Etwas später trafen auch die anderen Gäste nach und nach ein. „Ach da bist du ja Micha!“ rief dessen Mutter Lina, eine etwas molligere Frau, mit freundlichem Gesicht und rotblondem Haar das zu einem Knoten zusammengebunden war. „Ich hatte schon Angst, du seist wieder davongelaufen!“
„Micha wird jetzt bestimmt nicht mehr davonlaufen,“ beschwichtige Malek sie. „Ich werde ihn, während meiner Abwesenheit, mit einigen wichtigen Aufgaben hier in meinem Reich betrauen.“
„Du gehst schon wieder fort?“ fragte die Frau traurig.
„Ja, ich muss noch in die anderen Welten, um den Kranken dort zu helfen. Jetzt da wir die Feuerblumen, auch dank deinem Sohn, endlich hierherbringen konnten.“
„Darf ich diese Feuerblumen einmal anschauen?“ fragte Lina und blickte dabei gespannt wie ein kleines Mädchen drein. „Ja, zufällig habe ich gerade eine der Blumen dabei. Ich wollte sie euch sowieso noch zeigen, aber erst wenn alle hier sind. Während Pia, Benjamin, Manuel und ich, bald wieder ins Juwelenreich reisen werden, liegt es in den Händen von euch und Micha, ein Krankenhaus hier in meinem Reich zu eröffnen. Es soll eine Anlaufstelle für alles sein, die an der schlimmen Erfrierungsseuche leiden. Hier haben wir zum Glück noch nicht so viele schwere Fälle, aber es werden vermutlich bald mehr und die Feuerblumen sind im Augenblick das einzige Heilmittel.“
„Wie wendet man sie an?“ fragte Pete, der nun ebenfalls in den Salon getreten war. „Es gibt da noch einige offene Fragen, aber ich werde die besten Alchemisten und Heilkundigen des Reiches damit betrauen, die genaue Wirkung der Blumen zu erforschen. Was wir auf jeden Fall wissen ist, dass man sie, damit sie sich vermehren, in ein Feuer legen kann. Danach kann man die Blumen, nach bereits bekannten Verfahren, zu Medizin verarbeiten. Allerdings sind wir noch daran herauszufinden, ob wir nicht eine spezielle Tinktur aus den Pollen herstellen könnten, von denen uns die Feuerblumen freiwillig eine grosse Menge geschenkt haben. Diese Verfahren jedoch muss zuerst erforscht werden. Jedenfalls wäre eine Tinktur aus den Pollen, viel wirkungsvoller, ausgiebiger und leichter zu transportieren als die Blumen selbst.“
„Du betraust und hier mit einer sehr wichtigen Aufgabe,“ sprach Pete. „Ich hoffe, wir können alles zu deiner Zufriedenheit erledigen.“ „Davon bin ich überzeugt. Wenn jemand das kann, dann ihr. Uns fehlt jetzt nur noch eine geeignete Räumlichkeit, welche wir als Spital nutzen könnten.“ „Es gibt da eine grosse, ungenutzte Lagerhalle in der Nähe des Marktplatzes!“ rief Pete „die könnte man sicher gut herrichten, mit Hilfe von etwas Magie sowieso.“ Er zwinkerte Malek zu. Dieser lächelte uns sprach: „Das klingt schon mal gut, ich werde sie mir gleich nachher anschauen.“
Er blickte in die Runde und stellte fest, dass nun alle Gäste anwesend waren. „So, dann zeige ich euch jetzt mal eine der Blumen,“ meinte er und griff in seiner Tasche. Als er die leuchtende Blumen, eingehüllt in den Feuerquarz, herauszog, blickte Michas Familie mit grossen Augen darauf. „Die ist ja… wunderschön!“ schwärmte Lina. „Direkt schade, sie zu Medizin zu verarbeiten.“
„Ja, die Feuerblumen sind wahrlich wunderbar! Leider bleibt uns nichts anderes übrig, als ihre Kraft zu nutzen, wenn wir die Seuche heilen wollen. Jedenfalls so lange wir noch nicht wissen, wie wir ihre Pollen verarbeiten müssen.“
