Mermis nigrescens ist eine Fadenwurmart, die allgemein als Heuschreckennematode bekannt ist. Das erwachsene Weibchen dieser Spezies hat einen leuchtend roten oder orangeroten Fleck auf dem Kopf. In frühen Untersuchungen dieses Fadenwurms wurde dieser Fleck "chromatrope", da er offenbar eine Funktion bei der Reaktion des Tieres auf Licht hatte. Bei späteren Untersuchungen stellte sich der Fleck als eine Art Hohlzylinder raus und der rote Farbstoff im Inneren wurde als Hämoglobin identifiziert. Dieses Hämoglobin, im Allgemeinen als Oxyhämoglobin auftretend, liegt innerhalb des Flecks dicht konzentriert in kristalliner Form vor. Der organische Hohlzylinder stellt ein Ocellus dar, also ein primitives Hautauge. Das Hämoglobin tritt im Ocellus dieses Fadenwurms an die Stelle von Melanin, dem eigentlichen Schattenpigment des Auges und spielt damit eine Rolle bei der Lichtempfindung des Fadenwurms.
Das Bemerkenswerte daran ist, dass nur Mermis nigrescens ein Hämoglobin-nutzendes Auge im Tierreich entwickelt. Die Betonung liegt dabei auf EIN, den anderen Fadenwurmarten, welche Augen entwickelt haben (die Melanin nutzen) haben zwei Augen. Bei anderen Fadenwürmern haben auch beide Geschlechter in solchen Fällen Augen, bei Mermis nigrescens nur die Weibchen.
Quellen
- Mermis nigrescens. Nematology. University of Nebraska, Lincoln https://nematode.unl.edu/merminig.htm Abgerufen am 27.07.2023
- Burr, A. H. and F. I. Harosi. (1985). Naturally crystalline hemoglobin of the nematode Mermis nigrescens. An in situ microspectrophotometric study of chemical properties and dichroism. Biophysical Journal 47(4), 527–36 https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC1435123/?page=1 Abgerufen am 27.07.2023
- Burr, A. H. J., et al. (2000). A hemoglobin with an optical function. Journal of Biological Chemistry 275(7), 4810-15 https://www.jbc.org/article/S0021-9258(18)30692-6/fulltext Abgerufen am 27.07.2023
- Burr, A. H. J., et al. (2000). Ocellar pigmentation and phototaxis in the nematode Mermis nigrescens: changes during development. Journal of Experimental Biology 203(8), 1341-50.