Der Antillen-Ochsenfrosch (Leptodactylus fallax), irreführend auch Berghuhn genannt, ist einer der größten Frösche der Welt, der größte in seiner Familie Leptodactylidae und der größte in der Karibik heimische Frosch. Er kann ein Gewicht von einem Kilogramm und eine Länge von Schnauze bis After von bis zu 22 Zentimetern erreichen. Er kommt auf den karibischen Inseln Dominica und Montserrat vor.
Leider ist der Antillen-Ochsenfrosch auch einer der seltensten und tragischsten Frösche überhaupt. Gerade einmal 132 dieser Frösche existierten noch 2017 in der Natur, der nicht einmal zwei Jahrzehnte zuvor in mehreren Tausend Tieren die Inseln bevölkerte. Doch wie kam es zu dem Verschwinden des Frosches?
Bis ins Jahr 2002 wurden jährlich 8.000 bis 36.000 Frösche gefangen, der Bestand des Froschs befand sich bereits im Rückgang, doch in diesem Jahr erreichte der tödliche Chytridpilz (Batrachochytrium dendrobatidis) die Lebensräume des schon geringer gewordenen Frosches. Wie bei vielen anderen Amphibien führte der Pilz zu einem Erstickungstod. Die Folge der totale Einbruch der Bestandszahlen, binnen weniger Jahre war der Frosch fast vollständig ausgestorben. Doch woher kam der Pilz? Seinen Ursprung hat der Chytridpilz aus Afrika, wo er in der Haut afrikanischer Krallenfröschchen siedelte, welche selbst gegen den Pilz immun sind. Vom Menschen wurden die für Schwangerschaftstests (Froschtest) verwendeten Krallenfrösche, weltweit verbreitet und mit ihnen der Pilz in viele Lebensräume eingeschleppt. Die Folge eine globale Chytridiomykose-Epidemie.
Durch intensive Aufklärungskampagnen konnten zwar viele Bewohner Dominicas überzeugt werden die Frösche nicht mehr zu essen, doch die Zahl der Frösche nimmt immer weiter ab. Gerade einmal 18 Monate nach dem ersten Chitridnachweis waren bereits 80 Prozent des ursprünglichen Bestandes verschwunden.
Nur selten wurden immune Tiere gefunden und so reduzierte sich der Bestand zusehends.
Die letzte Hoffnung schien das Froschhaus, eine Art "Festung" in der Nähe der domicanischen Hauptstadt Roseau. In strengster Quarantäne lebten dort acht Frösche im Rahmen eines Zuchtprogramms.
Doch das Glück des ehrgeizigen Unterfangens war von kurzer Dauer.
2016 wurde eines der Tiere krank, trotz Desinfektionsschleusen und immenser Sicherheitsvorkehrungen (wie die Verfütterung von Insekten, welcher im Froschhaus selbst gezüchtet wurden und deshalb auch unter permanenter Quarantäne standen).
2017 der Super-Gau, durch die steigenden Temperaturen nimmt seit Jahren die Intensität der Hurrican-Saison zu. Mitte September zerstörte der stärkste registrierte Sturm aller Zeiten, Maria, Häuser und Vegetation auf Dominica, es gab viele Tote zu beklagen. Und leider traf es auch das Froschhaus, es wurde völlig zerstört. Das Projekt eingestellt.
Keine Hoffnung? DOCH!
Begeben wir uns in das Jahr 1999, nach katastrophalen Vulkanausbrüchen auf Montserrat entschied man sich sechs männliche und drei weibliche Frösche im Rahmen eines Zuchtprogramms in den Jersey Zoo zu bringen. Weitere Frösche wurden aus Gebieten entnommen, die Nachweisfrei von Chitridpilzen waren. Über die Zeit entwickelte sich in menschlicher Haltung eine aktive Zucht, weitere Zoos stiegen in das Zuchtprojekt mit ein. Ein Europäisches Art-Erhaltungs-Zuchtprogramm (kurz EEP) wurde in die Wege geleitet an dem mehr als zwanzig europäische Zoos (Düsseldorf (Aqua Zoo), Wien (Tiergarten Schönbrunn) und Zürich (Züricher Zoo) und fünf US-amerikanische Zoos involviert waren. Inzwischen kommt es jährlich zu erfolgreichen Nachzuchten.
Im Jahr 2019 zählte die Population der allein in europäischer Haltung lebenden Tiere 236 Individuen.
Eine Anzahl von in Europa gezüchteten Fröschen wurde in ihre Heimat Montserrat zurückgebracht, wo sie zwischen 2011 und 2014 freigelassen wurden. Dies ist Teil eines Versuchsprogramms zur Bestimmung der späteren Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Wiederauswilderung auch in Dominica. Noch befinden sich die Tiere in einem eingezäunten, halbwilden Gehege, in dem ihr Wasserbecken durch Sonnenenergie auf 31 Grad Celsius erwärmt wird, was über der Temperatur liegt, unter der der Chytrid-Pilz leben kann.
Quellen
- https://www.daserste.de/information/wissen-kultur/w-wie-wissen/antillen-ochsenfrosch-100.html Abgerufen am 3.03.2021
- https://www.zootierliste.de/?klasse=4&ordnung=403&familie=40311&art=21102401 Abgerufen am 3.03.2021
- Jameson, T.; B. Tapley; A. Barbón; M. Goetz; L. Harding; J. López; K. Upton; G. García (2019). "Best Practice Guidelines for the Mountain Chicken (Leptodactylus fallax)" European Association of Zoos and Aquaria (EAZA). Retrieved 26 January 2020 https://www.eaza.net/assets/Uploads/CCC/BPG-2019/2019-Mountain-chicken-frog-EAZA-Best-Practice-Guidelines-Approved.pdf Abgerufen am 3.03.2021
- https://www.iucnredlist.org/species/57125/3055585 Abgerufen am 3.03.2021
- https://amphibiaweb.org/species/3322 Abgerufen am 3.03.2021
- https://www.chesterzoo.org/news/the-tale-of-the-mountain-chicken/ Abgerufen am 3.03.2021
- https://detroitzoo.org/animals/zoo-animals/mountain-chicken-frog/ Abgerufen am 3.03.2021
- https://www.theguardian.com/environment/2014/sep/12/mountain-chicken-frogs-offspring-airlifted-to-caribbean-home Abgerufen am 3.03.2021