Die Sydney-Trichternetzspinne (Atrax robustus) ist eine Spinne aus der Familie der Atracidae. Wie ihr Name vermuten lässt, lebt sie in Sydney und der näheren Umgebung. Dort bewohnt die feuchtigkeitsliebende (hygrophil) Sydney-Trichternetzspinne bevorzugt Wälder, auf der Weibchensuche kann es aber vorkommen, dass Männchen in Siedlungsbereiche gelangen.
Die Sydney-Trichternetzspinne gehört zu den Spinnenarten, welche für den Menschen tödlich seien können. Von 1927 bis 1981 sind 13 Menschen an dem Biss gestorben, seit 1981 existiert ein Gegengift und es sind keine weiteren Todesfälle bekannt.
Besonders an dem Gift der Sydney-Trichternetzspinne sind zwei Dinge. Zum einen wurde bisher noch kein Fall einer schweren Vergiftung durch weibliche Sydney-Trichternetzspinnen gemeldet, denn die 2,5 Zentimeter großen Spinnenmännchen sind vier bis sechs Mal giftiger als die 4 Zentimeter großen Weibchen.
Zum anderen wirkt das Gift der Sydney-Trichternetzspinne besonders stark bei Primaten (und neugeborenen Mäusen) und zeigt auf andere Säugetiere nur geringe bis so gut wie keine Wirkung.
Als Symptome nach einem Biss treten lokal starke durch die Bisswunde verursachte Schmerzen auf, die für mindestens 30 Minuten anhalten. Zu Beginn äußert sich der Giftbiss durch Schwitzen, Atemnot, Übelkeit und Erbrechen, Speichelfluss und Muskelfaszikulationen (Zuckungen). Anschließend können Verwirrung, Unruhe und Gesichtstaubheit eintreten. Ohne Behandlung kann es zunächst zu einem Blutdrucksabfall, dann eine mehrere Stunden andauernde Phase des Blutdruckanstiegs mit Herzrasen und Herzrhythmusstörungen kommen. In schwerwiegenden Fällen kommt es zum Herzinfarkt, Kreislaufversagen, Koma und Tod.
Daher gilt der Biss einer Sydney-Trichternetzspinne als medizinischer Notfall, der eine sofortige Krankenhausbehandlung erfordert.
Aktuelle Richtlinien für die Verwendung eines Gegengifts empfehlen zwei bis vier Dosen Gegengift, wenn die Symptome der Vergiftung schwerwiegend sind.
Die Patienten werden im 15. Minuten-Takt untersucht, wobei weitere Dosen Gegengift empfohlen werden, wenn die Symptome nicht abklingen.
Die meisten Ampullen, die (bisher) zur Behandlung eines Bisses verwendet wurden, sind 12. Der Patient war ein 10-jähriger Junge, der im Februar 2017 von einem männlichen Sydney-Trichternetz gebissen wurde, welche sich in einem Schuh versteckt hatte. - Der Junge überlebte und konnte nur einen Tag nach seinem unfreiwilligen Rekord das Krankenhaus ohne Folgebeeinträchtigungen verlassen.
Wie eine Studie ergab, besitzen Kinder ein besonderes Risiko einer schweren Vergiftung durch Sydney-Trichternetzspinnen.
42 Prozent aller schweren Vergiftungen sind Kinder.
Quellen
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