Die Geradschnabelkrähe (Corvus moneduloides), auch Neukaledonienkrähe genannt, ist ein Vogel aus der Gattung der Raben und Krähen (Corvus). Sie gehört ohne Zweifel zu den intelligentesten Tieren der Welt (vgl. Tierfakt 1037). Dabei kann die Art nicht nur Werkzeuge aus ihnen bekannten Objekten herstellen, sondern auch neue Objekte schnell für sich nutzen, welche sie in der Natur nicht finden würden.
Dies belegt eine Studie aus dem Jahr 2002 der Forscher Alex Kacelnik und seiner Kollegen an der Universität Oxford, welche an einem Paar Geradschnabelkrähen namens Betty und Abel durchgeführt wurde.
Bettys Fähigkeiten als Werkzeugmacher kamen zufällig bei einem Experiment ans Licht, bei dem sie und Abel zwischen einem gebogenen und einem geraden Draht wählen mussten, um kleine Stücke Schweineherz, ihr Lieblingsessen, zu erreichen. Als Abel den gebogenen Draht mitnahm, bog Betty den geraden Draht zu einem Haken und benutzte das Werkzeug, um den kleinen Eimer mit dem Futter aus einem vertikalen Rohr zu heben. Bei diesem Experiment wurde den Krähen zum ersten Mal in ihrem Leben Draht präsentiert.
Diese Beobachtung wurde in einer Reihe von Studien weiter untersucht. Bei zehn erfolgreichen Apportierungen bog Betty den Draht neunmal zu einem Haken. Abel apportierte das Futter einmal, ohne den Draht zu verbiegen. Der Vorgang begann normalerweise damit, dass Betty versuchte, mit dem geraden Draht an den Futtereimer zu kommen, aber dann machte sie daraus einen Haken, indem sie ihn auf verschiedene Weise bog, normalerweise indem sie ein Ende des Drahtes irgendwo verfing und dann den gebogenen Haken benutzte, um das Tablett hochzuheben.
Die absichtliche Herstellung von Werkzeugen, selbst wenn dabei eine frühere Erfahrung auf einen neuen Kontext übertragen wird, ist in der Tierwelt selten.
2004 beobachtete Hunt, wie die Krähen in freier Wildbahn ebenfalls Haken herstellten, auch hier waren ihnen die Drähte neu und die Vögel suchten absichtlich nach den Drähten, weil sie deren Qualitäten (große Biegsamkeit, bei großer Stabilität und Robustheit) sofort erkannten.
Der Werkzeuggebrauch beschränkt sich dabei nicht nur auf die Futterbeschaffung, sondern auch auf das Untersuchen potenziell gefährliche Objekte, wie einer Gummischlange oder einem blinkenden LED-Fahrradlicht, welche so aus einer etwas größeren Distanz indirekt berührt und geprüft werden können.
Quellen
- Hunt, Gavin R. (January 1996). "Manufacture and use of hook-tools by New Caledonian crows". Nature. 379 (6562): 249–251. https://www.nature.com/articles/379249a0 Abgerufen am 3.12.2024
- Hunt, G.R. & Gray, R.D. (2004). "Direct observations of pandanus-tool manufacture and use by a New Caledonian crow (Corvus moneduloides)" (PDF). Animal Cognition. 7 (2): 114–120. https://link.springer.com/article/10.1007/s10071-003-0200-0 Abgerufen am 3.12.2024
- John Pickrell (23 April 2003). "Crows Better at Tool Building Than Chimps, Study Says". National Geographic News. Archived from the original on April 24, 2003. https://web.archive.org/web/20030424170744/http://news.nationalgeographic.com/news/2003/04/0423_030423_crowtools.html Abgerufen am 3.12.2024
- Robert Winkler (8 August 2002). "Crow makes wire hook to get food". National Geographic News. Archived from the original on August 10, 2002. https://web.archive.org/web/20020810130827/http://news.nationalgeographic.com/news/2002/08/0808_020808_crow.html Abgerufen am 3.12.2024
- Davies, Ella (14 January 2011). "Curious crows explore with tools". BBC News. http://news.bbc.co.uk/earth/hi/earth_news/newsid_9353000/9353588.stm Abgerufen am 3.12.2024