Definition des Registers
Dörochen (Mobula nelumbo, Syn. Manta nelumbo), auch als Dorochen, Lotusrochen und Doemanta bekannt, ist eine Rochenart aus der Familie der Teufelsrochen (Mobulaidae). Wie auch bei anderen Vertretern leitet sich der Name Teufelsrochen von den Kopfflossen ab. Eine Besonderheit des Dörochen ist die Symbiose mit einer Lotuspflanze.
Taxonomie
Stamm: Chordatiere (Chordata)
Unterstamm: Schädeltiere (Craniota)
Klasse: Knorpelfische (Chondrichthyes)
Unterklasse: Euselachii
Teilklasse: Plattenkiemer (Elasmobranchii)
Überordnung: Rochen (Batoidea)
Ordnung: Myliobatiformes
Familie: Teufelsrochen (Mobulidae)
Gattung: Mobula
Spezies: Mobula nelumbo
Beschrieben: (Marv 2020)
Unterart(en): Keine bisher bekannt
Merkmale
Der Dörochen wird mit samt des langen peitschenartigen Schwanzes drei bis fünf Meter lang und gehört damit zu den kleineren Vertretern der Gattung Mobula. Die Spannweite der Flossen beträgt 3,5 bis 5 Meter, sie ist dabei 1,2 bis 2,4 Mal so groß wie die Länge der Körperscheibe. Der Schwanz kann, bis zu 120 Prozent der Körperscheibe entsprechen, was einer maximalen Länge von etwa 2,7 Metern entspricht. Ober- und Unterseite der Körperscheibe des Dörochen sind mit kleinen, noppenartigen Placoidschuppen (schuppenartige Hautzähnchen, die bei Knorpelfischen auftreten) bedeckt. Die Placoidschuppen der Bauchseite sind etwas größer, in ihnen sammeln sich die Samen des Meerlotus (Marenelumbo doe), welche dort austreiben. Der Oberkiefer des Dörochen ist zahnlos, der Unterkiefer ist mit sechs bis acht Reihen von kleinen, dreieckigen Zähnen besetzt. Pro Reihe liegen etwa 140 bis 190 der kleinen Zähne beieinander, sodass die Gesamtzahl der Zähne zwischen 900 und 1500 Zähnen beträgt. Der Schwanz ist, wie bei allen Mantarochen, stachellos und ohne Knorpelkiele an den Seiten.
Der Dörochen selbst erscheint oberseitig schwärzlich unterseitig nahezu weislich. Ein spezielles Muster ist nicht zu erkennen bzw. auf die Wurzeln des Meerlotus zurückzuführen.
Der Dörochen ist der erste bekannte Mantarochen, welcher mit einer Pflanze eine Symbiose eingegangen ist. Dabei handelt es sich um den Meerlotus. Die krautige Pflanze bildet ein lockeres Wurzelgewebe über der Haut des Rochens und strukturiert sich wie ein grobmaschiges Kettenhemd. Die zwittrigen Blüten sind radiärsymmetrisch. Sie liegen auf der Rückenseite des Dörochen, da die Tiere, aufgrund ihres Symbiosepartners, häufiger an der Wasseroberfläche treiben, um Sonnenlicht zu tanken, kann man die Rochen meist bereits aus größerer Distanz ausmachen. In der Regel finden sich eine bis maximal drei Blüten auf dem Rücken eines Dörochen. Die Anzahl der Blüten ist Individuums abhängig und unterliegt keinen Populations- oder Größenfaktoren. Die vielen 1 bis 13 Zentimeter langen Blütenhüllblätter sind rosa bis rosa getönt. Sie sind, wie das Wurzelgeflecht in der Lage zu fluoreszieren. Die Fluoreszenzfarbe schwankt zwischen einem rosa bis rosavioletten Ton und kann zwischen Sonnenuntergang bis Mitternacht beobachtet werden. Danach ebbt die Fluoreszenz ab. Die Staubbeutel sind 1 bis 2 Zentimeter lang, die Fruchtblätter liegen frei und sind vielfach entwickelt. Lange glaubte man, dass die Bestäubung Hydrophil erfolgt, also über das Meerwasser selbst. Hierfür fehlten aber essenzielle Bestandteile des hydrophilen Fortpflanzungsmechanismus, zudem erschienen die Blüten zu auffällig, als dass für den hydrophilen Fortplanzungstypus. Aufgrund dieser Ungereimtheiten wurden 2020 auf der Odyssey Proben gesammelt. Es stellte sich heraus, dass die Bestäubung der Blüte mittels einer zeitlichen Geschlechtertrennung, d. h. die weiblichen Geschlechtsorgane (Fruchtblätter) reifen vor den männlichen (Staubbeutel) erfolgte. Diese Pflanzenteile wurden während der Reifezeit von planktonischen Lebewesen aufgesucht, darunter Krill, andere Krebstiere, kleine Fische und weitere Meereslebewesen, wie der Marinekäfer (Marina umerus). Dabei ist auffallend, dass die Blüte des Meerlotus keinen Nektar produziert, dafür erzeugen die schalenförmigen Blütenstände Wärme, die im auskühlenden Wasser als Lockmittel zu betrachten sind. Da Wasser als idealer Wärmeleiter einen auskühlenden Charakter hat, werden die Blüten reichlich besucht.
