Das Rotkehlchen (Erithacus rubecula) hat bei der Entdeckung und wissenschaftlichen Anerkennung des Magnetsinns eine wichtige Rolle gespielt.
In den 1970er-Jahren konnte der Frankfurter Zoologe und Verhaltensforscher Wolfgang Wiltschko nachweisen, dass Rotkehlchen sich auch ohne Sicht auf den Nachthimmel ("Sternkompass") und Sonnenstand ("Sonnenkompass") orientieren konnten. Dem zufolge einen dritten "Kompass" zur Verfügung hatten. In den Versuchen konnte ermittelt werden, dass Rotkehlchen, und andere Zugvögel, vermutlich den Winkel, unter dem die magnetischen Feldlinien die Erdoberfläche schneiden (Inklinationswinkel) erkennen können und sich an diesen orientieren. Der Magnetsinn war entdeckt.
Weitere Studien ergaben nicht nur, dass sämtliche Zugvögel diesen Sinn besitzen, sondern, dass Vögel in ihren Augen, genauer im rechten Auge, Rezeptoren besitzen, welche die Richtungsänderungen des magnetischen Feldes erkennen. Während viele Vögel zwar für die meisten Gerüche nicht den richtigen Riecher besitzen, können sie dafür mit ihrem nasalen System geringste Änderungen des magnetischen Flusses wahrnehmen.
Quellen
- Wolfgang Wiltschko, Roswitha Wiltschko: The magnetic compass of European robins. In: Science. Band 176, 1972, S. 62–64, https://www.science.org/doi/10.1126/science.176.4030.62 Abgerufen am 28.03.2023
- Einhard Bezzel: BLV Handbuch Vögel. BLV Buchverlag, München 2006, ISBN 3-8354-0022-3, S. 388–389.
- W. Wiltschko, R. Wiltschko: The effect of yellow and blue light on magnetic compass orientation in European robins, Erithacus rubecula. In: J. Comp. Physiol. A 184, 1999, S. 295–299.
- W. Wiltschko, R. Wiltschko: Magnetic compass orientation in birds and its physiological basis. In: Naturwissenschaften. 89, 2002, S. 445–452.
- Lutz Dröscher: Vogel des Jahres 1992: Das Rotkehlchen. In: Naturschutz heute. 1, 1992, S. 26–31.
- Roswitha Wiltschko, Wolfgang Wiltschko: Magnetic Orientation in Animals. Springer Verlag, Heidelberg 1998, ISBN 3-540-59257-1.
- Wolfgang Wiltschko: Magnetic Orientation. In: Josef Dudel, Randolf Menzel, Robert F. Schmidt: Neurowissenschaft. Vom Molekül zur Kognition. Springer, Berlin 2001, ISBN 3-540-41335-9.