„Ich habe etwas dazu in deiner Bibliothek gefunden!“ mischte sich Manuel ins Gespräch. „Ein Werk, worin etwas über die Feuerblumen steht. Ich konnte nicht so gut schlafen und dachte ich schau mich mal etwas um. Vielleicht steht darin etwas.“ „Es gibt ein Buch in meiner Bibliothek dazu? Das war mir gar nicht bewusst. Ich habe eindeutig zu viele Bücher.“ „Sieht so aus! Dann schauen wir mal… Hier im Inhaltsverzeichnis: Seite 120!“
Alle beugten sich neugierig über das Buch, das Manuel mitgebracht hatte und dieser schlug die besagte Seite auf. Dort stand in grossen, verschnörkelten Lettern: Die Feuerblumen und ihre Wirkungen. Malek überflog die Zeilen und tatsächlich stand da genau, für was die Feuerblumen alles genutzt werden konnten. „Das steht auch etwas über die Tinktur, von der wir gesprochen haben!“ rief er. „Aber leider kein genaues Rezept.“
„Da unten gibt es aber ein Verweis auf ein anders Buch!“ sprach Benjamin. „Kennst du das Malek?“
Der Magier las die besagte Fussnote und meinte: „Das sieht tatsächlich nach einem Werk aus, welches Ululala einst geschrieben hat. Weckt dieser Name irgendwelche Erinnerungen in dir Manuel?“ Der 20- jährige las den Titel, welcher in einer fremden Sprache geschrieben war, doch seltsamerweise verstand er was da stand. „Ja, irgendwie erinnere ich mich tatsächlich. Leider nur vage. Aber ich glaube dieses Werk befindet sich in der Zauberkammer des Kristallschlosses.“ „Bist du sicher?“ „Ja, ziemlich sicher.“ „Dann sollten wir es baldmöglichst holen!“ meinte Benjamin.
„Ja, aber zuerst richten wir das neue Spital ein. Ausserdem will ich zu meinem Volk sprechen. Könntest du für mich die Glocken läuten Micha?“ „Natürlich! Wird sofort gemacht.“ „Sehr gut! Pete ich würde jetzt gerne die besagte Halle sehen. Ihr anderen kommt mit und helft dabei alles einzurichten!“ Die Angesprochenen nickten und zusammen mit Malek gingen sie hinunter ins Dorf.
Die Halle machte einen guten, geräumigen Eindruck. Sie lag am östlichen Ende des aus hellen Pflastersteinen gefertigten Markplatzes.
„Daraus lässt sich auf jeden Fall etwas machen,“ sprach Malek zufrieden. Ich werde gleich das Volk über unsere Pläne informieren.“
Es dauerte nicht lange und alle gesunden Bewohner der Umgebung beim Marktplatz ein. Die meisten hatten schon erfahren, dass Malek und die Grossen Führer mit einem Heilmittel für die Seuche zurückgekehrt waren und er herrscht grosse Aufregung unter ihnen. Alle redeten wild durcheinander und warteten gespannt auf die Neuigkeiten, welche Malek ihnen mitzuteilen hatte.
Als der Magier dann in seiner roten Festtagsrobe vor sie trat, verstummten sie augenblicklich. Malek war auch wirklich eine eindrucksvolle, charismatische Erscheinung. Seine Gesichtszüge waren noch immer recht markant, jedoch mit einer neuen Weichheit untermalt. Seine Nase war kühn geschwungen und über warmen, braunen Augen spannten sich dunkle Brauen. Sein nun etwas kürzeres, braunes Haar glänzte im Sonnenlicht. Er hob seine Arme mit einer majestätischen Gebärde und seine Augen leuchteten vor Glück, als er zu sprechen begann. „Meine Lieben!“ rief er „Es ist sehr schön, dass ihr alle her gefunden habt, denn ich habe gute Neuigkeiten für euch!“