Nur rund ein Drittel der Arten in der Familie der Baumsteigerfrösche (Dendrobatidae), auch Pfeilgiftfrösche genannt, produziert Hautgifte.
Einige Arten, die keine giftig wirkenden Alkaloide absondern können, gleichen in ihrer Färbung und Zeichnung den ungenießbaren, giftigen Arten und täuschen durch diese Anpassung mögliche Fressfeinde. Die sog. Batessche Mimikry.
Aber auch giftige Arten passen sich bei den Baumsteigerfröschen in der Färbung einander an, die sog. Müllersche Mimikry.
Doch welchen Nutzen hat das? Um das nachvollziehen zu können, muss man sich bewusst werden, wie Mimikry überhaupt funktioniert. Mimikry benötigt ein Vorbild, einen Nachahmer und einen Signalempfänger. Das Vorbild muss giftig oder anderweitig wehrhaft sein, der Signalempfänger mit dieser schlechten Erfahrung gemacht haben und meidet deshalb alle Individuen, die so aussehen, riechen, o.ä., wie die Vorbildart.
Bei der Müllerschen Mimikry haben sich dann mehrere Pfeilgiftfroscharten, in ein ähnliches Aussehen entwickelt.
Dadurch wird durch die negative Erfahrung, die ein Fressfeind mit einer Vorbildart gemacht hat, nicht nur eine Art (und ein Nachahmer) vor Übergriffen geschützt, sondern mehrere, da in diesem Fall alle Nachahmer auch zeitgleich giftig sind, wird die negative Erfahrung automatisch mit dem ersten Fressversuch generiert.
Oder vereinfacht gesagt, bei der Müllerschen Mimikry profietieren beide Arten, bei der Bateschen Mimikry nur die nachahmende Art.
Quellen
- R. A. Saporito, M. A. Donelly, P. Jain, H. M. Garraffo, T. F. Spande & J. W. Daly: Spatial and temporal patterns of alkaloid variation in the poison frog Oophaga pumilio in Costa Rica and Panama over 30 years. Toxicon, 50, S. 757–778, 2007
- Rebecca Symula, Rainer Schulte & Kyle Summers: Molecular phylogenetic evidence for a mimetic radiation in Peruvian poison frogs supports a Müllerian mimicry hypothesis. Proceedings of the Royal Society of London B, 268, S. 2415–2421, 2001
- Klaus Lunau: Warnen, Tarnen, Täuschen. Mimikry und andere Überlebensstrategien in der Natur. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2002, ISBN 3-534-14633-6.
- Georges Pasteur: A classificatory review of mimicry systems. In: Annual Review of Ecology and Systematics. Band 13, 1982, S. 169–199, https://www.annualreviews.org/doi/10.1146/annurev.es.13.110182.001125 Abgerufen am 24.11.2021
- Graeme D. Ruxton, Thomas N. Sherratt, Michael P. Speed: Avoiding Attack. The Evolutionary Ecology of Crypsis, Warning Signals and Mimicry. Oxford University Press, Oxford 2004, ISBN 0-19-852859-0.