Die Hammerhaie (Sphyrnidae) sind eine Familie der Haie, die besonders durch die starke Verbreiterung ihres Kopfes zu einem sogenannten Cephalofoil gekennzeichnet sind. Nicht immer ist das Cephaalofoli der acht Hammerhai-Arten Hammerförmig, wie etwa bei dem Schaufelnasen-Hammerhai (Sphyrna tiburo), dessen Kopf nur eher schwach verbreitet ist (im Vergleich zu anderen Hammerhaiarten).
Doch wozu die ungewöhnliche Form?
Bis heute wird diese Frage stark debattiert und es gibt mehrere Ansätze, warum Hammerhaie eine so ungewöhnliche Kopfform besitzen.
Die Verbreiterung des Kopfes dürfte vor allem die Manövrierfähigkeit des Hais verbessern. Dieser Ansatz spiegel sich auch in der Bezeichnung Cephalofoil wieder, was so viel wie Kopfruderfläche bedeutet und ursprünglich von "Airfoil", englisch für ein Tragflächenprofil im Flugzeugbau, abgeleitet wurde. Das Cephalofoil ist dabei der Höhensteuerung dienlich und erlaubt ein leichteres manövrieren durch sehr enge Kurven, welche im natürlichen Lebensraum der Hammerhaie, Küstengewässer, zu genüge vorkommen.
Durch die zusätzliche Auftriebshilfe können die Brustflossen im Vergleich zu anderen Haien verhältnismäßig klein ausgebildet sein.
Neben dieser Auftriebshilfe profitiert durch die Kopfform vor allem der Seh- und der Geruchssinn der Hammerhai. In der Folge vergrößerten sich ihre Nasengruben und liegen, mit den Augen, am jeweils äußersten Punkt der Verbreitung, was das Feld, welches diese Sinnesorgane wahrnehmen, stark erweitert. Dabei sind vor allem die Hammerhaie im Vorteil, deren Cephalofoli besonders verbreitert ist, wie beim Flügelkopf-Hammerhai (Eusphyra blochii) und beim Bogenstirn-Hammerhai (Sphyrna lewini). Bei ihnen steigert sich nicht nur das Feld der visuellen Wahrnehmung. Haie mit einem breiten Cephalofoil besitzen nicht nur ein größeres Gesichtsfeld, bei ihnen ist ebenfalls der Überschneidungsbereich stark vergrößert, in dem beidäugiges und damit dreidimensionales (binokulares Sehen) möglich ist.
Das gilt auch für den sechsten Sinn der Haie, die Lorenzinischen Ampullen, welche hauptsächlich die Wahrnehmung elektrischer Felder und von Temperaturunterschieden ermöglichen. Die Empfindlichkeit für elektrische Felder liegt bei 10 Nanovolt (10^−8 Volt) über 1 Zentimeter Meerwasser, für Temperaturunterschiede bei 0,2 Kelvin - also ein sehr feines Sinnesorgan. Mit diesem werden Beutefische aufgespührt und möglicherweise bei Hammerhaien das Erdmagnetfeld wahrgenommen, was ihnen bei ihren Wanderungen helfen kann.
Die Lorenzinsichen Ampullen befinden sich an der Vorderseite des Cephalofoil. Durch den hammerförmigen Kopf haben Hammerhai, gegenüber rundköpfigen Haien, wie dem Tigerhai (Galeocerdo cuvier), einen Vorteil. Denn die Wahrnehmungskanäle der Lorenzinischen Ampullen, bei rundköpfiger Haien, sind im Wesentlichen kreisförmig auf ein Zentrum in der Kopfmitte ausgerichtet. Bei Hammerhaien hingegen zentrieren sich diese Kanäle auf drei Zentren.
Dadurch ist es ihnen möglich sowohl die Intensität der Wahrnehmung als auch die Richtungszuordnung der elektromagnetischen Felder deutlich besser wahrzunehmen.
Neben diesen bereits durch Studien belegten Thesen, warum der Kopf von Hammerhaien so aussieht, wie er eben aussieht. Könnte der breite Kopf dem Fixieren von Beutetieren, vor allem von Stechrochen und anderen Rochen, auf dem Meeresboden dienen, wie es vor allem beim Großen Hammerhai (Sphyrna mokarran) beobachtet wurde.
Bei diesen Beobachtungen stieß der Hai den Rochen zuerst mit einem Angriff von oben auf den Meeresboden und hielt ihn dann dort mit seinem breiten Kopf fest, während er sich drehte und jeweils kräftig in beide Seiten der vergrößerten Brustflossen biss. Der somit bewegungsunfähige Rochen wurde mit dem Maul abgehoben und mit schnellen Kopfbewegungen des Hais zerlegt. Aufgrund dieser und weiterer Beobachtungen wird angenommen, dass Hammerhaie bei der Jagd auf Rochen zunächst versuchen, diese mit dem ersten Biss fluchtunfähig zu machen und anschließend den verbreiterten Kopf einsetzen, um die Beutetiere unter Kontrolle zu bringen und am Boden festzuhalten.
Vermutlich handelt es sich bei der Entwicklung des Hammerhaikopfes um ein Zusammenspiel aller drei Faktoren.
Quellen
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