Die einzige frei lebende Flusspferdpopulation außerhalb Afrikas findet sich in Südamerika in Seen im Einzugsgebiet des Río Magdalena in Kolumbien. Diese Population ist aber nicht natürlich entstanden, sondern im Jahr 1981 durch Pablo Escobar, dem Anführer des Medellín-Kartells, aus einem US-amerikanischen Zoo eingeführt worden. Nachdem Tod des Drogenbosses wurde sein Privatzoo aufgelöst, dieser befand sich 13,5 Kilometer entfernt von dem Río Magdalena, wo heute die Flusspferde leben. Während der meisten Tiere aus dem Zoo transportiert wurden, waren die Flusspferde schlicht zu groß und zu schwer, zu transportieren.
Dreizehn Jahre später, nachdem das ehemalige Zoo-Gelände in einen touristischen Freizeitpark umgestaltet worden war, lebten bereits 16 Flusspferde in der Umgebung.
2009 fanden sich einzelne Individuen in einer Region rund 75 Kilometer weiter nördlich wieder und auch im Einzugsgebiet des Río Magdalenas vergrößerte sich die Verbreitung der großen Säuger.
Laut Schätzungen lebten im Jahr 2020 in der Region zwischen 65 und 80 Flusspferde, einzelne Sichtungen erfolgten in bis zu 150 Kilometer Entfernung vom Ursprungsort. Da den Tieren natürliche Feinde in Südamerika fehlten, war anzunehmen, dass sie sich über die nächsten Jahrzehnte immer stärker vermehren würde.
Bereits die bestehenden Tiere hinterließen Spuren im Ökosystem, da Flusspferde an Land grasen, aber im Wasser ihre Ausscheidungen abgeben, reichert sie die Gewässer mit Nährstoffen an, was zu Algenblüten führte.
Deutlich schwerer ist aber Einfluss der Nilpferde auf andere Tiere zu werten, so stellen sie für die Karibik-Manati (Trichechus manatus) und das Capybara (Hydrochoerus hydrochaeris) eine zusätzliche Konkurrenz dar. Weswegen im Oktober 2021 die kolumbianischen Behörden mit der Sterilisation der Flusspferde begannen, um diesen herzu werden und die heimische Tierwelt zu entlasten. Bereits wurden 33 Tiere sterilisiert.
Quellen
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