Der Grasfrosch (Rana temporaria) ist sogenannter "Explosivlaicher", dessen Fortpflanzungsphase zeitlich sehr konzentriert an wenigen Tagen abläuft. Dabei versammeln sich mehrere hundert Individuen an einem bestimmten Ort. In diesen sehr überfüllten Brutansammlungen laufen Weibchen Gefahr ihr Leben zu verlieren, während die Männchen darum kämpfen, die selteneren Weibchen und damit eine Paarungsgelegenheit zu ergattern. Früher ging man davon aus, dass die Weibchen keine Möglichkeit besäßen, sich den zahllosen Verehrern zu erwehren.
Eine neue Studie zeigt, aber, dass die Damen durchaus Möglichkeiten besitzen, lästige Liebhaber auf Abstand zu halten.
Dazu zählen ein Rotieren, um dem Griff des Männchens (Frösche paaren sich, indem das Männchen das Weibchen umklammert) zu entgehen, wie auch das Nachahmen des Freigaberufs des Männchens (mit dem Männchen das umklammernde Männchen darüber informieren, dass es ein anderes Männchen ergriffen hat) und tonische Unbeweglichkeit – also den eigenen Tod vortäuschen.
Letzteres wird im Zusammenhang mit der Paarung selten beobachtet, ist jedoch besser bei Interaktionen zwischen Raubtieren und Beutetieren bekannt, was auf ein hohes Maß an Stress bei Weibchen während der Paarungszeit hinweist.
Gerade jüngere und kleinere Weibchen, die eher Gefahr laufen erdrückt zu werden, zeigen diese Verhaltensweise häufiger. Was den Schluss nahe legt, dass Erfahrung und Lernen in diesem Zusammentreffen sexueller Konflikte eine Rolle spielen könnten.
Quellen
- Beispielsweise Übersicht bei Heribert Wolsbeck, Hubert Laufer & Helmut Genthner: Grasfrosch, Rana temporaria Linnaeus, 1758. In: Hubert Laufer, Klemens Fritz & Peter Sowig (Hrsg.): Die Amphibien und Reptilien Baden-Württembergs. Ulmer-Verlag, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-8001-4385-6, S. 431–450.
- Drop dead! Female mate avoidance in an explosively breeding frog | Royal Society Open Science https://royalsocietypublishing.org/doi/10.1098/rsos.230742 Abgerufen am 17.11.2023