ein wenig von realen Geschehnissen und Personen inspiriert, allerdings ist ein grosser Anteil dieser Schilderungen reine Fiktion und soll nicht als politisch verstanden werden. Das wäre mir wichtig zu sagen, denn meine Geschichte ist und bleibt eine Fantasy Adaption).