Sie gelten als gute und ausdauernde Schwimmer. Sie schwimmen zwar nicht schnell, können aber weite Entfernungen zurücklegen und sind als wandernde Rochen bekannt. Der Schwimstil des Dörochen wirkt weniger verspielt und akrobatisch, als bei anderen Mantarochen, was vor allem an der Vorsicht gegenüber dem Symbiosepartner liegen dürfte. Gelegentlich springen die Tiere aus dem Wasser und können dabei einen bis zwei Meter von der Wasseroberfläche getrennt beobachtet werden.
Lebensraum
Dörochen sind belletristicaweit in allen tropischen und subtropischen Ozeanen in geringer Wassertiefe verbreitet, dabei sind Küstengewässer bevorzugt. Auffallend ist, dass je größer ein Dörochen ist, desto weiter kann er vom Festland aus beobachtet werden, während Exemplare unter vier Meter Körperlänge so gut wie nie weiter als 30 Seemeilen (55,56 Kilometer) vom Festland entfernt zu beobachten sind, sind die größten Exemplare 60 Seemeilen (111,12 Kilometer) und mehr vom Festland entfernt beobachtet worden. Dabei folgten sie stets großen Meeresströmungen mit kühlem, dafür nähr- und planktonreichen Wasser. Dörochen sind oftmals an den Putzerstationen in Riffen anzutreffen und werden dort, wie andernorts von anderen Fischen begleitet.
Lebensweise
Ernährung
Dörochen ernähren sich von Kleinstlebewesen wie Plankton und Kleinstkrebse sowie gelegentlich winzige Fische, die sie als Filtrierer aus dem Meerwasser filtern. Sie ziehen dabei in vertikalen Schleifen durch das Wasser und schwimmen langsam durch Planktonschwärme. Diese Schwärme werden wiederum vom Meerlotus angelockt, sodass der Symbiosepartner in Kauf nimmt, dass seine Bestäuber vom Dörochen gefressen werden. Überschüssiges Wasser wird beim Fressen durch die Kiemen aus dem Körper gedrückt. Die verkümmerten Zähne im Maul des Rochens spielen beim Fressprozess keine Rolle. Die Nahrungssuche und -aufnahme erfolgen für gewöhnlich in größeren Gruppen, die nicht selten aus 30 bis 50 Individuen bestehen können und aufgrund der Meerlotuspflanzen, auch in der Schiffssprache als Lotusgarten oder Meergarten bezeichnet werden.
Verhalten
Dörochen sind sowohl einzelgängerisch als auch in Gruppen anzutreffen. Letzteres trifft vor allem während der Nahrungssuche und der Paarungszeit zu. Ein territoriales Verhalten ist bei Dörochen nicht zu beobachten. Selbst bei der Balz dulden Mänchen sich gegenseitig, grundsätzlich kann man beim Dörochen von einem sehr friedfertigen Lebewesen sprechen.
Häufig werden die Tiere beim Sonnenbaden beobachtet, dabei rotten sich meist größere Gruppen zusammen und schwimmen als große Lotusinsel direkt unter der Wasseroberfläche.
