Ein Gebäck mit Flussneunaugen (Lampetra fluviatilis) und/oder Meeresnuenaugen (Petromyzon marinus) namens Lamprey pie galt jahrhundertelang in England als Delikatesse für den Adel. Insbesondere in der Stadt Gloucester wurde es zur Tradition, dem Monarchen jedes Jahr zu Weihnachten einen Neunaugenkuchen zu schenken. Im Jahr 1200 wurde die Stadt zu einer Geldstrafe von 40 Mark (was heute rund 40.000 £ entspricht) verurteilt, weil sie den Kuchen nicht bereitgestellt hatte. Der jährliche Brauch endete 1836, aber zu besonderen Anlässen wie Krönungen und Jubiläen wurde weiterhin Lamprey pie den Herschenden überreicht.
Aufgrund fehlender Bestände wurden allerdings beim Thronjubiläum von Elisabeth II 2012 Flussneunaugen aus Kanada verwendet und bei der Krönung von Charles III 2023 verzichtete man ganz auf den Kuchen aus Rundmäulern.
Quellen
- Roland Gerstmeier und Thomas Romig: Die Süßwasserfische Europas, Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart 2003, ISBN 3-440-09483-9
- Shanahan, Madeline (5. April 2019). Christmas Food and Feasting: A History. Rowman & Littlefield. p. 61. ISBN 978-1-4422-7698-7.
- Docker, Margaret F. (24. November 2014). Lampreys: Biology, Conservation and Control: Volume 1. Springer. p. 7. ISBN 978-94-017-9306-3.
- "Diamond Jubilee: Lampreys for special Gloucester pie handed over". BBC News. 4 May 2012 https://www.bbc.com/news/uk-england-gloucestershire-17955359 Abgerufen am 3.06.2023
- "Queen being sent lamprey pie as gift to mark her reign". BBC News. 9 September 2015 https://www.bbc.com/news/uk-england-gloucestershire-34187086 Abgerufen am 3.06.2023
- "For King Charles's Coronation, a Fancy Fish Pie Without the Fish". New York Times. 2 May 2023 https://www.nytimes.com/2023/05/02/world/europe/king-charles-lamprey-pie.html Abgerufen am 3.06.2023