Seeotter (Enhydra lutris) und Wölfe (Canis lupus) sind zwei Spitzenprädatoren mit starken und kaskadierenden Auswirkungen auf die Struktur und Funktion von Ökosystemen. Beide Arten wurden massiv bejagt, doch durch Schutzbemühungen konnten sich die Bestände erholen, sodass die Verbreitungsgebiete sich nun überschneiden und beide Arten zum ersten Mal in der wissenschaftlichen Aufzeichnung interagieren.
Dieses Zusammentreffen fand in Alaska in einer Gletscherbucht, auf einer Insel (Pleasant Island), statt, wo sei den 2000ern Seeotter leben und seit 2013 Wölfe. Von 2015 bis 2016 stellte die Hauptbeute der Wölfe (90 Prozent)
die dort lebenden Maultierhirsch (Odocoileus hemionus), nur ein Jahr später, also 2017, stellten die Maultierhirsche weniger als ein Prozent der Beutetiere. Ihr Bestand war praktisch verschwunden.
Viele Wolfsrudel wären wohl weitergezogen, dieses Wolfsrudel entschied sich zu bleiben und wechselte die Beute, von Maultierhirsch auf Seeotter. Dieser Ernährungswechsel erlaubte es den Wölfen bis heute auf der Insel zu überleben.
Damit sind diese Wölfe dort nicht nur die Spitzenprädatoren des Landes, sondern auch des Nearshore-Ökosystems (Bereich, wo die Wellen steiler werden und brechen, und sich dann auf ihrem Weg zum Strand neubilden, wo sie ein letztes Mal brechen und das Küstenvorland hinaufschwemmen, also ein Ökosystem in direkter Nähe zur Küstenlinie).
Wer sich Sorgen macht, dass die Wölfe die Seeotter genauso in das Verschwinden jagen, wie die Hirsche der Insel. Die Wölfe von Pleasant Island brauchen rund 90 Seeotter pro Jahr, um ihr Überleben zu sichern, im Umkreisgebiet leben 8.000 Seeotter, welche sich auch jedes Jahr fortpflanzen. Weiter ernähren sich die Wölfe nicht nur von Seeottern, sondern auch von Hirschen, die inzwischen sich in ihren Beständen etwas erhohlen konnten und wieder 10 Prozent der Nahrung der Wölfe ausmachen.
Quellen
- G.H. Roffler, C.E. Eriksson, J.M. Allen, T. Levi, Recovery of a marine keystone predator transforms terrestrial predator–prey dynamics, Proc. Natl. Acad. Sci. U.S.A.120 (5) e2209037120, (2023) https://www.pnas.org/doi/10.1073/pnas.2209037120 Abgerufen am 15.12.2024
- Perry Williams and Mevin Hooten, The Conversation: The Remarkable Return of Sea Otters to Glacier Bay Rarely do apex predators recover from human oppression. These otters are an exception Smithsonian Magazine April 21, 2017 https://www.smithsonianmag.com/science-nature/extraordinary-return-sea-otters-glacier-bay-180962999/ Abgerufen am 15.12.2024
- Perry J. Williams, Mevin B. Hooten, Jamie N. Womble, George G. Esslinger, Michael R. Bower, Trevor J. Hefley: An integrated data model to estimate spatiotemporal occupancy, abundance, and colonization Dynamics ECOLOGY Volume 98, Issue 2 Februar 2017 Seite 328 - 336 https://esajournals.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/ecy.1643 Abgerufen am 15.12.2024
- What makes the sea otter a Keystone species? https://www.fws.gov/sites/default/files/documents/The%20keystone%20species%20role%20of%20the%20sea%20otter%2007302021.pdf Abgerufen am 15.12.2024
- Margaret Osborne: In Alaska, Hungry Wolves Have Started Eating Sea Otters After devouring their island’s deer, these canines may be the first land predators to rely on sea otters as a main food source Smithsonian Magazine January 26, 2023 https://www.smithsonianmag.com/smart-news/in-alaska-hungry-wolves-have-started-eating-sea-otters-180981509/ Abgerufen am 15.12.2024