Fortpflanzung
Dörochen erreichen die Geschlechtsreife im Alter von fünf Jahren, dies entspricht eine Spannweite von etwa 300 bis 500 Zentimeter. Die Paarungszeit erstreckt sich in den tropischen Gewässern von Dezember bis in den April hinein. Zu Geburten kommt es jedoch nur alle zwei Jahre. Eine Paarung erfolgt meist in der Nähe eines Korallenriffs in einer Tiefe von etwa 20 Metern. In der Regel umwerben mehrere Männchen ein geschlechtsreifes Weibchen. Die Balz beginnt mit dem Sonnenuntergang, dabei folgen meist mehrere Männchen einem geschlechtsreifen Weibchen, welches selber Bahnen zieht. Kann ein Männchen nicht mehr folgen, bricht es die Verfolgung ab und scheidet als möglicher Paarungskandidat aus. Ebenfalls scheiden Männchen aus, wenn ihr Meerlotus aufhört zu leuchten. Mit diesem Ritual wird demnach die Ausdauer der Männchen getestet, da der Meerlotus nur durch längere Sonnenbäder leuchtfähig ist, ist er ebenfalls ein Indikator für die Gesundheit eines Tieres, da nur ein Rochen der immer genug zu Fressen findet, Zeit für Sonnenbäder hat. Hat sich ein Weibchen entschieden und ist paarungsbereit, verringert es deutlich seine Schwimmgeschwindigkeit und das gewählte Männchen legt sich Bauch-zu-Bauch an das Weibchen. Der Paarungsakt dauert für gewöhnlich ein bis zwei Minuten.
Das Weibchen lässt im Folgenden die Paarung mit weiteren Männchen zu, allerdings gibt es auch Weibchen, welche nur einem einzigen Partner die Paarung gestatten. Gründe für diese unterschiedlichen Verhaltensweisen konnten noch nicht gefunden werden.
Dörochen gehören zu den lebendgebärenden Fischen. Nach einer Trächtigkeit von 11 bis 12 Monaten bringt das Weibchen ein bis zwei Jungtiere zur Welt. Die Flossenspannweite der Jungtiere beträgt zwischen 80 und 110 Zentimeter, das Gewicht liegt bei etwa 8 bis 13 Kilogramm. Die Lebenserwartung des Dörochen liegt in der Natur bei rund 20 Jahren. In Haltung wurden bereits Alter von 30 bis 40 Jahren dokumentiert. Die Reproduktionsrate endete aber mit dem letztmaligen verblühen des Meerlotus, im Alter von 20 bis 25 Jahren.
Gefährdung
Ursprünglich wurde der Dörochen wegen seines Fleisches, seiner festen Haut, des Leberöles und des Meerlotus stark bejagt. Die Bejagung ist in den letzten Jahrzehnten deutlich zurückgegangen. Dennoch befinden sich die Bestände vielerorts im Rückgang, was mit einer zunehmenden Verschmutzung der Meere zu begründen ist.
Die BCS betrachtet den Dörochen als gefährdet.
Die Art wird im Biotopenpark gehalten und nachgezogen.
Kulturelle Bedeutung
Gefährlichkeit
Trotz ihrer imposanten Größe sind Dörochen als reine Filtrierer absolut ungefährlich. Die wenig scheuen Tiere lassen sich von Schwimmern und Tauchern häufig streicheln. Eine gewisse Scheu kommt nur zum Tragen, wenn man versucht nach den Blüten des Meerlotus zu greifen.
Mythologie
Bei den alten Pelekeiki galt der Dörochen als ein Hüter der Ahnengeister. Es hieß, dass die Rochen mit Sonnenuntergang zu leuchten begannen, weil sie die Seelen verstorbener mit sich trugen und in ein Paradies führen würden. Aufgrund dieser Legende galt der Dörochen den Pelekeiki als heilig und wurde nicht bejagt.
Systematik
-
Anmerkungen
Trivia
Der Dörochen wurde aus dem Riffmanta (Mobula alfredi, Syn.: Manta alfredi), dem nahen Verwandten Riesenmanta (M. birostris), sowie symbiotischen Meeresbewohnern und diversen Mythen über Rochen.