Der Abschied naht
Leider nahte dann schon bald der Abschied. Pia und Hungoloz konnten sich beinahe nicht voneinander trennen, nach der wunderbaren Zeit, die sie zusammen hier verbracht hatten.
Doch die Pflicht rief sie beide. Pia hatte noch viele Aufgaben zum Wohle des Omniversums zu erfüllen und auch auf Hungoloz warteten, als neuer König des Waldes, noch einige Herausforderungen.
„Wir werden und bald wiedersehen,“ sprach er, als sie am Abend, vor Pias Abreise, noch zusammen auf dem Balkon des mächtigen Baumhauses standen. Der Wald hatte sich schon wieder gut erholt, auch in den weiter entfernten Gegenden. Sie waren auch nicht mehr angegriffen worden, seit sie Darkuloz besiegt hatten. Einige der vor kurzem noch feindlichen Sippenführer, hatten Hungoloz mittlerweile sogar einen neuen Treueeid geschworen. Es sah wirklich so aus, als ob die Waldelfen die Kurve gekriegt hätten und der Frieden zwischen ihnen, wieder neu erblühte.
„Schon unglaublich, wieviel sich seit unserer Rückkehr hierher, alles wieder verändert hat,“ sprach der blonde Elf, während er seinen Arm um Pia gelegt hatte und verträumt über den grünen, wieder von Leben erfüllten Wald, blickte.
Pia nickte und legte ihren Kopf an seine Brust. „Ja, das kann man wohl sagen! Es ist so schön zu sehen, wie alles sich zum Guten gewendet hat. Ich hoffe nur, es ist von Dauer. Immerhin treiben die drei bösen Ritter immer noch ihr Unwesen und es wurde uns prophezeit, dass noch viele Umwälzungen in den Welten anstehen. Wenn jedoch das Naturreich und seine Bewohner wieder erstarken, dann gibt es vielleicht doch noch mehr Hoffnung.“
„Ganz bestimmt!“ erwiderte Hungoloz überzeugt. „Hoffnung ist sehr wichtig und wir dürfen sie niemals aufgeben!“
„Das stimmt!“ Pia lächelte den Waldelfen an und küsste ihn.
Die darauffolgende Nacht verbrachten sie noch einmal gemeinsam.
Alle im Dorf wussten mittlerweile, dass Pia und Hungoloz den Bund eingegangen waren. Dieser Bund, galt als sehr heilig beim Waldvolk und alle freuten sich mit dem glücklichen Paar.
Benjamin welcher die Nacht diesmal wieder in Tartaloz' Baumhaus verbrachte, um das turtelnde Paar nicht zu stören, blickte mit gemischten Gefühlen von seinem Fenster aus, zu seiner Schwester und dem König des Waldes herüber. Einerseits freute er sich sehr mit ihnen. Doch da war auch eine leise Trauer und die Angst davor, dass Pia vielleicht nie wieder zur Erde zurückkehren würde. Was aber wurde dann aus ihm und seinen Eltern? Würden sie Pia nie mehr wiedersehen? Würden sie vielleicht all den schwierigen Zeiten, die ihnen noch bevorstanden, schlussendlich ohne Pia entgegentreten müssen? Nein! Das durfte nicht sein, das konnte nicht sein! Pia würde sie bestimmt nicht einfach im Stich lassen.
Aber dennoch… sie liebte diesen Elfen abgöttisch und er machte sie zweifellos sehr glücklich. Er war ja auch wirklich ein sehr netter Kerl. „Bestimmt mache ich mir unnötige Sorgen,“ beruhigte er sich selbst „bestimmt wird alles gut. Es kommt sowieso immer, wie es muss.“ Mit diesem tröstenden Gedanken entkleidete er sich schliesslich und legte sich zum Schlafen nieder.
Der nächste Morgen kam schneller als Pia und Hungoloz lieb war. Als das erste Licht, der goldenen Morgensonne, durch das Fenster hereinschien, wachten sie auf. Pia lag fest eingekuschelt in Hungoloz‘ Armen und spürte seinen Herzschlag, der seine nackte, glatte Brust sanft hob und senkte. Sie blickte ihm in seine goldenen Augen und sogleich waren diese von tiefer Liebe und Zuneigung erfüllt.
„Guten Morgen meine Blume,“ sprach der Waldelf und streichelte sanft ihren ebenfalls nackten Rücken. Die Berührung jagte Pia wohlige Schauder durch den Körper. Sie strich ihr zerzaustes, golden glänzendes Haar etwas hinter die Ohren und küsste ihn weich auf seine vollen Lippen.
