Die Plattfische (Pleuronectoideo) sind eine Gruppe der Echten Knochenfische (Teleostei) zu denen die bekannten Speisefische Scholle, Steinbutt, Heilbutt, Flunder und Seezunge zählen. Typisch für Plattfische ist der seitlich stark abgeflachte Körper, bei dem beide Augen auf derselben Körperseite liegen und somit asymmetrisch sind. Allerdings gilt das nur für ausgewachsene Plattfische, denn als Larven haben Plattfische noch eine bilateral-symmetrische Körperform - sehen also aus wie ein "normaler" Fisch. in dieser Formschwimmen sie aufrecht im offenen Wasser, erst im Laufe des Wachstums, meist bei einer Länge zwischen 10 und 25 Millimetern, wandert ein Auge vor der Rückenflosse vorbei (oder durch deren Basis hindurch) auf die spätere obere Körperseite und kommt dann in einer Knochenhöhle zwischen Frontalia und Präfrontalia zum Stillstand. Zeitgleich färbt sich die zukünftige Körperoberseite ein und zeigt fortan die arttytpische Färbung des Plattfischs. Die Schädelknochen sowie die äußeren Nasenöffnungen verschieben sich in dieselbe Richtung, in der auch das Auge gewandert ist. Ihnen folgen Muskeln, Nerven, das vorstülbare (protraktile) Maul, die Zähne und die paarigen Flossen.
Das Gehirn verbleibt aber an Ort und Stelle und ist somit in der alten Symmetrieachse gebunden.
Das Auge der Butte (Bothidae) wandert fast immer auf die linke Seite, weshalb sie auch Linksaugen-Flundern genannt werden. Bei Schollen (Pleuronectidae) und Seezungen (Soleidae) meist auf die rechte. Es gibt aber auch Arten, bei denen beide Seiten zur Oberseite werden können, wie etwa die Flunder (Platichthys flesus) und ihre Verwandten, bei denen ein Drittel aller Individuen, entgegen der Norm der Schollen, Augen auf der linken Seite haben.
Möglicherweise weil die Verschiebung der Körperpartien, aus Sicht der langen Geschichte der Knochenfische, noch ein relativ "junges" Phänomen ist, deren erste Anfänge vor rund 55 Millionen Jahre datiert werden konnten und damit auch die Plattfische zu einer noch recht jungen Gemeinschaft macht.
Quellen
- Kurt Fiedler: Fische (= Lehrbuch der Speziellen Zoologie. Bd. 2: Wirbeltiere. Tl. 2). Gustav Fischer, Jena 1991, ISBN 3-334-00338-8.
- Arno Hermann Müller: Lehrbuch der Paläozoologie. Band 3: Vertebraten. Teil 1: Fische im weiteren Sinne und Amphibien. 2., neubearbeitete und erweiterte Auflage. Gustav Fischer, Jena u. a. 1985, ISBN 3-334-00222-5.
- Joseph S. Nelson: Fishes of the World. 4th edition. John Wiley & Sons, Hoboken NJ u. a. 2006, ISBN 0-471-25031-7.
- Bent J. Muus, Jørgen G. Nielsen: Die Meeresfische Europas in Nordsee, Ostsee und Atlantik. Kosmos, Stuttgart 1999, ISBN 3-440-07804-3.
- Friedman, M. The evolutionary origin of flatfish asymmetry. Nature 454, 209–212 (2008) https://www.nature.com/articles/nature07108 Abgerufen am 17.06.2023