Als Darmatmer bezeichnet man solche Fische, die nicht nur im Wasser gelösten Sauerstoff über die Kiemen oder akzessorische (zusätzliche) Atmungsorgane wie Labyrinthorgane oder Hautatmung (z. B. bei Aalen) aufnehmen können, sondern deren Organismus darüber hinaus in der Lage ist, den Sauerstoff aus der an der Wasseroberfläche geschluckten Luft im stark durchbluteten Darm aufzunehmen. In den meisten Fällen ist diese Atmung nur akzessorischer (zusätzlicher) Natur und kann den Sauerstoffbedarf eines Fisches nicht decken.
Eine Ausnahme dieser, Regel bildet der Europäische Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis) ist ein 15 bis 30 cm langer Süßwasserfisch, der in Frankreich vom Stromgebiet der Loire an nördlich, über Mitteleuropa (nördlich der Alpen) bis nach Osteuropa vorkommt. Die Art verfügt über eine ausgeprägte Darmatmung. Aus der an der Oberfläche geschluckten Luft wird der Sauerstoff im stark durchbluteten Darm aufgenommen. Dies unterstützt die Kiemenatmung so gut, dass der Europäische Schlammpeitzger auch in sehr sauerstoffarmen Gewässern vorkommt.
Vor einem Wetterwechsel wird die Art oft unruhig und schnappt häufig an der Wasseroberfläche nach Luft, weshalb sie auch als Wetterfisch bezeichnet wird.
Quellen
- Fritz Terofal: Steinbachs Naturführer, Süßwasserfische. Ulmer, Stuttgart 2003, ISBN 3-8001-4296-1
- Carl Claus: Lehrbuch der Zoologie: Spezieller Teil. Springer, 1932, ISBN 978-3-642-64992-9, S. 919.
- K. Amersbach et al.: Atmung: Aufnahme und Abgabe Gasförmiger Stoffe. Springer, 1925, ISBN 978-3-540-01021-0, S. 11.
- Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt: Fischarten und Fischgewässer in Sachsen-Anhalt Teil I Die Fischarten. https://mwl.sachsen-anhalt.de/fileadmin/Bibliothek/Politik_und_Verwaltung/MWU/Media/Publikationen/Fischatlas_Sachsen-Anhalt_bildschirmopt.pdf Abgerufen am 23.06.2024
- Donald L. Kramer, Martha McClure (1980): Aerial respiration in the catfish, Corydoras aeneus (Callichthyidae). In: Canadian Journal of Zoology 58. https://web.archive.org/web/20110331165649id_/http://biology.mcgill.ca/faculty/kramer/articles/12Kramer&McClure_80.pdf Abgerufen am 23.06.2024