Im antiken Rom war die Mittelmeer-Muräne (Muraena helena) ein äußerst beliebter Speisefisch. Sie war in der Tat so beliebt, dass sie in großen Stückzahlen seitdem 1. Jahrhunderts v. Chr. in Aquarien (die meisten von ihnen waren komplexe Systeme aus vielen miteinander verbundenen Einzelbecken) gehalten wurde. Anfänglich zum Verzehr in vom restlichen Meer abgegrenzten Meerbecken eingesetzt, entwickelte sich die Haltung maritimer Arten zu einem Statussymbol der elitären Oberschicht. Die Tiere wurden mit frisch gefangenen Kleinfische und Krebse sowie zu seltenen Anlässen mit getrocknetem Brot und Obst gefüttert (ob das Futter nur ins Wasser gegeben wurde oder auch wirklich gefressen wurde, geben die Quellen leider nicht her).
Für etwa einhundert Jahre wurde Fischhaltung ein integraler Bestandteil gehobener römischer Lebensweise, nicht selten mit Hang zur Verschwendung. Bis in der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. die neu aufgekommene flavische Dynastie Bescheidenheit und Sparsamkeit forderte und die teure Fischhaltung als Zierde rasch an Bedeutung verlor.
Dennoch ist die Mittelmeer-Muräne damit aus der großen Gruppe der Fische eine der wenigen Arten, die bereits sehr früh in der Geschichte erfolgreich gehalten wurde. Andere Arten dieser frühen Geschichte der Aquaristik sind der Europäische Wolfsbarsch (Dicentrarchus labrax), die Goldbrasse (Sparus aurata), die Streifenbarbe (Mullus surmuletus), die Großkopfmeeräsche (Mugil cephalus) sowie einige Plattfische (Pleuronectidae, Bothidae und Soleidae).
Allerdings war die Mittelmeer-Muräne die am häufigsten gehaltene Meerwasser-Art.
Quellen
- Elena Nikulina, Ulrich Schmölcke: Fischhaltung im antiken Rom und ihr Ansehenswandel im Licht der politischen Situation. In: Schriften des naturwissenschaftlichen Vereins für Schleswig-Holstein. Band 70, Dezember 2008, S. 36–55 (uni-kiel.de [PDF; 1000 kB; https://web.archive.org/web/20110719105340/https://www.schriften.uni-kiel.de/Band%2070/Schmoelcke_Nikulina_70_36-55.pdf) Abgerufen am 22.09.2023
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