„Ich will noch nicht aufstehen!“ stöhnte er „es ist so schön mit dir hier zu liegen.“
„Ich weiss!“ stimmte Pia in sein Klagelied ein „mir geht es genauso!“ Auf einmal wurde sie sehr traurig und eine glitzernde Träne stahl sich in ihre tiefblauen Augen. Nun war es also so weit! Sie musste sich endgültig von Hungoloz verabschieden, ohne genau zu wissen, wann er und sie sich das nächste Mal wiedersehen würden.
„Ach komm!“ versuchte der Elf sie zu trösten. „sei nicht allzu traurig! Wir werden in unseren Herzen stets verbunden sein und bald sehen wir uns wieder!“
„Ich… hoffe es,“ erwiderte Pia und barg ihr Gesicht an seinem warmen Hals. Er streichelte sanft ihre Haare und küsste sie auf Stirn und Wange. „Ganz bestimmt! Ich werde auf dich warten und sollte auch die Hölle zufrieren.“
„Ich auch.“
„Dann lass uns jetzt aufstehen. Ich habe meine Leute beauftragt dir, Benjamin und Malek, noch ein leckeres Frühstück zu zaubern. Damit ihr euch, gut gestärkt, auf den Weg machen könnt.“
Pia lächelte unter Tränen und begann sich dann anzukleiden.
Das Frühstück, dass die Elfen den drei Freunden zubereitet hatten, war wirklich sehr lecker. Es gab frisch gebackenes Brot, dazu Honig, Eier und zum Trinken Tee und Holunderblütensirup.
Noch während sie assen, brach auf einmal Unruhe beim Tor aus. Sie schauten neugierig nach, was da los war. Einer der Wachen blickte kurz durch das kleine Fenster in der hölzernen Pforte und gab dann den Befehl diese zu öffnen.
Ein Art Planwagen, rollte nun ins Dorf und auf seinem Kutschbock sass… Lumniuz!
„Hej alter Freund!“ rief Malek voller Freude und begrüsste den Erdgnomen. Die anderen taten es ihm nach.
„Was tust du denn hier?“ freute sich auch Pia.
„Ich bringe den gewünschten Nachschub an Medizin!“ rief der kleine, braungewandete Mann heiter und lachte dabei sein meckerndes Lachen. „Manuel und die Alchemisten haben die Pollen der Feuerblumen erfolgreich zu einer sehr ausgiebigen Medizin verarbeitet und als ich hörte, dass ihr davon noch mehr braucht, wollte ich sie euch höchstpersönlich vorbeibringen. So komm ich mal etwas aus der Beengung der Schlossmauern heraus.“
Unmerklich huschte ein Schatten über Lumniuz Gesicht und Pia begriff plötzlich, dass der Erdgnom vermutlich gar nicht so glücklich über sein Leben, als Ululalas Nachfolger, war. Darüber hatte sie bisher nie richtig nachgedacht. Und nun war auch noch Hungoloz in seine Heimat zurückgekehrt und Lumniuz war jetzt ganz allein, mit all dieser Verantwortung…
„Das sind sehr gute Nachrichten!“ rief Hungoloz und umarmte Lumniuz freundschaftlich. „Vielen Dank, dass du uns die Medizin persönlich vorbeibringst. Ich dachte nicht, dass wir uns so schnell wiedersehen.“
„Das dache ich auch nicht…“ meinte Lumniuz und seine Stimme klang irgendwie traurig. „Ich vermisse dich schon ziemlich mein Freund.“
„Ich dich auch. Komm doch und setzt dich zu uns, wir sind gerade am Frühstücken. Danach wollten Pia, Benjamin und Malek eigentlich aufbrechen.“
„Oh ihr wolltet gerade aufbrechen?“ sprach Lumniuz etwas betroffen. „Dann bin ich doch zu spät gekommen. Ihr könnt dann ja gleich mit mir zurückfahren.“
„Das wäre grossartig!“ erwiderte Pia und dann fügte sie hoffnungsvoll hinzu: „Aber wir können ja auch noch ein, zwei Tage länger hierbleiben.“ Ihr Blick huschte zu Hungoloz herüber und auch seine goldenen Augen, leuchteten hoffnungsvoll.
Benjamin musterte das verliebte Paar und wechselte dann einen Blick mit Malek. Dieser nickte zustimmend.
„Also gut! Wir bleiben noch… zwei Tage und zwei Nächte. Dann haben unsere Turteltauben noch etwas mehr Zeit füreinander.“
Lumniuz schaute Ben fragend an.
Dieser sprach: „Pia und Hungoloz sind jetzt ein Liebespaar!“
„Ein Liebespaar?“ rief der Erdgnom freudig überrascht. „Das sind ja wundervolle Neuigkeiten!“ „Das stimmt! Wir haben sowieso eine Menge guter Neuigkeiten.“
„Dann erzählt!“ rief Lumniuz begierig und so begannen die Freunde, alles von Anfang an, zu berichten!