Im Alten Ägypten galten Giraffen als Orakelwesen mit schamanischen Zügen. Man glaubte, die langhalsigen Tiere, konnten Gefahren vorhersehen, wie Raubtiere und Unwetter, und warnten Menschen und Tiere vor diesen.
Vermutlich entwickelte sich dieser Glaube aus dem Umstand heraus, dass Giraffen aufgrund ihrer Größe und scharfen Augen Artgenossen und Fressfeinde frühzeitig erkennen. Giraffen waren bereits in der Prädynastischen Epoche (4000–3032 v. Chr.) in Ägypten sehr selten, was ihnen wohl noch mehr zu dem Status eines "magischen Wesens" verhalf.
Das ägyptische Wort, das für Giraffendarstellungen Verwendung fand, lautet ser(u) und bedeutet "erspähen", "in die Ferne blicken", aber auch (symbolisch gesprochen) "vorhersagen".
Quellen
- Ingrid Bohms: Säugetiere in der altägyptischen Literatur (= Habelts Dissertationsdrucke: Reihe Ägyptologie, Bd. 2). LIT, Münster 2013, ISBN 3-643-12104-0, S. 84–87.
- Wolfhart Westendorf: Bemerkungen und Korrekturen zum Lexikon der Ägyptologie. Göttinger Miszellen, Göttingen 1989. S. 66–68.